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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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morgen Abend. Sollte es weitere Verzögerungen geben, sage ich Ihnen rechtzeitig Bescheid.«
    »Verstehe.« Maurice hielt einen Moment inne. »Wohin fahren Sie, Sir?«
    »Nach Malfourche. Ein kleine Ortschaft am Black-Brake-Sumpf.«
    »Sehr wohl, Sir, wie Sie wünschen, Sir. Also bis morgen dann.«
    Dann war die Leitung unterbrochen, Maurice legte den Hörer auf. Er hielt kurz inne, blickte aufs Telefon, überlegte. Schließlich nahm er den Hörer wieder in die Hand und wählte.
    Das Telefon läutete mehrmals, dann antwortete eine Männerstimme.
    »Hallo?«, sagte Maurice. »Mr. Judson, Sir?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung bejahte.
    »Hier ist Maurice von der Penumbra-Plantage. Mir geht’s gut, danke. Ja. Ja, ich habe gerade von ihm gehört. Sie sind unterwegs zum Black-Brake-Sumpf. Zu einem Ort namens Malfourche. Weil Ihnen so viel an ihm liegt, dachte ich mir, es würde Sie interessieren. Nein, er hat nicht gesagt, warum. Ja. Sehr wohl, Sir. Gern geschehen. Gute Nacht.«
    Wieder legte er den Hörer auf, dann ging er zur Rückseite des Hauses und schloss, wie Pendergast ihn gebeten hatte, die Küchentür ab. Nach einem letzten Kontrollblick kehrte er zum Hauptflur zurück und stieg die Treppe in den ersten Stock hinauf. Es gab keine weiteren Ruhestörungen in dieser Nacht.

62
    Malfourche, Mississippi
    Mike Ventura legte am verrotteten Anleger vor
Tiny’s Bait ’n’ Bar
an. Es war ein windschiefes, wackeliges altes Holzgebäude auf Pfählen, und Ventura konnte bereits die Country-Musik, das Geschrei und das rauhe Gelächter hören, die über das Wasser zu ihm herüberschwebten.
    Er steuerte sein Sportfischerboot mit geringem Tiefgang in einen der wenigen leeren Liegeplätze, stellte den Motor ab, sprang heraus und machte fest. Es war Mitternacht, und im Tiny’s ging es hoch her, der Anleger war voll mit Booten, von hochmotorisierten Sportfischerbooten bis hin zu billigen Sperrholz-Ruderbooten. Malfourche mochte eine vom Pech verfolgte Stadt sein, aber die Leute hier wussten immer noch, wie man richtig feierte. Er leckte sich die Lippen. Ein kühles Bier und ein Schuss Jack Daniels, das war jetzt angesagt – bevor es mit der richtigen Arbeit losging.
    Er schob die Tür auf, und sofort schlugen die Geräusche und Gerüche über ihm zusammen: die lärmende Musik, das Bier, die Sägespäne, die Feuchtigkeit und der Geruch des Sumpfwassers, das gegen die Pfähle unter ihnen schwappte. Der Angelshop links und die Theke rechts waren in den scheunenähnlichen Raum integriert. Wegen der späten Stunde war das Licht im Angelshop ausgeschaltet, in dem in Kühlschränken und Badewannen die verschiedenen Lebendköder gehalten wurden, für die Tiny’s so berühmt war: Tauwürmer, Bachkrebse, Egel, Wachswürmer, Georgia-Springwürmer, Laich und Maden.
    Ventura ging schnurstracks zum Tresen. Und sofort stellte Tiny höchstpersönlich, der Barkeeper und Besitzer – ein riesiger Fettkloß von einem Mann –, eine eiskalte Dose Coors auf die Theke, unmittelbar darauf gefolgt von einem doppelten Jack Daniels.
    Ventura bedankte sich mit einem Nicken, hob das Whiskyglas, kippte den Inhalt runter und genehmigte sich sofort danach einen ordentlichen Schluck Coors.
    Verdammt noch mal, genau das hatte ihm der Arzt empfohlen. Er lebte schon zu lange hier am Sumpf. Während er sein Bier trank, sah er sich in dem alten Schuppen mit einem aufsteigenden Gefühl der Zuneigung um. Es war einer der letzten Läden, wo man keine Schwarzen, keine Schwulen oder Yankees zu Gesicht bekam. Nur Weiße kamen hierher, und niemand musste reden, das wussten hier alle im Saal, und so war es und würde es bleiben bis in alle Ewigkeit. Amen.
    Die Wand hinter dem Tresen war mit Hunderten von Postkarten geschmückt, Fotos von Waldarbeitern mit Äxten, neueren Fotos mit prämierten Fischen und Booten, ausgestopften Fischen, signierten Dollarscheinen, einem Luftbild von Malfourche aus den Tagen, als der Ort noch ein blühendes Zentrum für alle gewesen war, von Sumpfzypressen-Baumfällern bis zu Alligatorenjägern. Damals, als alle noch ein anständiges Boot, einen Pick-up und ein Haus besaßen, das wirklich was wert war. Bevor der Sumpf zur Hälfte in ein Naturschutzgebiet umgewandelt worden war.
    Scheiß Naturschutzgebiet.
    Ventura putzte sein Bier weg. Und ehe er bestellen konnte, bekam er noch eins hingeknallt, dazu einen einfachen Jack Daniels. Tiny wusste, was er wollte. Aber anstatt sich sofort darüber herzumachen, dachte Ventura über die

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