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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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von einem Serienmörder umgebracht.«
    Felder schwieg kurz. »Ist der Fall aktenkundig? Wurde der Serienmörder gefasst?«
    »Nein und nein.«
    »Und Ihre Eltern? Was ist mit denen passiert?«
    »Sie sind beide an Schwindsucht gestorben.«
    Felder fühlte sich ermutigt. Das würde leicht nachzuprüfen sein, denn sämtliche Tuberkulosefälle in der Stadt New York wurden genauestens dokumentiert. »In welchem Krankenhaus sind Ihre Eltern gestorben?«
    »In keinem. Ich weiß nicht, wo mein Vater starb. Ich weiß, dass meine Mutter auf der Straße starb und auf dem Armenfriedhof auf Hart Island begraben wurde.«
    Sie blieb sitzen, faltete die Hände im Schoß. Felder empfand wachsende Frustration. »Kommen wir noch mal auf Ihre Geburt zurück. Sie können sich nicht einmal erinnern, in welchem Jahr Sie geboren wurden?«
    »Nein.«
    Felder seufzte. »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen zu Ihrem Baby stellen.«
    Sie blieb stumm.
    »Sie sagen, Sie hätten Ihr Baby über Bord des Schiffs geworfen, weil es böse war. Woher wussten Sie, dass es böse war?«
    »Sein Vater war böse.«
    »Sind Sie bereit, mir zu sagen, wer der Vater war?«
    Keine Antwort.
    »Sie glauben also, dass das Böse erblich ist?«
    »Es gibt Reihen, Ansammlungen von Genen im menschlichen Genom, die eindeutig zu kriminellem Verhalten beitragen, und diese Ansammlungen sind erblich. Sie haben doch sicher die jüngsten Forschungen zur Dunklen Triade menschlicher Verhaltensweisen verfolgt?«
    Felder war vertraut mit den Forschungsergebnissen und höchst verwundert über die Klarheit und Fundiertheit ihrer Entgegnung.
    »Also haben Sie es als notwendig erachtet, die Gene Ihres Babys aus dem Genpool zu entfernen, indem Sie es in den Atlantik warfen?«
    »Das ist richtig.«
    »Und der Vater? Ist er noch am Leben?«
    »Er ist tot.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Er wurde in eine pyroklastische Welle gestürzt.«
    »Er wurde … was bitte?«
    »Das ist ein geologischer Fachbegriff. Er fiel in einen Vulkan.«
    Es dauerte eine Weile, bis er ihre Aussage verarbeitet hatte. »War er Geologe?«
    Keine Antwort. Es war zum Verrücktwerden, sie drehten sich im Kreis und kamen nirgendwohin.
    »Sie sagten ›wurde gestürzt‹. Wollen Sie damit andeuten, dass er gestoßen wurde?«
    Wieder kam keine Antwort. Das war ganz offensichtlich eine wilde Phantasievorstellung, es lohnte nicht, sie weiterzuverfolgen oder die Patientin darin zu bestärken.
    Felder wechselte das Thema. »Constance, als Sie Ihr Baby über Bord warfen, wussten Sie da, dass Sie ein Verbrechen begingen?«
    »Natürlich.«
    »Haben Sie die Konsequenzen bedacht?«
    »Ja.«
    »Sie wussten also, dass es moralisch falsch war, Ihr Baby zu töten.«
    »Im Gegenteil. Es war nicht nur richtig, es zu tun, es war die einzige Möglichkeit.«
    »Und warum?«
    Auf die Frage folgte Schweigen. Mit einem Seufzer und dem Gefühl, als hätte er ein Netz in der Dunkelheit ausgeworfen, griff Dr. John Felder nach seinem Notizbuch und erhob sich. »Vielen Dank, Constance. Unsere Zeit ist um.«
    »Gern geschehen, Dr. Felder.«
    Er drückte auf den Knopf. Sofort ging die Tür auf, der Polizist kam herein.
    »Ich bin hier fertig«, sagte Felder. Dann wandte er sich an Constance Greene und hörte sich fast wider Willen sagen: »In ein paar Tagen werden wir eine erneute Sitzung haben.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    Während Felder über die langen Gänge der geschlossenen Abteilung ging, überlegte er, ob seine ursprüngliche Meinung wohl korrekt gewesen war. Die Frau war psychisch krank, das stand fest, aber war sie wirklich wahnsinnig – wahnsinnig im juristischen Sinn? Wenn man bei ihr alles entfernte, was an einem Menschen geistig gesund war, alles, was vorhersagbar war, was normal war – was blieb dann? Nichts.
    Und genauso lagen die Dinge, was ihre Identität betraf.

43
    Baton Rouge
    Absichtlich mit festen, gleichmäßigen Schritten marschierte Laura Hayward über den Flur im ersten Stock des Allgemeinen Krankenhauses von Baton Rouge. Sie hatte alles unter Kontrolle, Atmung, Gesichtsausdruck, Körpersprache. Alles. Bevor sie New York verließ, hatte sie Jeans und ein Polohemd angezogen, sie trug die Haare offen, die Uniform hatte sie zu Hause gelassen. Sie war als Privatperson hier, nicht mehr und nicht weniger.
    Ärzte, Schwestern und andere Krankenhausangestellte glitten schemenhaft an ihr vorbei, als sie auf die Doppeltüren zusteuerte, die in die Chirurgie führten. Sie schob sich hindurch und achtete

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