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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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dass das Behältnis sorgfältig versiegelt und der Bleideckel fest verlötet war. Aber jemand hatte den Deckel mit einem Beil aufgehackt, die Versiegelung mit Gewalt aufgebrochen und den Deckel aufgehebelt, so dass ein gezacktes, klaffendes Loch zurückblieb. Das war erst vor kurzem geschehen, und in großer Hast. Die Kratzer in dem weichen Metall waren hell und glänzend und zeigten keine Anzeichen für eine Oxidierung.
    Pendergast blickte in den Sarg. Die Ruhe des Toten – der in der versiegelten Umgebung mumifiziert war – war auf grobe Weise gestört worden, irgendetwas war ihm aus den gekrümmten Händen gerissen worden, die verknöcherten Finger waren gebrochen und lagen verstreut, ein Arm war aus der staubigen Gelenkpfanne gezogen worden.
    Er griff in dem Sarg, befühlte den Leichenstaub und schätzte dessen Trockenheit ab. Das Ganze war so kürzlich geschehen, dass sich nicht mal die feuchte Raumluft im Sarg niedergeschlagen hatte. Die Plünderung musste vor weniger als einer halben Stunde stattgefunden haben.
    Zufall? Sicherlich nicht.
    Pendergast wandte seine Aufmerksamkeit dem Leichnam selbst zu. Es handelte sich um die erstaunlich gut erhaltene Leiche eines alten Mannes mit weißem Vollbart und langen weißen Haaren. Zwei Gold-Guineen waren ihm auf die Augen gedrückt worden. Das Gesicht war verschrumpelt wie ein alter Apfel, die Lippen aufgrund der Austrocknung von den Zähnen zurückgezogen, die Haut eingedunkelt zur Farbe alten Elfenbeins. Die Leiche trug einfache, quäkerähnliche Kleidung – einen schlichten Gehrock, Hemd, braune Weste und helle Kniebundhosen –, aber an der Brust war sie während der Plünderung aufgerissen und durcheinandergebracht worden; Knöpfe und kleine Teile lagen überall herum, der Mann war also offenbar einer fieberhaften Leibesvisitation unterzogen worden. Auf der Brust sah Pendergast Druckstellen, augenscheinlich stammten sie von einem kleinen, quadratischen Behältnis.
    Das, zusammen mit den gebrochenen Fingern, sagte viel. Der Plünderer hatte den staubigen Händen der Leiche einen Kasten entrissen.
    Auf dem Boden neben dem Sarg entdeckte Pendergast die zerbrochenen Überreste der Schatulle, der trockenfaule Deckel war aufgehebelt worden. Er beugte sich vor und untersuchte die Schatulle genauer, roch daran, nahm die Maße. Der schwache Geruch nach Pergament bestätigte seine ursprüngliche Vermutung, dass die Schatulle ein Dokument im Quartformat enthalten hatte.
    Langsam und bedächtig ging Pendergast um den Sargdeckel herum. An dessen oberem Ende, in das Blei geprägt, war eine Inschrift zu erkennen, die von weißlichen Oxidauswucherungen verdeckt wurde. Er wischte das Oxid mit dem Ärmel ab und las die Inschrift.
    Elijah Esteban
    Der dieses Leben verließ am 22. Novbr 1745
    In seinem 55. Jahre
    Wie traurig der Klang
    Wie rasch der Hieb
    Welcher die tödliche Wunde schlug.
    Ihr Lebenden
    Kommet, sehet den Boden
    In dem ihr alsbald liegen werdet.
    Im blassen Schein der kleinen LED -Lampe starrte Pendergast lange Zeit auf den Namen auf dem Grabstein. Und dann, ganz plötzlich, wurde ihm klar, wie alles zusammenhing. Seine Gesichtszüge verdüsterten sich, als er sich seinen katastrophalen Fehler vor Augen führte.
    Dass dieser Sarg geplündert worden war, war kein Zufall, keine irrelevante Nebenvorstellung – sondern das Hauptereignis.

[home]
68
    Die Kreatur war verschwunden. Irgendwie hatte D’Agosta sie abgehängt, oder sie hatte die Verfolgung aufgegeben. Letzteres kam ihm jedoch unwahrscheinlich vor. Das Wesen mochte ein watschelnder Zombie sein, war aber hartnäckig wie ein Pitbull-Terrier. Vielleicht hatte die Abwesenheit des Wesens etwas mit den leisen Geräuschen – ähnlich einer Massenflucht – zu tun, die er von oben gehört hatte. Halb betäubt ließ er sich gegen das feuchte Gestein sinken und schnappte nach Luft, allmählich ließ das Dröhnen in seinem Kopf nach. Noch immer hörte er den leisen Tumult, der aus der über ihm liegenden Kirche herabdrang.
    Er setzte sich auf, gleichzeitig fuhr ihm ein stechender Schmerz durch den rechten Unterarm. Vorsichtig tastete er mit der linken Hand danach und spürte, dass Knochen auf Knochen rieb. Ganz klar, der Arm war gebrochen.
    »Pendergast?«, sagte er ins Dunkel hinein.
    Kein Laut.
    Er versuchte, sich zu orientieren, sich in dem Gewirr der Tunnels zurechtzufinden, aber es war stockdunkel. Unmöglich zu wissen, wie weit er gelaufen war oder wo er sich jetzt befand. Zusammenzuckend vor Schmerz

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