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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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entgegen seinen Annahmen und entgegen Pendergasts Andeutungen – nicht in das Täuschungsmanöver eingeweiht war. Bei den »erforderlichen Unterlagen« handelte es sich vermutlich um die notariellen Einweisungspapiere. Plötzlich lag Pendergasts Plan, ihn zu schützen, in aller Deutlichkeit vor ihm. Er konnte gar nicht weg von hier, selbst wenn er wollte. Denn alles, was er sagte – all seine Einwände, sein Leugnen und seine Rede von einem Mörder –, bestätigte nur, was der Direktor durch die Lektüre seiner Krankenakte bereits erfahren hatte: dass er unter Wahnvorstellungen litt. Smithback schluckte und bemühte sich, einen ganz vernünftigen, zurechnungsfähigen Eindruck zu machen.
    »Dr. Tisander, lassen Sie es mich Ihnen erklären. Der Mann, der mich hierher gebracht hat, Special Agent Pendergast – er hat mir eine falsche Identität gegeben und mich hier eingewiesen, um mich vor dem Mörder zu schützen. Diese ganzen Papiere, die Sie haben, sind gefälscht. Das alles ist ein Schwindel. Wenn Sie mir nicht glauben, dann rufen Sie doch die New York Times an. Bitten Sie darum, dass die Ihnen ein Bild von mir faxen, eine Beschreibung; Sie werden feststellen, dass ich William Smithback bin. Edward Jones gibt es nicht.«
    Er hielte inne, denn ihm fiel selber auf, wie verrückt das alles klang. Dr. Tisander hörte ihm immer noch lächelnd zu und schenkte ihm seine ganze Aufmerksamkeit, aber jetzt erkannte Smithback die Nuancen dieses Ausdrucks. Es war Mitleid, gemischt vielleicht mit einem leisen Anflug jener Erleichterung, mit der die geistig Gesunden die geistig Kranken betrachteten. Und den gleichen Ausdruck hatte gestern Abend bestimmt auch sein Gesicht angenommen, als er Throckmorton zuhörte, während der ihm von seinem Geschäftstermin mit Gott erzählte.
    »Sehen Sie mal«, begann er wieder. »Sie haben doch sicherlich von mir gehört, meine Bücher gelesen. Ich habe drei Bestseller geschrieben. Relic, Attic und Thunderhead. Wenn Sie die in Ihrer Bibliothek haben, können Sie meine Angaben nachprüfen. Mein Foto ist auf allen drei Büchern hinten auf dem Schutzumschlag abgebildet.«
    »Dann sind Sie also auch noch Bestsellerautor, ja?« Dr. Tisander ließ sein Lächeln ein wenig breiter werden. »Wir führen in unserer Bibliothek keine Bestseller. Sie appellieren an den kleinsten gemeinsamen Nenner der Leserschaft und, was noch schlimmer ist, sie neigen dazu, unsere Gäste allzu sehr in Erregung zu versetzen.«
    Smithback schluckte verdutzt. Er bemühte sich, wie die personifizierte Vernunft und geistige Gesundheit zu klingen. »Dr. Tisander, ich verstehe ja, dass ich Ihnen verrückt erscheinen muss. Aber wenn Sie mir bitte gestatten, das Telefon da auf Ihrem Schreibtisch zu benutzen – nur einmal –, dann beweise ich Ihnen das Gegenteil. Dann kann ich mit meiner Frau oder meinem Chefredakteur bei der Times sprechen. Beide werden Ihnen sofort bestätigen, dass ich Bill Smithback bin. Nur ein Anruf – um mehr bitte ich nicht.«
    »Danke, Edward«, sagte Tisander und erhob sich. »Ich stelle fest, dass Sie bei der kommenden Sitzung mit Ihrem Therapeuten viel zu besprechen haben. Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen, ich habe noch zu tun.«
    »Verdammt noch mal, rufen Sie da an!«, schrie Smithback. Er sprang auf und griff nach dem Telefonhörer. Tisander wich mit verblüffender Behändigkeit zurück, und Smithback spürte, wie die beiden Pfleger ihn von hinten an den Armen packten.
    Er wehrte sich. »Ich bin nicht verrückt! Sie Kretin, können Sie denn nicht erkennen, dass ich psychisch genauso gesund bin wie Sie? Rufen Sie da endlich an, verflucht noch mal!«
    »Es wird Ihnen besser gehen, wenn Sie auf Ihr Zimmer zurückgekehrt sind, Edward«, sagte Dr. Tisander, der seine Fassung allmählich wiedergewann und sich in seinem Sessel zurücklehnte. »Wir sprechen uns bald wieder. Bitte verlieren Sie nicht den Mut; es fällt oft schwer, sich auf eine Übergangssituation einzustellen. Ich möchte Ihnen nochmals versichern, dass wir hier sind, um Ihnen zu helfen.«
    »Nein!«, schrie Smithback. »Das ist doch lächerlich! Das hier ist nichts als eine Posse! Das können Sie nicht mit mir machen…«
    Und dann wurde Smithback unter wütenden Protesten sanft, aber mit Nachdruck aus dem Büro hinauskomplimentiert.

29
     
    Während Margo in der Küche das Abendessen vorbereitete, nahm sich Nora einen Augenblick Zeit, um sich in der unerwartet großen und eleganten Wohnung umzuschauen. An einer Wand befand

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