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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ins Schloss. Er drehte den Schlüssel mit kräftigem Ruck, wobei der Mechanismus laut klackte, und zog die demolierte Tür auf.
    »Wir sind nicht auf eine Konfrontation aus«, sagte er.
    »Gut.«
    Hinter der Tür lag eine schmale Gasse, die nach rechts abbog. Kleine Holzhäuser, deren obere Stockwerke über die unteren hervorragten, säumten die Gasse. Die Gebäude waren so alt, dass sie sich entgegenneigten und die steilen Giebel der Mansarden sich fast über der Gasse trafen. Das schwache abendliche Herbstlicht fiel zwar bis in die Gasse, aber die Türen und Bleiglasfenster blieben in Dunkel gehüllt.
    Schweigend ging Bossong der Gruppe voraus durch die Gasse. Als sie um die Ecke bogen, erblickte D’Agosta die direkt vor ihnen aufragende Kirche. An ihren Wänden waren weitläufige, zahllose Nebengebäude angelagert wie Haftschnecken. Riesengroße, uralte Holzbalken ragten aus den Wänden, befestigt an noch stabileren Balken mit abenteuerlichen Schnitzereien, die wie primitive Strebepfeiler in den Boden gerammt waren. Bossong ging zwischen zweien dieser Balken hindurch, öffnete eine Tür im Mauerwerk der Kirche und trat ein. Währenddessen rief er etwas ins Dunkel, in einer Sprache, die D’Agosta nicht kannte.
    D’Agosta zögerte, ehe er eintrat. Das Innere lag in völliger Finsternis. Er roch den sauren Geruch von Dung, verbranntem Holz, Kerzenwachs, Weihrauch, Angst und ungewaschenen Menschen. Ein bedrohliches Knarren, ausgehend von den Balken über ihm, ertönte, so, als würde die Kirche im nächsten Moment einstürzen.
    »Schalten Sie das Licht an«, sagte D’Agosta.
    »Wir haben hier keinen Strom«, entgegnete Bossong aus dem Dunkel. »Wir lassen es nicht zu, dass moderne Annehmlichkeiten das innere Heiligtum beschmutzen.«
    D’Agosta zog seine Stablampe hervor, schaltete sie ein und richtete sie ins Kircheninnere. Ein riesiger, hoher Raum. »Perez, holen Sie mal die tragbare Halogenlampe aus dem Wagen.«
    »Klaro, Lieutenant.«
    Er wandte sich an den Mitarbeiter des Tierschutzamtes. »Pulchinski, Sie wissen, wonach Sie suchen, ja?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, Lieutenant –«
    »Machen Sie einfach Ihre Arbeit, bitte.«
    D’Agosta blickte nach hinten über die Schulter, Pendergast schaute sich mit der eigenen Taschenlampe um, Bertin an seiner Seite.
    Perez kam mit der Halogenlampe zurück, die mittels einer geringelten Schnur mit einer großen Batterie verbunden war, die sich in einem Leinenbeutel befand.
    »Lassen Sie mich das tragen.« D’Agosta schlang sich den Batterie-Beutel über die Schulter. »Ich gehe als Erster rein. Die anderen folgen mir. Perez, holen Sie den Beweismittel-Koffer. Sie verstehen die Spielregeln, ja? Wir sind hier wegen einer
Tierschutz
sache.« In seiner Stimme lag deutliche Ironie.
    Er trat ins Dunkel und schaltete die Lampe an.
    Beinahe wäre er zurückgesprungen. An den Wänden standen dicht an dicht gereiht Menschen, stumme, starrende Leute, die alle grobe dunkelbraune Roben trugen.
    »Was zum
Teufel …

    Einer der Männer trat vor. Er war kleiner als Bossong und genauso schlank, im Unterschied zu den anderen war seine braune Robe aber mit Spiralen und komplizierten weißen Schnörkeln verziert. Seine Gesichtszüge waren grob und ungeschlacht, wie mit dem Beil gemeißelt. Er hatte einen schweren Stecken in der Hand. »Das hier ist heiliger Boden«, sagte er in bebendem Predigerton. »Vulgärausdrücke werden nicht geduldet.«
    »Wer sind Sie?«, fragte D’Agosta.
    »Charrière ist mein Name.« Der Mann spuckte die Worte geradezu aus.
    »Und wer sind diese Leute?«
    »Das hier ist ein heiliger Ort. Das hier ist unsere Gemeinde.«
    »Ach, Ihre
Gemeinde?
Erinnern Sie mich daran, dass ich den Umtrunk nach dem Gottesdienst schwänze.«
    Pendergast trat lautlos hinter D’Agosta und beugte sich vor. »Vincent?«, sagte er leise. »Mr. Charrière scheint ein
hungenikon
-Priester zu sein. Ich würde es vermeiden, ihn – oder diese Leute – mehr als nötig gegen uns aufzubringen.«
    D’Agosta holte tief Luft. Es ärgerte ihn, dass Pendergast ihm Ratschläge erteilte. Ihm war selbst klar, dass er wütend war – was ein guter Cop niemals sein sollte. Was war nur los mit ihm? Manchmal kam es ihm vor, als sei er seit Anfang der Ermittlungen wütend. Besser, er legte das ab. Er atmete noch mal tief durch, nickte, und Pendergast zog sich zurück.
    Selbst im Licht der Halogenlampe war der Raum so groß, dass man sich von der Düsternis wie verschlungen fühlte.

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