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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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stand. Die Gestalt beugte sich vor und schob sich unter den Fensterrand. Das Krankenhaushemd verfing sich an einem vorstehenden Nagel und riss unter lautem Ratschen ein. Etwas an der unerwartet geschmeidigen Bewegung erinnerte Nora an einen Vielfraß, der in eine Kaninchenhöhle schleicht. Jetzt war die Gestalt mit Kopf und Schultern im Zimmer. Der Mund war noch weiter aufgerissen, ein dünner Speichelfaden baumelte von der Unterlippe. Eine Hand griff nach Nora.
    Instinktiv – ohne einen bewussten Gedanken – wich Nora zurück.
    Der ausgestreckte Arm hielt inne. Smithback blickte aus seiner Position halb innerhalb, halb außerhalb des Fensters zu ihr auf. Noch ein Winseln löste sich aus dem schmutzigen Mund. Wieder hob er den Arm, dieses Mal energischer.
    Da wehte ein Gestank wie aus einem Schlachthaus Nora an. Eine entsetzliche Angst stieg in ihr auf, und sie wich zurück aufs Bett und zog die Knie an die Brust.
    Die rotgeränderten Augen verengten sich. Das Winseln wurde zu einem tiefen Knurren. Und plötzlich zwängte sich die Gestalt durch das halb offene Fenster ins Zimmer. Man hörte Holz splittern, Glas bersten. Mit einem Aufschrei fiel Nora nach hinten, verfing sich in den Bettlaken und stürzte auf den Boden. Schnell kämpfte sie sich aus den Laken und stand auf. Bill war im Zimmer, zusammen mit ihr.
    Er stieß einen Wutschrei aus, taumelte auf sie zu und schwang den Gummiknüppel.
    »Nein!«, rief sie. »Ich bin’s doch, Nora –!«
    Es war ein ungeschickter Hieb, Nora wich ihm aus und ging rücklings durch den Durchgang ins Wohnzimmer. Bill folgte ihr, beugte sich vor und schwang erneut den Knüppel. Aus der Nähe wirkten seine Augen weißlich, verhangen, trocken und aufgesprungen. Wieder öffnete sich der rissige Mund weit, es entströmte ihm ein furchtbarer Gestank, der mit dem beißenden Geruch von Formalin und Methylalkohol vermischt war.
    Nnnnngghhhhaaaah!
    Nora wich weiter durch das Wohnzimmer zurück. Er torkelte auf sie zu, streckte die eine Hand aus, wobei die Finger krampfhaft zuckten.
    Nora trat noch einen Schritt zurück und spürte, wie ihre Schulterblätter die Wand berührten. Es war, als würde die Gestalt ihr drohen und sie gleichzeitig anflehen. Sie streckte die linke Hand aus, um Nora zu berühren, während die rechte Hand den Knüppel hob, um zuzuschlagen. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und gab den Blick frei auf den Hals mit riesigen, frischen Narben, mit Zwirn vernäht, die graue Haut wie tot.
    Nnnnggggghhhhhaaaah!
    »Nein«, wisperte sie. »Nein. Bleib, wo du bist.«
    Die Hand streckte sich, zitterte, berührte ihr Haar, liebkoste es. Der Geruch des Todes umfing Nora.
    »Nein«, krächzte sie. »Bitte.«
    Der Mund öffnete sich weiter, stinkender Atem strömte daraus hervor.
    »Hau ab!«, kreischte sie.
    Die zuckende Hand strich ihr mit einer obszönen Geste über die Wange bis zu den Lippen, liebkoste sie. Nora drückte sich mit dem Rücken an die Wand.
    Nnngah … Nnngah … Nnngah …
Die Gestalt begann zu hecheln, strich Nora mit dem zuckenden Finger weiter über die Lippen. Dann wollte sie ihr den Finger in den Mund stecken.
    Nora würgte, drehte den Kopf weg. »Nein …«
    Es donnerte an der Tür – jemand musste auf ihren Schrei hin herbeigeeilt sein.
    »Nora!«, ertönte eine gedämpfte Stimme. »Hallo, alles in Ordnung mit Ihnen? Nora!«
    Daraufhin begann die erhobene Hand, die den Knüppel hielt, zu zittern.
    Nnngah! Nnngah! Nnngah!
Das Hecheln wurde zu einem drängenden, lasziven Grunzen.
    Nora war wie gelähmt, sprachlos vor Entsetzen.
    Und dann holte die rechte Hand aus, der Knüppel krachte auf ihren Schädel – und die Welt endete.

[home]
40
    D’Agosta saß auf dem Beifahrersitz des Einsatzwagens, die düstere Stimmung, in die er versunken war, wollte einfach nicht von ihm weichen. Wenn überhaupt, dann wurde sie noch finsterer, je weiter sie sich dem Ville näherten. Aber wenigstens musste er nicht im Fond sitzen, neben diesem nervigen kleinen Französisch-Kreolen, oder was immer zum Teufel er war. Verstohlen blickte er im Rückspiegel auf den Mann und verzog missbilligend den Mund. Der Kerl hockte kerzengerade da und sah in seinem Frack wie ein Doorman an der Upper East Side aus.
    Der Fahrer stoppte den Streifenwagen dort, wo die Indian Road in die 214. einbog, der Kleintransporter der Spurensicherung, der hinter ihnen fuhr, kam quietschend und klappernd zum Stehen. D’Agosta blickte auf die Uhr: halb vier. Der Fahrer klappte den Kofferraum auf,

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