Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
in der Totenstille und dem rabenschwarzen Dunkel der Höhle plötzlich klar, dass all die Hoffnungen, an die sie sich so viele Jahre geklammert hatte, in ihrem Herzen längst zu Staub zerronnen waren. Ihr Vater würde nicht wieder kommen, und sie konnte ihn nicht einmal fragen, weshalb er sie verlassen hatte. Warum hatte er sie nicht wenigstens irgendwann besucht? Bedeutete sie ihm so wenig, dass er sie nicht mal sehen wollte?
    Aber die Dunkelheit hatte auch etwas Gutes: Sie duldete keine weinerliche Selbsttäuschung. Denn eigentlich ahnte Corrie, warum sie nie wieder etwas von ihrem Vater gehört hatte. Einmal hatte sie nämlich, als sie nach Hause kam, ihre Mutter dabei ertappt, wie sie die Asche eines gerade erst verbrannten Briefes zusammenkehrte. War es ein Brief von ihmgewesen? Es wurmte sie nachträglich, dass sie ihre Mutter nicht auf der Stelle zur Rede gestellt hatte.
    Wieder eine der Fragen, auf die sie nun nie mehr eine Antwort bekommen würde. Und wenn ihr Leben tatsächlich in dieser finsteren Höhle enden sollte, erübrigten sich alle Fragen und alle Antworten. Ihr Vater würde wohl nicht einmal erfahren, dass sie tot war.
    Bei diesem Gedanken fiel ihr Pendergast ein: der Einzige, der sie immer wie eine Erwachsene behandelt hatte. Und ausgerechnet ihn hatte sie so bitter enttäuscht! Es war eine Riesendummheit gewesen, sich in diese Höhle vorzuwagen, ohne jemandem etwas von ihrem Vorhaben zu sagen!
    Wieder ein Gedanke, der ihr, ob sie es wollte oder nicht, ein Schluchzen entlockte.
    Bis sie sich plötzlich innerlich einen Ruck gab und laut ins Dunkel sagte: »Hör endlich auf, in deinem Selbstmitleid zu baden!« Das Echo ihrer Stimme hallte eine Weile von den Felswänden wider, bis es schließlich verebbte.
    Aber im selben Moment hörte sie ein anderes Geräusch, eine Art wisperndes Flüstern.
    Kam das Ungeheuer zurück? Ihr Peiniger?
    Sie lauschte angestrengt ins Dunkel. Die Geräusche schienen sich zu vervielfachen, aber sie drangen so schwach und so verzerrt zu ihr, dass sie nicht ausmachen konnte, ob es wirklich eine flüsternde Stimme oder laute Rufe waren.
    Und plötzlich hörte sie ein scharfes Geräusch, dessen Echo wie rollende Brandung widerhallte. Sie rätselte eine Weile herum, bis ihr auf einmal eine Erleuchtung kam: Ja, es konnte gar nicht anders sein, es war ein Gewehrschuss gewesen!
    Ihre trüben Gedanken waren im Nu verflogen. Sie stemmte sich hoch und schrie, so laut sie nur konnte: »Hier bin ich! Hierher! Helft mir! Bitte, helft mir doch!«

69
    Lefty Weeks hatte große Mühe, mit Pendergast Schritt zu halten. Der Mann war ihm ein Rätsel. Warum eilte er in solchem Tempo durch die Höhle und ließ ständig seine Stablampe kreisen? Andererseits war es natürlich beruhigend, nicht durchs Dunkel hasten zu müssen. Insgeheim musste er zugeben, dass er sich in der Nähe des Agent irgendwie sicherer fühlte, zumindest war er kein flatterndes Nervenbündel mehr. Doch ganz verdrängen konnte er die Erinnerung an die Begegnung mit dem Ungeheuer immer noch nicht. Gott im Himmel, wenn er daran dachte, wie die Schattengestalt aus dem Dunkel seine beiden Spürhunde zugerichtet hatte…
    Und plötzlich blieb er stehen und fragte mit zitternder Stimme: »Was war das?«
    Ohne sich umzudrehen, sagte Pendergast: »Officer Weeks, wenn Sie Wert darauf legen, mit mir zu kommen, erwarte ich, dass Sie dicht hinter mir bleiben.«
    »Aber ich habe eben irgendwas gehört…«
    »Hier geht’s lang, Officer!«
    Die Art, wie Pendergast das sagte – höflich, aber bestimmt –, jagte Weeks eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Ja, Sir«, murmelte er kleinlaut. Doch dann hörte er das rätselhafte Geräusch wieder. Es schien von vorn zu kommen, laut wie ein Gewehrschuss, aber weil es sich so seltsam lang gezogen und vom Widerhall des Echos verzerrt anhörte, konnte er sich keinen Reim darauf machen. Das Einzige, was er genau zu wissen glaubte, war, dass Pendergast direkt in diese Richtung eilte. Es lag ihm auf der Zunge, den Agent zu warnen, aber er traute sich nicht.
    Sie durchquerten eine Höhle, an deren niedriger Decke Kristalle glitzerten. Weeks stieß mit dem Schädel an eine der messerscharfen Ablagerungen, fluchte und zog eilends den Kopf ein. Hier war er mit den Hunden bestimmt nicht vorbeigekommen, das wusste er genau. Pendergast schwenkte dieStablampe hin und her, als gäbe es hier unten Wunder was zu sehen. Dabei entdeckten sie ein paar kalktrübe Tümpel, die sich wie eine Perlenschnur aneinander

Weitere Kostenlose Bücher