Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
einem Knacken sprang sie aus dem Holz. D’Agosta hebelte vier weitere heraus, trat zurück und nickte dem Detective zu.
Perez schwang die Ramme immer wieder, und mit jedem Schlag splitterte die massive Tür mehr. Ein Eisenbeschlag sprang ab und fiel scheppernd zu Boden. In dem Eichenholz öffnete sich ein langer waagerechter Spalt, die Splitter flogen nur so in der Gegend herum.
»Noch ein paar müssten reichen«, meinte D’Agosta.
Bumm! Bumm!
Plötzlich bemerkte D’Agosta, dass jemand hinter ihnen stand. Er drehte sich um. Ein Mann sah ihnen zu, zehn Schritte entfernt. Eine auffällige Erscheinung in langem grauem Mantel mit Samtkragen und einer merkwürdigen, weichen Kappe im Mittelalterstil mit zwei Ohrenkappen, das Gesicht im Schatten. Das lange, buschige weiße Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Der Mann war sehr groß gewachsen – fast zwei Meter groß –, ungefähr fünfzig Jahre alt, schlank und muskulös, mit beunruhigend starrendem Blick. Die Gesichtshaut war blass, fast so blass wie Pendergasts, aber die Augen waren kohlrabenschwarz, das Gesicht markant, die Nase scharf gebogen. D’Agosta erkannte ihn sofort wieder. Das war der Fahrer des Lieferwagens.
Der Mann starrte D’Agosta mit marmorartigen Augen an. Woher er gekommen war, wie er sich genähert hatte, ohne dass sie auf ihn aufmerksam wurden, war ein Rätsel. Wortlos steckte er die Hand in die Hosentasche und holte einen großen eisernen Schlüssel hervor.
D’Agosta drehte sich zu Perez um. »Sieht so aus, als bräuchten wir die Ramme nicht mehr.«
Der Schlüssel verschwand wieder in der Robe. »Zeigen Sie mir zuerst den Durchsuchungsbeschluss«, sagte der Mann und näherte sich mit ausdrucksloser Miene. Aber die Stimme klang honigweich, und zum ersten Mal hörte D’Agosta jemanden mit einem Akzent, der zumindest entfernt dem Pendergasts ähnelte.
»Selbstverständlich«, sagte Pulchinski hastig und zog einen Packen Papiere hervor, die er durchzusehen begann. »Bitte sehr.«
Der Mann nahm die Papiere mit seiner großen Hand entgegen.
»Durchsuchungsbeschluss«,
las er laut mit seiner wohlklingenden Stimme. Der Akzent ähnelte tatsächlich dem Pendergasts, dennoch klang er auch ganz anders – mit einer Spur Französisch darin und etwas anderem, das D’Agosta nicht identifizieren konnte.
Der Mann blickte Pulchinski an. »Und Sie sind?«
»Morris Pulchinski, Mitarbeiter des Amtes für Tierschutz.« Er streckte nervös die Hand aus, und dann, als er niedergestarrt wurde, ließ er sie fallen. »Wir haben zuverlässige Berichte, wonach es hier oben zu Tierquälerei, vielleicht sogar Tieropferungen kommt, und dieser Durchsuchungsbeschluss gestattet uns, dass wir die Räumlichkeiten durchsuchen und Beweismittel sammeln.«
»Nicht die Räumlichkeiten. Der Durchsuchungsbeschluss hier spricht nur von der Kirche selbst. Und diese anderen Leute?«
D’Agosta zeigte seine Dienstmarke. »Mordkommission, Polizei New York City. Können Sie sich ausweisen?«
»Wir tragen keine Ausweise bei uns«, sagte der Mann, die Stimme kalt wie Trockeneis.
»Sie müssen sich ausweisen, Mister, so oder so.«
»Ich bin Etienne Bossong.«
»Buchstabieren Sie mal.« D’Agosta holte sein Notizbuch hervor und schlug die Seiten um.
Der Mann buchstabierte seinen Namen – ironisch, jeden Buchstaben betonend, wie gegenüber einem Kind.
D’Agosta notierte sich den Namen. »Und Ihre Position hier?«
»Ich bin der Leiter.«
»Von was?«
»Dieser Gemeinde.«
»Was genau ist diese ›Gemeinde‹?«
Langes Schweigen folgte, während dem Bossong D’Agosta scharf musterte. »Mordkommission New York City? Wegen einer Tierschutzsache?«
»Wir machen das nur so zum Spaß«, sagte D’Agosta.
»Die anderen Mitglieder Ihrer Sturmtruppe haben sich noch nicht ausgewiesen.«
»Detective Perez, Mordkommission, Polizei New York City«, sagte D’Agosta. »Special Agent Pendergast, Federal Bureau of Investigation. Und Mr. Bertin, FBI -Berater.«
Alle zeigten ihre Dienstmarken, außer Bertin, der Bossong nur mit zusammengekniffenen Augen anstarrte. Bossong zuckte leicht zusammen, als sei er erkannt worden, dann erwiderte er den Blick genauso fest. Irgendetwas schien zwischen den beiden vorzugehen. Etwas Unterschwelliges. D’Agosta sträubten sich die Nackenhaare.
»Machen Sie die Tür auf«, sagte er.
Nach einem angespannten Moment brach Bossong den Blickkontakt mit Bertin ab. Er holte den großen Eisenschlüssel aus der Hosentasche und schob ihn
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