Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
sich ein Klavier, auf dem ein Notenständer mit irgendwelchen Partituren von Broadwaymusicals stand, daneben hingen ein paar zoologische Drucke von seltsamen Tieren aus dem 19. Jahrhundert. In einem Regal an einer anderen Wand waren Bücher, ein zweites enthielt ein Sammelsurium interessanter Gegenstände: römische Münzen, ein ägyptisches Parfümfläschchen aus Metall, eine kleine Sammlung aus Vogeleiern, Pfeilspitzen, ein indianisches Gefäß, ein Stück knorriges Treibholz, eine versteinerte Krabbe, Muscheln, zwei Vogelschädel, einige Mineralien sowie ein Goldnugget. Ein kleines Kuriositätenkabinett. An der gegenüberliegenden Wand hing ein außergewöhnlich schöner Teppich der Navajo-Indianer.
Die Einrichtung sagt etwas über Margo aus, dachte Nora – dass sie interessanter war, als sie ihr zunächst erschien. Und dass sie viel wohlhabender war, als sie erwartet hatte. Das hier war kein billiges Apartment, und das Gebäude, in dem es sich befand, hatte auch nicht gerade den Eindruck eines Genossenschaftsbaus gemacht.
Margo rief ihr zu: »Verzeihen Sie bitte, wenn ich Sie kurz allein lassen muss. Bin gleich wieder bei Ihnen.«
»Kann ich bei irgendetwas helfen?«
»Nein, nein. Machen Sie’s sich bequem. Roten oder weißen?«
»Ich trinke, was Sie trinken.«
»Also weißen. Es gibt Fisch.«
Nora hatte den Lachs, der in einem köstlichen Fischsud dünstete, schon gerochen. Kurz darauf kam Margo ins Zimmer, in Händen einen Servierteller mit dem wunderschön mit Dill und Zitronenscheiben garnierten Fisch. Sie stellte den Teller auf den Tisch, ging in die Küche zurück und kam mit einer Flasche gekühltem Wein zurück. Nachdem sie erst Noras Glas und dann ihres gefüllt hatte, setzte sie sich.
»Das ist ein ziemlich aufwändiges Essen«, sagte Nora, der nicht nur Margos Kochkünste imponierten, sondern auch die Tatsache, dass diese sich so viel Mühe gegeben hatte.
»Nicht der Rede wert. Ich dachte mir, dass Sie eine kleine Pause gut gebrauchen können – jetzt, da Bill dienstlich unterwegs ist und die Ausstellungseröffnung immer näher rückt.«
»Das stimmt, aber ich habe nicht mit etwas so Schönem gerechnet.«
»Ich koche gern, finde aber kaum Gelegenheit dazu – so wie ich offenbar auch nie die Zeit habe, einen Mann kennen zu lernen.« Margo lächelte etwas verbittert und strich sich mit rascher Gebärde die kurzen braunen Haare aus dem Gesicht. »Also, wie laufen denn die Ausstellungsvorbereitungen so?«
»Heute bin ich zum ersten Mal seit einer Woche vor Mitternacht aus dem Museum rausgekommen.«
»Oje.«
»Es ist noch nichts fertig. Ich begreife nicht, wie die es schaffen wollen, aber alle, die so etwas schon mal durchgemacht haben, schwören, dass am Ende doch noch alles rechtzeitig fertig wird.«
»Das keime ich. Ich muss übrigens heute Abend auch noch mal ins Museum.«
»Wirklich?«
Margo nickte. »Ich muss die nächste Ausgabe von Museology unter Dach und Fach bringen.«
»Mein Gott, Margo! Dann können Sie Ihre Zeit doch nicht damit vergeuden, mir ein Abendessen zu kochen.«
»Machen Sie Witze? Ich musste einfach mal aus dem staubigen alten Kasten raus, und wenn auch nur für ein paar Stunden. Glauben Sie mir, das ist auch für mich ein Freude.« Sie schnitt ein Stück Lachs ab und legte es Nora auf den Teller, dann bediente sie sich selbst und fügte einige Stangen perfekt gekochten Spargel sowie etwas Wildreis hinzu.
Nora sah Margo zu, wie sie das Essen servierte, und fragte sich, warum sie sich wohl derart in ihr geirrt hatte. Sicher, Margo war ganz schön rangegangen bei ihren ersten Begegnungen, sie hatte nicht mit Kritik gespart, war dabei spröde und reserviert gewesen, aber außerhalb des Museums war sie anscheinend ein ganz anderer Mensch, von einer überraschenden Großzügigkeit und Großherzigkeit. Außerdem bemühte sie sich ganz offensichtlich, ihre bissigen Äußerungen während der Mitarbeitersitzung wiedergutzumachen. Und schließlich war sie sogar über ihre Entschuldigung hinausgegangen und hatte sie zu sich nach Hause zum Essen eingeladen.
»Übrigens, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich mein Editorial trotz allem veröffentliche. Mag sein, dass ich damit auf verlorenem Posten stehe, aber ich finde einfach, dass ich das machen muss.«
Nora empfand Bewunderung. Auch wenn Margo Menzies’ Unterstützung hatte, das war ein mutiger Entschluss. Sie selbst hatte sich auch schon einmal gegen die Museumsleitung gestellt, und es war kein Zuckerschlecken
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