Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
dem sich in Leder gebundene Bücher und Papiere stapelten. Auf dem Eichenboden lag ein dicker Teppichboden, über den wiederum kostbare Perserteppiche gelegt worden waren. Hier und da standen etliche bequeme Lehnstühle, auf einigen lagen aufgeschlagene Bücher. Es war ein äußerst behaglicher, viel genutzter, luxuriöser Raum.
    »Komm, wärme dich am Kamin«, sagte er und winkte sie zu sich.
    Sie trat näher und behielt Pendergast dabei genau im Auge. Irgendetwas war anders an ihm. Etwas Sonderbares. Obgleich dieses Zimmer und dieses Haus absolut real waren, waren die Ränder seiner Gestalt unklar, verschwommen, leicht durchscheinend, als wäre er nicht ganz hier.
    Mit einem dumpfen Schlag fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Er streckte ihr die Hand entgegen, und sie reichte ihm ihre. Er ergriff ihre Hand, plötzlich sehr fest, und sie wollte sie zurückziehen, aber er zog Constance an sich. Es schien, als flackerte sein Kopf, als wölbte er sich und löste sich auf; seine Haut platzte, und aus dem Inneren kam ein Schimmer zum Vorschein; und dann schälte sich sein Gesicht, flatterte hinab in brennenden Fäden und enthüllte eine Fratze, die Constance gut kannte. Es war das unbeschreibliche Gesicht des Kalazyga-Dämons.
    Sie starrte darauf, auf merkwürdige Weise ohne Angst, spürte die Wärme des Dämons, fühlte sich in einer Mischung aus Angst und Lust zu ihm hingezogen. Er schien sie mit Feuer auszufüllen; dem unbeschreiblichen, alles verzehrenden, triumphierenden Feuer, das sie während ihrer wilden Verfolgungsjagd auf Diogenes Pendergast verspürt hatte. Dieses Feuer war von einer ehrfurchtgebietenden Reinheit.
    »
Ich bin der Wille
«, sagte der Dämon mit einer Stimme, die nicht Klang, sondern Gedanke war. »
Ich bin der reine Gedanke, von den Schlacken menschlicher Gefühle völlig befreit. Ich bin die Freiheit. Komm zu mir

    Fasziniert, abgestoßen versuchte sie wieder, ihre Hand zurückzuziehen, aber der Dämon hielt sie fest. Das Gesicht, furchterregend und schön, kam näher. Der Dämon ist nicht wirklich, dachte sie, nur die Ausgeburt meiner Phantasie, das geistige Bild eines der
thangkas,
die ich stundenlang betrachtet habe, jetzt wiedererschaffen durch diese intensive Meditation.
    Der Kalazyga-Dämon zog sie zum Feuer. »
Komm. Ins Feuer. Verbrenne die abgestorbene Hülle der moralischen Hemmung. Du wirst wie der Schmetterling aus der Puppe hervorkommen, frei und wunderschön

    Sie trat einen Schritt auf den Kamin zu, zögerte, dann machte sie noch einen nahezu schwebenden Schritt auf die Wärme zu.
    »Ja«, ließ sich eine andere Stimme vernehmen. Pendergasts Stimme. »Das ist gut. Das ist recht. Geh zum Feuer.«
    Während sie sich den Flammen näherte, schmolzen die schwere Schuld und tiefe Zerknirschung wegen des Mordes, die auf ihr gelastet hatten, dahin und wichen einem Hochgefühl, dem intensiven Hochgefühl und der finsteren Freude, die sie empfand, als sie sah, wie Pendergasts Bruder über den Rand der
La
Sciara
in die rotglühende Tiefe stürzte. Diese vorübergehende Ekstase wurde ihr nun angeboten, auf ewig.
    Sie musste nur eines tun: ins Feuer gehen.
    Nur ein Schritt noch. Die Flammen verströmten ihre Wärme, leckten Constance die Glieder hinauf. Sie erinnerte sich, wie er ganz am Rande stand, sie beide umschlungen in der makabren Karikatur einer sexuellen Vereinigung, an der Felskante über der tosenden
La Sciara
; ihre unerwartete Ohnmacht; der Ausdruck auf seinem Gesicht, als ihm klarwurde, dass sie beide in die Tiefe stürzen würden.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht
: es war das Furchterregendste, Bemitleidenswerteste und doch Befriedigendste, das sie je erblickt hatte – im Gesicht eines Menschen schwelgen, der erkennt, ohne den Hauch eines Zweifels, dass er sterben wird. Dass er alle Hoffnung fahren lässt. Und diese bittere Freude konnte nun für immer ihre sein; sie konnte frei sein, um sie immer wieder zu erleben, nach Belieben. Und sie würde dafür nicht einmal maßlose Rache als Ausrede brauchen. Sie konnte einfach morden, wen und wo auch immer, und immer wieder in dem heißen Blutrausch schwelgen, dem ekstatischen, orgiastischen Triumph …
    Lass alle Hoffnung fahren
 …
    Mit einem Aufschrei entwand sie sich dem Griff des Dämons, und mit einer jähen, immensen Willensanstrengung gelang es ihr, sich ihm zu entreißen. Sie wich zurück vom Kaminfeuer, drehte sich um und rannte durch die Tür, und plötzlich stürzte sie, stürzte sie durch das Haus, durch die

Weitere Kostenlose Bücher