Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
gewesen – ein paar der Oberen konnten ziemlich nachtragend sein. »Das ist unheimlich mutig von Ihnen.«
»Na ja, ich weiß nicht. Wohl eher nur dumm. Ich habe gesagt, ich mach’s, und jetzt glaube ich, es tun zu müssen, obwohl das Kuratorium bereits gegen mich gestimmt hat.«
»Und dann ist es ja auch die erste Ausgabe unter Ihrer Leitung.«
»Die erste und vielleicht die letzte.«
»Es war mir ernst, was ich damals gesagt habe. Ich bin zwar nicht Ihrer Meinung, aber ich unterstütze Ihr Recht, das Editorial zu veröffentlichen. Sie können sich da ganz auf mich verlassen. Ich glaube, dass mir in der Hinsicht jeder in der Abteilung zustimmen wird – außer vielleicht Ashton.«
Margo lächelte. »Ich weiß. Und ich weiß das wirklich zu schätzen.«
Nora trank einen Schluck Wein und warf einen Blick aufs Etikett der Flasche: ein Vermentino, und zwar ein sehr guter. Bill, dieser unverbesserliche Weinsnob, hatte ihr in den vergangenen zwei Jahren eine Menge beigebracht. »Es ist schwer, sich als Frau im Museum durchzusetzen«, sagte sie. »Die Verhältnisse sind zwar schon viel besser als noch vor ein paar Jahren, aber es gibt immer noch nicht viele weibliche Dekane oder Abteilungsleiter. Und wenn Sie sich die Kuratoriumsmitglieder anschauen, na ja, das sind gesellschaftlich ambitionierte Anwälte und Investmentbanker, zwei Drittel davon Männer, die wenig Interesse an Wissenschaft und öffentlicher Bildung haben.«
»Es ist ziemlich entmutigend, dass ein solches Top-Museum da nicht mehr tut.«
»Das ist der Lauf der Welt.« Nora probierte einen Bissen von dem Lachs. Er war gut, fast der beste, den sie je gegessen hatte.
»Aber nun erzählen Sie doch mal: Wie haben Sie und Bill sich eigentlich kennen gelernt? Ich bin ihm im Museum begegnet, als ich da noch als studentische Hilfskraft gearbeitet habe. Es kam mir nicht so vor, als sei er besonders scharf aufs Heiraten gewesen. Aber er hat mir gefallen, trotz allem – was ich ihm aber nie gezeigt habe. Er war schon ‘ne ziemliche Type.«
»Er hat Ihnen gefallen? Als ich Bill kennen gelernt habe, habe ich ihn für den größten Idioten gehalten, dem ich je begegnet bin.« Nora lächelte, als sie sich an damals erinnerte. »Er hat in einer dicken Limousine gesessen und in diesem furchtbaren Kaff Page in Arizona seine Bücher signiert.«
Margo lachte. »Ich kann ihn förmlich vor mir sehen. Komisch, im ersten Moment macht er meistens einen schlechten Eindruck – bis man feststellt, dass er ein Herz aus Gold hat … und den Mut eines Löwen.«
Nora nickte, auch wenn sie Margos Einsicht ein wenig überraschend fand. »Es hat eine Weile gedauert, bis ich dahintergekommen bin und diese ›Furchtlose Reporter‹-Pose durchschaut habe. Bill und ich sind grundverschieden, das hilft in einer Ehe. Ich könnte es nicht ausstehen, mit jemandem verheiratet zu sein, der so ist wie ich – ich bin viel zu herrisch.«
»Ich auch«, sagte Margo. »Was haben Sie denn jemals in Page, Arizona, gemacht?«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich habe damals eine archäologische Exkursion in die Canyons in Utah geleitet. Page war unser Treffpunkt.«
»Klingt faszinierend.«
»War es auch. Zu faszinierend, wie sich später herausstellte. Hinterher habe ich eine Stelle am Lloyd Museum angenommen.«
»Ehrlich? Sie waren also da, als es dichtgemacht hat?«
»Es hatte ja schon mehr oder weniger dichtgemacht, bevor es seine Pforten öffnete. Palmer Lloyd soll angeblich völlig durchgedreht gewesen sein. Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich meine Brücken bereits hinter mir abgebrochen, mit der Folge, dass ich wieder arbeitslos war. Also habe ich hier im Naturhistorischen Museum einen Job angenommen.«
»Na ja, was das Lloyd Museum verloren hat, haben wir gewonnen.«
»Sie meinen die Halle der Diamanten«, entgegnete Nora witzelnd. »Nachdem die Pläne, das Lloyd Museum zu eröffnen, gescheitert waren, hat das Museum hier sofort zugegriffen und mit Hilfe der gigantischen Spende eines reichen Mäzens die weltbekannte Diamantensammlung für ihre eigene Edelsteinhalle erworben.«
Margo lachte. »Stellen Sie sich doch nicht so dumm. Ich habe von Ihnen gesprochen.«
Nora genehmigte sich noch einen Schluck Wein. »Und wie steht’s mit Ihnen, Margo? Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?«
»Ich habe hier als Doktorandin in Ethnopharmakologie gearbeitet. Das war zur Zeit der Museumsmorde, über die Bill in seinem ersten Buch geschrieben hat. Haben Sie es gelesen?«
»Machen Sie
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