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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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unter ihm,dass er ihn nicht sehen konnte. Er tastete die Umgebung nach einem handlich kleinen Stein ab, warf ihn hinunter und fing an zu zählen. Als er bei dreißig angekommen war, gab er auf. Jeder Versuch, sich an der Felswand nach unten zu hangeln, wäre Selbstmord gewesen, was freilich auch für ihren Verfolger galt. Die unheimliche Schattengestalt konnte ihnen nur gefährlich werden, wenn sie, genau wie sie es getan hatten, den steilen Anstieg bis zur Felsspalte bewältigte. Ein besseres Versteck hätten sie gar nicht finden können.
    »Rühr dich nicht vom Fleck!«, flüsterte er Brast zu. »Vor uns lauert ein Abgrund.«
    »Ein Abgrund?«, fragte Brast mit zitternder Stimme. »Wie tief ist er denn?«
    »So tief, dass du dir das Genick brichst. Warte hier, ich bin gleich wieder da.«
    Larssen kroch bis zu der Stelle zurück, an der sie zu dem engen Felsspalt hochgestiegen waren, sammelte sämtliche größeren Steine ein und stapelte sie zu einem hohen Wall übereinander. Wenn ihr Verfolger tatsächlich zu der Höhle unten finden sollte, was Larssen für nahezu ausgeschlossen hielt, sah er nur Steine und kam vermutlich nie auf den Gedanken, dass sie sich hinter dem Schutzwall versteckt hatten. Er kroch zu Brast zurück. »Hör zu: Verhalt dich so leise wie möglich! Jedes laute Geräusch kann uns verraten. Wir bleiben hier, bis der Suchtrupp den Mörder aufgespürt und überwältigt hat. Danach wird er sich auf die Suche nach uns machen.« Brast nickte zögernd. »Aber woher willst du denn wissen, dass wir hier sicher sind?«
    »Solange du den Mund hältst, sind wir hier sicher!«
    Sie krochen zu der Stelle, an der sie sich nebeneinander kauern konnten, ohne sich den Schädel an der Höhlendecke aufzuschrammen. Nach einer Weile spürte Larssen, dass die unheimliche Stille an seinen Nerven zerrte. Er hielt den Atem an und lauschte ins Dunkel. War ihnen die Schattengestalt vielleicht schon viel näher, als sie ahnten?
    Wenn Brast nur endlich Ruhe gegeben hätte! Aber nein, er rumorte unablässig vor sich hin. Schließlich wurde es Larssen zu dumm, er setzte sich die Nachtsichtokulare auf, weil er sehen wollte, was der Trooper eigentlich trieb. »Nein, tu’s nicht, Brast!«, konnte Larssen gerade noch zischen. Aber es war schon zu spät. Ein kratzendes Geräusch, ein Streichholz flammte auf, und dann schleuderte Brast die winzige Fackel ziellos ins Dunkel.
    »Bist du jetzt völlig verrückt geworden?«, fuhr Larssen ihn mit mühsam beherrschter Stimme an. »Was denkst du dir eigentlich bei dem Quatsch?«
    »Sei doch froh, dass ich Streichhölzer dabeihabe!«, verteidigte sich Brast mit weinerlicher Stimme. »Du hast gesagt, dass das Monster uns hier nicht finden kann. Hier sind wir vor ihm sicher, hast du gesagt.« Und dann fing er tatsächlich zu weinen an. Das ganze Elend seiner aufgestauten Ängste brach aus ihm heraus. »Ich kann die Dunkelheit nicht mehr ertragen! Ich kann’s einfach nicht!« Und schon warf er wieder ein brennendes Streichholz ins Dunkel.
    Larssen starrte fassungslos auf das verglühende Streichholz. Bis ihm auf einmal bewusst wurde, wie jämmerlich er – durchnässt und ohne Hemd – in der kalten, feuchten Höhle fror. War es wirklich so schlimm, wenn Brast ein bisschen zündelte und ihnen zumindest zu der Illusion von Wärme verhalf? Sollte er doch seine Streichhölzer sinnlos vergeuden! Sie saßen so tief in der Höhle verborgen, dass die Schattengestalt die winzige Flamme hinter dem Steinwall bestimmt nicht sehen konnte.
    Und so lagen sie schließlich auf engstem Raum und keine drei Meter von dem bodenlosen Abgrund entfernt still in ihrem Versteck, bis Larssen auf einmal ein seltsames Geräusch hörte. Er fuhr hoch, stülpte sich das Nachtsichtgerät über und lauschte. Kein Zweifel, das Geräusch hörte sich wie rollende Steine an!
    Brast hatte gerade wieder ein Streichholz angerissen. Als er esins Dunkel werfen wollte, fasste Larssen ihn am Arm und zischte: »Mach’s aus! Schnell, mach’s aus!«
    Brast schrak zusammen, versengte sich die Fingerkuppen und warf das Streichholz weg. Als er sich verärgert zu Larssen umdrehen wollte, erstarrte er. Dann rappelte er sich hoch und kroch hektisch davon – genau auf die Abbruchkante und den gähnenden Abgrund zu.
    »Nein!«, schrie Larssen entsetzt.
    Von Brast war nichts mehr zu sehen, der Abgrund hatte ihn verschlungen.
    Larssen lauschte angestrengt ins Dunkel, aber sein hämmernder Herzschlag und seine keuchenden Atemzüge übertönten

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