Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
gearbeitet, die von älteren Männern Geld erpresste.«
D’Agosta sah sie alarmiert an.
Pendergast nickte nur. »Esteban hat sie vermutlich über ihr Vorstrafenregister gefunden. Wie dem auch sei, er muss ihr sehr viel bezahlt haben für ihre Hauptrolle. Esteban hat ein Drehbuch für dieses kleine Drama geschrieben, in dem Fearing den eigenen Tod vortäuschte, indem er den Forscher als Leiche verwendete. Caitlyn Kidd spielte den Part der Schwester, die ihn identifizierte, und der übermäßig beschäftigte Dr. Heffler vervollständigte das Bild. Sobald alle Fearing für tot hielten, hat Esteban einfach die ganze Sache mittels der Schminke noch verstärkt, er war schließlich Filmproduzent. Und dann hat er Fearing – der sich selbst spielte, nur jetzt von den Toten auferstanden – in der Funktion als Zombie Smithback umbringen und Nora Kelly angreifen lassen.«
D’Agosta schüttelte beschämt den Kopf. »Scheint fast offensichtlich zu sein, so wie Sie das darstellen.«
»Erinnern Sie sich, dass Fearing ganz absichtsvoll in die Überwachungskamera geschaut hat, als er Smithbacks Apartmentgebäude verließ? Dass er dafür gesorgt hat, dass die Nachbarn ihn deutlich zu sehen bekamen? Damals ist mir das merkwürdig vorgekommen, aber jetzt ergibt es Sinn. Dass Fearing gesehen und identifiziert wird, war ein entscheidendes, vielleicht
das
entscheidende Element in Estebans Plan.«
Ein langes Schweigen entstand. Schließlich schlug Pendergast die Augen auf. »Dann hat Esteban den nächsten Akt seines Theaterstücks geschrieben. Caitlyn Kidd machte sich an die trauernde Nora heran und heuerte sie für ihre Bemühungen an, dem Ville den Mord in die Schuhe zu schieben. Ihr erster Auftrag bestand darin, nahe an Nora heranzukommen und diese in den Glauben zu wiegen, dass es ihre Idee war, sich das Ville einmal näher anzuschauen. Esteban und Kidd hielten den Druck auf Nora aufrecht, indem sie Fearing dazu brachten, Nora im Museum und anderswo zu verfolgen. Als Nächstes stahl Esteban Smithbacks Leiche aus dem Leichenschauhaus, um so die Täuschung zu erschaffen, dass auch er als Zombie von den Toten wiederauferstanden sei. Aber er benötigte Smithbacks Leiche noch aus einem anderen, noch wichtigeren Grund: um eine Maske seines Gesichts anzufertigen, die Fearing dann verwenden konnte. Ich habe Spuren von Latexgummi auf Smithbacks Gesicht gefunden, die Überreste der Abdruckform. Diese Maske, die stark auf Horroreffekte abzielte, hat Fearing getragen, als er Kidd ermordete, und zwar unter den Augen von Menschen, die Smithback kannten.«
»Aber warum Kidd umbringen?«, fragte D’Agosta.
»Sie hatte ihre Rolle perfekt gespielt – ihr Nutzen war damit erledigt. Zeit, sie aus dem Weg zu räumen. Es war leichter, sie umzubringen, als sie zu bezahlen, außerdem ist es immer klug, sich seiner Komplizen zu entledigen. Eine Lektion, die sich Fearing zu Herzen hätte nehmen sollen. Erinnern Sie sich, dass Kidd Smithbacks Namen rief, ehe sie ermordet wurde? Ich würde vermuten, dass Esteban ihr erzählt hat, dass Fearing, verkleidet als der tote Smithback, jemand anderen auf der Feier töten würde. Ihre Rolle – die letzte Szene – bestand darin, in gespieltem Entsetzen Smithbacks Namen herauszuschreien, um damit sogleich in allen Köpfen festzuschreiben, wer der Täter war, und die Täuschung fest in den Köpfen der Leute zu verankern. Allerdings nahm die Sache ein anderes Ende, als sie erwartet hatte.«
»Und dann hat Esteban Wartek von Fearing ermorden lassen, sobald Wartek damit anfing, ein Räumungsverfahren gegen das Ville einzuleiten«, sagte D’Agosta.
Pendergast nickte.
»Und danach hat er Nora entführt und dem Ville erneut den Mord untergeschoben.«
»Ja. Der Druck auf das Ville musste bis zum Äußersten gesteigert werden. Esteban wollte auf keinen Fall ein längeres Räumungsverfahren abwarten. Als er das Video von Nora freigab, von dem alle annahmen, dass es im Keller des Ville aufgenommen worden sei, sahen wir schon fast den dritten Akt. Und da wusste Esteban, dass es an der Zeit war, zuzuschlagen.«
»Also hat Esteban selbst Fearing umgebracht?«
»Ich glaube, ja. Esteban wollte ohne Zweifel den zweiten Komplizen auf die gleiche Weise beseitigen wie den ersten. Die Entsorgung der Leiche in der Nähe des Ville besaß den zusätzlichen Vorteil, damit den Bewohnern des Ville den Mord in die Schuhe schieben zu können.«
»Eines begreife ich nicht«, sagte D’Agosta. »Der erste Protestmarsch gegen
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