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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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dabei, Ihnen die bedauernswerte Nase zu putzen. Mir bleibt nur noch eine Pflicht: wenn das Schiff sinkt, mit ihm unterzugehen. Guten Tag, Mr LeSeur.«
    Cutter wurde noch röter im Gesicht, und plötzlich begriff LeSeur, dass dies nicht die Folge von Wut, Hass oder Angst war. Nein – es war die Röte des Triumphes, des perversen Triumphes der Vergeltung.

[home]
60
    Bekleidet mit dem safrangelben Gewand eines tibetischen buddhistischen Mönches, zog Scott Blackburn die Vorhänge vor die Glasschiebetüren seines Balkons und schloss das Grau des Sturms aus. Hunderte von Butterkerzen erfüllten den Salon mit ihrem zitternden gelben Licht, während zwei Rauchgefäße aus Messing die Luft mit dem erlesenen Wohlgeruch von Sandelholz und Kewra-Blütenwasser parfümierten.
    Auf einem Seitentisch klingelte beharrlich ein Telefon. Er betrachtete es mürrisch, ging hinüber und hob ab.
    »Was ist?«, sagte er knapp.
    »Scotty?«, kam die hohe, atemlose Stimme. »Ich bin’s, Jason. Wir versuchen seit Stunden, dich zu erreichen! Hör zu, die drehen alle durch, wir müssen …«
    »Halt die Schnauze«, sagte Blackburn. »Wenn du mich noch mal anrufst, reiß ich dir den Kopf ab und spül ihn das Klo runter.« Und damit legte er den Hörer sanft auf die Gabel.
    Seine Sinne waren noch nie so wach gewesen, so scharf, wachsam, derart fokussiert. Hinter der Tür zur Suite hörte er Schreie und Flüche, polternde Schritte, laute Rufe, das Anbranden der Wellen gegen den Bug. Was immer gerade passierte, es betraf ihn nicht und konnte ihn in seiner abgeschlossenen Kabine nicht berühren. Hier war er – gemeinsam mit dem Agozyen – in Sicherheit.
    Während er die nötigen Vorkehrungen traf, dachte er an den merkwürdigen Verlauf der vergangenen Tage und daran, wie sich sein Leben in transzendentaler Weise verändert hatte. Der Ruf aus dem Nichts durch das Gemälde: wie er es zum ersten Mal im Hotelzimmer erblickt hatte; es seinem unreifen und unwürdigen Besitzer entrissen, es an Bord gebracht hatte. Und dann, am selben Tag, Carol Mason wieder zu treffen – wie seltsam das Leben doch war. Im ersten Hochgefühl des stolzen Besitzes hatte er das Agozyen mit ihr geteilt, und dann hatten sie so ungestüm, mit solch absoluter Hingabe gevögelt, dass er spürte, wie dieser Beischlaf das Fundament seines Seins erschütterte. Dann aber hatte er die Veränderung in ihr bemerkt, genauso wie zuvor den Wandel in ihm selbst. Er hatte den unverkennbaren, besitzergreifenden Hunger in ihren Augen gesehen, die herrliche und furchterregende Preisgabe aller alten und ehrwürdigen moralischen Gebote.
    Und erst da war ihm aufgegangen, was er schon früher hätte erkennen müssen: dass er ganz außerordentlich aufpassen musste, wenn er seine Trophäe schützen wollte. Alle, die sie gesehen hatten, würden sie besitzen wollen. Denn das Agozyen, dieses unerhörte Mandala-Universum, besaß eine einzigartige Macht über den menschlichen Geist. Eine Macht, die
befreit
werden konnte. Und er, vor allen anderen, war in der idealen Lage, diese Macht zu befreien. Er verfügte über das Kapital, die Intelligenz und – vor allem – die
Technologie
. Mit seiner grafischen Push-Technologie könnte er das Bild in all seinen Details um die ganze Welt senden. Er konnte es sich zunutze machen und Macht dadurch gewinnen. Mit seinem schier unbegrenzten Zugang zu Geldern und Talenten konnte er die Geheimnisse des Bildes lüften und lernen, wie es seine erstaunlichen Wirkungen auf den menschlichen Geist und Körper entfaltet, und diese Information dann auf die Erzeugung anderer Bilder übertragen. Jeder Mensch auf Erden – zumindest jeder, der auch nur im Geringsten zählte – würde völlig verändert sein. Er würde das Original besitzen; er würde kontrollieren, wie dessen Abbild verbreitet würde. Die Welt würde ein neuer anderer Ort werden;
sein
Ort.
    Leider gab es noch einen Menschen, der von den Morden wusste, die er begangen hatte. Mittlerweile war er davon überzeugt, dass ihm dieser Ermittler aufs Schiff gefolgt war und jedes Mittel einsetzte, selbst Zimmermädchen der
Britannia
, um ihm seinen kostbarsten Besitz streitig zu machen. Bei diesem Gedanken geriet Blackburns Blut in Wallung. Sein Herz schlug schneller; er empfand einen derart intensiven Hass, dass es in seinen Ohren summte und knisterte. Wie der Mann von dem Agozyen-Mandala erfahren hatte, wusste Blackburn nicht. Vielleicht hatte Ambrose versucht, es zuerst ihm zu verkaufen; vielleicht war der

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