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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Papier verdeckt oder mit weißer Farbe bemalt, an vielen hingen verwitterte ZU VERMIETEN -Schilder.
    »Pendergast«, sagte sie unvermittelt, »es gibt da etwas, was ich einfach nicht begreife.«
    »Und das wäre?«
    »Die ganze Sache ist doch verrückt. Ich meine, Vinnie anzuschießen, zu versuchen, mich zu töten. Blackletter und Blast und weiß der Himmel wen noch alles umzubringen. Ich bin schon sehr lange Polizistin, und ich weiß – ich
weiß,
dass es einfachere Möglichkeiten gibt, so etwas hinzubekommen. Die ganze Sache ist doch einfach zu extrem. Es ist doch alles ein Dutzend Jahre her. Indem diese Leute versuchen, Polizisten zu töten, lenken sie doch mehr Aufmerksamkeit auf sich und nicht weniger.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Pendergast. »Es ist extrem. Vincent hat ein ähnliches Argument in Bezug auf den Löwen in Sambia vorgebracht. Es impliziert sehr viel. Und das finde ich ziemlich spannend … Sie nicht?«
    Er stellte den Rolls auf einem kleinen Parkplatz oben an der Straße zur Anlegestelle ab. Sie traten in die glühend heiße Sonne und schauten sich um. Eine Gruppe nachlässig gekleideter Männer gammelte unten bei den Bootsanlegestellen herum, und alle hatten sich umgedreht und starrten jetzt angestrengt zu ihnen herüber. Hayward war sich des Rolls-Royce deutlich bewusst und stellte wieder einmal Pendergasts entschiedene Haltung in Frage, bei seinen Ermittlungen einen solchen Wagen zu fahren. Doch weil es keinen Sinn ergeben hätte, in zwei Autos herzufahren, hatte sie ihren Mietwagen am Krankenhaus stehen lassen.
    Pendergast knöpfte seinen schwarzen Anzug zu und sah sich, cool wie immer, um. »Wollen wir mal runter zu den Bootsanlegern schlendern und die Herrschaften dort ansprechen?«
    Hayward zuckte mit den Schultern. »Ich finde nicht, dass sie besonders gesprächig wirken.«
    »Gesprächig nicht. Aber vielleicht sind sie ja informativ.« Ganz locker und entspannt ging Pendergast die Straße hinunter. Die Männer schauten mit zusammengekniffenen Augen zu, wie sie näher kamen. »Guten Tag, meine Herren«, sagte Pendergast mit seidenweichem New-Orleans-Upper-Class-Akzent und verneigte sich kurz vor den Männern.
    Schweigen. Haywards Besorgnis nahm zu. Was Pendergast da machte, das war die schlimmstmögliche Art der Informationsbeschaffung. Die Feindseligkeit war mit Händen zu greifen.
    »Meine Partnerin und ich sind gekommen, um ein wenig Sightseeing zu machen. Wir sind Vogelbeobachter.«
    »Vogelbeobachter«, erwiderte ein Mann. Er drehte sich um und sagte es noch einmal zur Gruppe. »Vogelbeobachter.«
    Die ganze Gruppe lachte.
    Hayward zuckte innerlich zusammen. Die Sache würde in einem totalen Fiasko enden. Aus dem Augenwinkel sah sie eine Bewegung und blickte in die Richtung. Noch eine Gruppe von Leuten kam schweigend aus einem scheunenähnlichen Gebäude auf kreosotimprägnierten Pfählen, das an die Anlegestelle grenzte. Ein handgemaltes Schild wies es als TINY’S BAIT ’N’ BAR aus.
    Als Letzter trat ein enorm dicker Mann aus dem Gebäude. Sein kugelrunder Kopf war rasiert, er trug ein bis zum Äußersten gestrafftes Tank-Top über seinem riesigen Bauch, seine Arme hingen wie Räucherschinken herunter und waren – dank der Sonne – von ungefähr der gleichen Farbe. Er drängelte sich durch die Menge, ging mit langen Schritten über den Anleger und blieb vor Pendergast stehen. Ganz klar, der Mann war die Autoritätsfigur der Gruppe.
    »Mit wem habe ich das Vergnügen?«, fragte Pendergast.
    »Tiny ist mein Name.« Tiny musterte Pendergast und Hayward aus seinen Schweinsäuglein, bot ihnen jedoch keine Hand zum Gruß.
    Tiny,
winzig, dachte Hayward.
Wie passend.
    »Mein Name ist Pendergast, und das hier ist meine Partnerin Hayward. Also, Tiny, wie ich zu diesen Herren hier bereits gesagt habe, wir wollen Vögel beobachten. Wir suchen nach dem seltenen Botolph’s Rotbauchfischer, um unsere Liste der bestehenden Arten abzurunden. Wie wir hören, kann man ihn tief im Sumpf finden.«
    »Ach ja?«
    »Und wir hatten gehofft, mit jemandem sprechen zu können, der sich im Sumpf auskennt und uns vielleicht beraten könnte.«
    Tiny trat einen Schritt vor, beugte sich vor und spie eine Ladung Tabaksaft Pendergast vor die Füße, und das so nahe, dass ein wenig davon auf dessen Budapester spritzte.
    »Oje, ich glaube, Sie haben meine Schuhe beschmutzt«, sagte Pendergast.
    Hayward hätte sich am liebsten eingeschaltet. Jeder Idiot sah doch, dass sie aus diesen Leuten nichts

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