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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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verrückt. Rasch zog sich Dahlberg in einen Durchgang zurück, während Stücke geschliffenen Kristalls herabregneten und hagelgleich zwischen die Tische, Stühle und Brüstungen prasselten.
    Mein Gott
, dachte sie.
Was geht hier vor?
    Das Schiff neigte sich immer stärker; sie packte die an einer Säule an der einen Seite des Durchgangs angebrachte Haltestange. Im Restaurant unter ihr rutschten die Tische und Stühle laut kratzend zur Seite, langsam zunächst, dann immer schneller werdend. Augenblicke später hörte sie das Scheppern von Glas, als die Flaschenwand in der eleganten Bar an einer Seite des Restaurants einstürzte.
    Sie hielt sich am Geländer fest, außerstande, den Blick von dem Tumult abzuwenden, der dort unten stattfand. Jetzt bewegte sich der große Steinway-Konzertflügel in der Mitte des Atriums, er glitt so lange auf seinen Rollen, bis er mit der Vorderseite gegen die große Statue der
Britannia
prallte, die in tausend Stücke zerfiel, bis sie nur noch eine Ruine war.
    Es hatte den Anschein, als sei das Schiff in dem schraubstockartigen Griff eines Riesen gefangen und würde, trotz der ächzenden, protestierenden Maschinen, auf die Seite gedrückt. Dahlberg packte die Brüstung; die Neigung wurde steiler, so dass alle möglichen Dinge – Stühle, Vasen, Tischdecken, Gläser, Kameras, Schuhe, Handtaschen – von den Balkonen krachend ins Atrium stürzten. Durch die vielen Schreie und Rufe hindurch hörte sie einen besonders spitzen Aufschrei; unmittelbar darauf stürzte eine kleine, untersetzte Frau mit krisseligem blondem Haar und in der Uniform einer Aufseherin von einem oberen Balkon und rauschte, immer noch kreischend, unter fürchterlichem Krachen, in den Flügel: Die Elfenbeintasten flogen, die Saiten rissen in einer bizarren Symphonie aus hohen und tiefen Tönen.
    Mit einem Kreischen von Metall erbebte der ihr am nächsten befindliche Aufzug in seinem senkrechten Gehäuse, und dann – mit einem Platzen, das im gesamten Atrium widerhallte – zersprang mit einem Mal die gesamte Röhre und begann in Zeitlupe wie ein glitzernder Vorhang aus Glas herabzuregnen. Das Wrack – der Aufzug war jetzt nichts anderes mehr als ein Stahlrahmen – wurde aus dem Gehäuse gerissen und schwang lose am Stahlkabel. Da sah Dahlberg zwei Menschen im Lift, sie hielten sich kreischend an den Messingstangen im Fahrstuhlkäfig fest. Unter Dahlbergs entsetztem Blick schwang der Fahrstuhl, sich um die eigene Achse drehend, durch das riesige Atrium, dann knallte er auf der anderen Seite gegen eine Reihe von Balkonen. Die Menschen darin wurden durch die Luft geschleudert, stürzten hinab, hinab, um am Ende in dem chaotischen Durcheinander der Möbelstücke und Halterungen unterzugehen, die sich an der unteren Wand des
King’s Arms
stauten.
    Dahlberg packte die Messingreling mit aller Kraft, da der Boden sich weiter neigte. Plötzlich kam von unten ein neues Geräusch herauf, laut wie ein mächtiger Wasserfall, begleitet von einem Strom kalter salziger Luft, so heftig, dass es sie fast umgeweht hätte; dann strömte Weißwasser in die unterste Ebene des Atriums und begann allmählich heraufzustrudeln, eine üble Flut, in der sich pulverisierte Möbelstücke, Armaturen und verrenkte menschliche Leiber bewegten. Gleichzeitig riss sich der riesige Leuchter über ihr unter lautem Knacken von Eisen und Gips aus der Halterung; die riesige funkelnde Masse stürzte schräg nach unten, krachte in die Brüstung genau gegenüber, dann rollte sie die Seite des Atriums entlang und verlor dabei Unmengen glitzernder Kristallstücke.
    Der kalte, tote Geruch der See stieg ihr in die Nase. Langsam wurde ihr klar, dass das Schiff, ungeachtet der furchtbaren Zerstörung, die sich rings um sie herum abspielte, offenbar nicht sank: zumindest noch nicht. Vielmehr legte sich das Schiff auf die Seite und lief voll Wasser. Die Dieselmotoren dröhnten weiter, das Schiff preschte mit unverminderter Geschwindigkeit vorwärts.
    Dahlberg sammelte ihre Gedanken und versuchte, alle Geräusche – das Scheppern des Glases, das Rauschen des Wassers, die Schreie – auszublenden. Sosehr sie es auch wollte, hier konnte sie niemandem mehr helfen. Aber eines konnte sie,
musste
sie tun: die Brücke informieren, dass die Rettungsboote keine Option waren, solange das Schiff fuhr. Sie blickte sich um und sah in der Nähe eine Treppe. Vorsichtig packte sie die Reling und zog sich, fast kriechend, daran entlang, bis sie das Treppenhaus erreichte. Sie

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