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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Präsenz. »Melissa Doane. Die Frau des Romanautors. Wie es aussieht, hat sie die Bilder gemalt.«
    »Alle?« D’Agosta ließ den Lichtstrahl über die anderen Wände in dem kleinen Zimmer gleiten. Kein Gemälde in einem schwarzen Rahmen, mehr noch: kein Gemälde, das nicht mit M. DOANE signiert war.
    »Ich fürchte, es ist nicht hier.«
    Langsam ließ D’Agosta die Taschenlampe sinken. Er merkte, dass er schwer atmete und sein Herz schneller schlug. Das Ganze war bizarr – jenseits von bizarr. »Was zum Teufel ist das hier? Und warum konnte das Zimmer so bleiben, warum hat man es nicht ausgeraubt?«
    »Die Stadt schützt ihre Geheimnisse gut.« Pendergast ließ den Blick schweifen und nahm das Zimmer in Augenschein. Seine Miene verriet äußerste Konzentration. Erneut ging er langsam im Zimmer auf und ab, bis er schließlich vor dem Tisch mit den handgefertigten Büchern stehen blieb. Er blätterte kurz in einigen und legte sie zurück auf den Tisch. Er ging aus dem Zimmer, D’Agosta folgte ihm über den Flur, dann betrat er das Zimmer der Tochter. D’Agosta holte ihn ein, als er gerade das Bücherbord mit den identischen rotgebundenen Bänden musterte. Er streckte seine spindeldürre Hand aus, nahm den letzten Band vom Bord und blätterte darin; alle Seiten waren unbeschrieben. Dann stellte er das Buch zurück und nahm den vorletzten Band vom Bord. Dieser Band war voll mit waagerechten Linien, offenbar mit dem Lineal gezogen, und zwar so dicht, dass jede Seite fast schwarz vor lauter Linierung war.
    Pendergast nahm das nächste Buch zur Hand und blätterte es durch. Auch hier wieder dichte Linierung und vorn einige unbeholfene Kinderzeichnungen. Der folgende Band enthielt zusammenhanglose Einträge in einer ungelenken Schrift, die die Seiten hinauf- und hinunterstieg.
    Pendergast las laut vor, aufs Geratewohl, Prosa, geschrieben in Versen:
    Ich kann nicht
    Schlafen Ich darf nicht
    Schlafen. Sie kommen, sie flüstern
    Dinge. Sie zeigen mir
    Dinge. Ich kann es nicht
    Ausschalten, ich kann es nicht
    Ausschalten. Wenn ich wieder einschlafe,
    Sterbe ich … Schlaf = Tod
    Tod = Schlaf
    Tod = ich kann es nicht
    Ausschalten
    Pendergast blätterte einige Seiten um. Die Ergüsse gingen weiter, bis sie sich in zusammenhanglosen Wörtern und unleserlichen Kritzeleien auflösten. Nachdenklich stellte er das Buch zurück, zog ein anderes, viel früheres in der Reihe hervor und schlug es in der Mitte auf. D’Agosta sah eine ausgeprägte, gleichmäßige Schrift, offenkundig die eines Mädchens, mit gekritzelten Blumen und lustigen Gesichtern am Rand und die
i
s mit fröhlich gekringelten Punkten.
    Pendergast las das Datum ab.
    D’Agosta rechnete schnell im Kopf nach. »Das liegt ungefähr ein halbes Jahr vor Helens Besuch in Sunflower.«
    »Ja. Als die Familie Doane noch nicht lange hier gewohnt hat.« Pendergast blätterte, überflog die Einträge, hielt an einer Stelle inne und las laut vor:
    Mattie Lee hat mich wieder wegen Jimmy genervt. Mag sein, dass er süß ist, aber ich kann diese Goth-Klamotten und diese Trash-Metal-Musik, die er so toll findet, nicht ausstehen. Er gelt sich die Haare, kämmt sie nach hinten, raucht und hält die Zigarette mit den Fingern nahe an der glühenden Spitze. Er glaubt, dadurch cool zu wirken. Ich finde, er sieht dadurch aus wie ein Hirni, der versucht, cool zu wirken. Schlimmer noch: Er sieht dadurch aus wie ein Doofi, der aussieht wie ein Hirni, der versucht, cool zu sein.
    »Typisch Highschool-Mädchen«, sagte D’Agosta und runzelte die Stirn.
    »Vielleicht ein wenig sarkastischer als die meisten.« Pendergast blätterte erneut in dem Tagebuchband. Plötzlich verharrte er bei einem Eintrag, der ungefähr drei Monate später verfasst worden war. »Ah!«, rief er aus, plötzlich Interesse in der Stimme, und las vor:
    Als ich von der Schule nach Haus gekommen bin, habe ich gesehen, wie sich Mom und Dad über irgendetwas auf dem Küchentresen beugten. Und rat mal, was das war? Ein Papagei! Ein grauer, dicker Papagei mit einem stummeligen roten Schwanz und einem großen dicken Metallring an einem Bein mit einer Nummer, aber ohne Namen. Der Papagei war zahm und hockte sich auf meinen Arm. Er hat mich mit schiefem Kopf angesehen und mir in die Augen geschaut, als wollte er sagen: Und das bist du. Dad hat im Lexikon nachgeschlagen und meint, es sei ein Afrikanischer Graupapagei. Er sagt, dass der Papagei jemandes Haustier sein müsse, er sei zu zahm, als dass es anders sein könne. Der

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