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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Patrouillenschiff würde sie mittschiffs treffen – zweitausendfünfhundert Tonnen würden mit einhundertfünfundsechzigtausend Tonnen zusammenprallen, mit einer addierten Geschwindigkeit von siebzig Stundenkilometern. Wie eine Harpune einen Marlin würde die
Grenfell
die
Britannia
durchbohren.
    LeSeur fing an zu beten.

[home]
72
    Emily Dahlberg blieb in dem Gang stehen, der vom Backbord-Rettungsbootdeck wegführte, und holte Atem. Hinter sich hörte sie die Rufe und Schreie des Pöbels – und es war wirklich Gesindel von der primitivsten, mörderischsten Sorte –, die sich mit dem Heulen des Windes und dem Einströmen des Wassers durch die offenen Luken vermischten. Viele andere Leute waren auf die Idee gekommen, sich auf den Weg zu den Stationen der Rettungsboote zu machen, so dass ein steter Strom von Passagieren in Panik an ihr vorbeirannte, ohne Notiz von ihr zu nehmen.
    Dahlberg hatte genug gesehen, um zu wissen, dass jeder Versuch, bei dieser Geschwindigkeit die Rettungsboote zu nutzen, reiner Selbstmord wäre. Sie hatten es mit eigenen Augen erlebt. Jetzt hatte sie die Aufgabe, diese entscheidende Information zur Hilfsbrücke zu bringen. Gavin Bruce und Niles Welch hatten ihr Leben geopfert – ebenso wie eine Bootsladung Passagiere –, um diese Erkenntnis zu erlangen, und sie war fest entschlossen, sie zu übermitteln.
    Sie setzte sich wieder in Bewegung und wollte sich gerade orientieren, als ein stämmiger Mann, mit rotem Kopf und glotzäugig, den Gang heruntergerannt kam und schrie: »Zu den Rettungsbooten!« Sie versuchte, ihm auszuweichen, war aber nicht schnell genug; er rempelte sie an, und sie stürzte. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, war der Mann nicht mehr zu sehen.
    Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, kam wieder zu Atem, hielt sich fern vom Strom der panischen Leute, die zum Rettungsbootdeck liefen. Es schockierte sie, wie leicht die Leute sich zu den groteskesten Darbietungen ihrer Selbstsüchtigkeit hinreißen ließen – sogar, oder vielleicht vor allem, die Privilegierten. Sie hatte nicht gesehen, dass die Besatzungsmitglieder und das Personal kreischend in der Gegend herumliefen. Da musste sie einfach an den Gegensatz zum würdevollen und selbstbeherrschten Ende der Passagiere auf der
Titanic
denken. Die Welt hatte sich wirklich verändert.
    Als sie sich wieder besser fühlte, ging sie weiter über den Korridor, wobei sie sich nahe der Wand hielt. Die Hilfsbrücke lag im vorderen Bereich des Schiffes, direkt unter der Hauptbrücke – Deck 13 oder 14, wie sie sich erinnerte. Derzeit befand sie sich auf dem Halbdeck 7 – was bedeutete, sie musste weiter nach oben.
    Sie ging weiter über den Gang, vorbei an den verlassenen Cafés und Läden, und folgte den Schildern zum Grand Atrium – von dem aus sie sich, wie sie wusste, besser orientieren konnte. Binnen Minuten hatte sie einen Durchgang passiert und gelangte zu einer halbrunden Brüstung mit Blick auf den riesigen achteckigen Raum. Selbst in dieser Extremsituation fand sie ihn bemerkenswert: acht Ebenen hoch, mit gläsernen Aufzügen, die an beiden Seiten hinauffuhren, verziert mit unzähligen kleinen Balkonen und mit einer mit Passionsblumen geschmückten Brüstung.
    Sie packte die Brüstung und ließ den Blick durch das Atrium schweifen. Ein schockierender Anblick bot sich ihr dar. Das
King’s Arms
 – das elegante, fünf Ebenen unter ihr befindliche Restaurant – war fast nicht wiederzuerkennen. Überall lag Besteck, Reste von Mahlzeiten, die nie mehr gegessen würden, zertrampelte Blumen und zerbrochene Gläser. Tische waren umgestoßen, die Gegenstände darauf herabgefallen. Der Raum sieht aus, dachte sie, als wäre ein Tornado hindurchgefegt. Überall waren Menschen – einige liefen mitten durchs Atrium, andere rannten ziellos im Kreis, wieder andere bedienten sich an Wein- und Schnapsflaschen. Die Schreie und Rufe drangen bis zu ihr herauf.
    Die gläsernen Aufzüge waren noch in Betrieb, deshalb eilte sie zu dem nächstgelegenen. Aber noch währenddessen erfüllte ein lautes Rumpeln den riesigen Raum: ein Brummen von tief unten aus dem Bauch des Schiffes.
    Und dann begann das Atrium sich zu neigen.
    Zunächst glaubte sie, sie bilde es sich nur ein. Aber als sie zum großen Kristalllüster hinaufschaute, sah sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte: Das Atrium neigte sich tatsächlich. Je lauter das tiefe Brummen wurde, desto heftiger vibrierte der Kronleuchter, klirrte und klingelte wie

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