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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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SSB -Funkgerät, außerdem Radar, Kartenplotter, Tiefenmesser, Funknavigationssystem – das volle Programm.«
    Bruce nickte. »Gut. Und nun stehen Sie hier nicht wie eine Herde Schafe herum. Sobald wir das Zeichen geben, beten Sie einen Rosenkranz für uns und betätigen den verdammten Schalter!«
    Und damit schloss und verriegelte er die Luke, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

[home]
65
    Constance Greene öffnete einen sehr alten Kasten aus Sandelholz und entnahm ihm einen bizarren, fabelhaft komplexen Knoten aus grauer Seidenkordel. Oberflächlich ähnelte er einem obskuren europäischen Knoten, dem sogenannten
Mors du Cheval
, nur dass dieser hier viel komplizierter war. Auf Tibetisch hieß er
dgongs
, der »Entwirrende«.
    Den Knoten hatte ihr Tsering kurz vor ihrer Abreise aus dem Kloster Gsalrig Chongg geschenkt. Er war im achtzehnten Jahrhundert von einem verehrten Lama geknüpft worden und wurde im Rahmen einer besonderen meditativen Übung verwendet, die dazu diente, sich von Bindungen zu lösen, sich von bösen Gedanken oder Einflüssen zu befreien oder das Zusammenkommen von zwei Menschen im Geiste zu unterstützen. In Constances Fall sollte der Knoten sie von dem Makel, der durch ihren Mord an ihr haftete, befreien; jetzt hoffte sie, der Knoten würde Pendergast von der Wirkung des Agozyens reinwaschen. Der Knoten durfte in der Wirklichkeit niemals gelöst werden: dies zu tun, würde bedeuten, seine Macht freizugeben und ihn in eine bloße seidene Kordel zurückzuverwandeln. Es ging hier ausschließlich um eine Übung des Geistes und der Seele.
    In der Kabine war es dunkel, die Vorhänge vor den Balkonfenstern waren fest zugezogen. Constance legte den Knoten auf ein kleines Seidenkissen vor Pendergast auf den Boden; ringsum brannten Kerzen. Dann ließ sie sich ihm gegenüber nieder. Der Knoten lag zwischen ihnen, ein loses Ende deutete auf Constance, das andere auf Pendergast. Ein Symbol, ein seelisches wie körperliches, der Vernetzung allen Lebens und – im Besonderen – der beiden Menschen, die nun beidseits des Knotens saßen.
    Constance nahm eine abgewandelte Lotushaltung ein, Pendergast desgleichen. Sie saß einen Moment lang da, tat nichts, entspannte die Gliedmaßen. Während sie die Augen offen hielt und den Knoten betrachtete, verlangsamte sie Atmung und Herzschlag, so wie sie es von den Mönchen gelernt hatte. Sie gestattete ihrem Geist, sich im Augenblick einzurichten, im Jetzt, löste sich von Vergangenheit und Zukunft und stoppte den endlosen Strom der Gedanken, die normalerweise den menschlichen Geist beeinträchtigen. Befreit von diesem Geplapper im Kopf, nahmen Constances Sinne die Umgebung genauestens wahr: das Brausen und Dröhnen der Wellen am Rumpf des Schiffes, das Prasseln des Regens an die Fensterscheiben der Balkontür, der Geruch des neu eingerichteten Zimmers, der schwache Duft nach dem Wachs der Kerzen und des Sandelholzes des Knotens. Dabei nahm sie die Gestalt ihr gegenüber genauestens wahr: ein dunkler Schatten am Rand ihres Gesichtsfelds.
    Ihr Blick ruhte weiter auf dem Knoten.
    Langsam löste sie sich von allen äußeren Empfindungen. Die Zeichen der äußeren Welt verschwanden im Dunkel, ähnlich dem Schließen der Fensterläden in einem dunklen Haus. Zuerst der Raum um sie herum; dann das große Schiff und schließlich das weite Meer, auf dem sie fuhren. Fort waren die Geräusche des Zimmers, die Düfte darin, das Rollen des Schiffes, das Bewusstsein für den eigenen Körper. Die Erde selbst verschwand, die Sonne, die Sterne, das Universum … fort, alles fort, alles stürzte hinab in eine Nichtexistenz. Nur sie blieb, und der Knoten, und das Wesen auf der anderen Seite des Knotens.
    Die Zeit hörte auf zu existieren. Constance hatte den Zustand des
th’an shin gha
erreicht, die Türschwelle zur Vollkommenen Leere.
    In diesem eigenartigen meditativen Zustand der absoluten Bewusstheit und, gleichzeitig, der völligen Abwesenheit von Anstrengung oder Begierde konzentrierte sie sich auf den Knoten. Einen Moment lang blieb er unverändert. Dann – langsam, gleichmäßig, wie eine Schlange, die sich entrollt – löste er sich. Die fabelhaft komplizierten Schlingen und Kurven begannen sich zu lockern; die dicken Enden des Seils zogen sich in den Knoten zurück, verfolgten die ursprüngliche, drei Jahrhunderte zuvor vollzogene Knüpfung in der Gegenrichtung zurück. Ein Vorgang von ungeheurer mathematischer Komplexität, er stand für die Entwirrung des Ichs, die

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