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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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über die Zelle. Und als Greene dann die kühl-violetten Augen abwandte, begriff Hayward besser als durch alles, was Greene gesagt hatte, dass sie diese Frage niemals beantworten würde.
    »Warum sind Sie zurückgekommen? Sie waren doch im Ausland. Wieso sind Sie jetzt nach Hause zurückgekehrt?«
    »Weil Aloysius meine Hilfe benötigen wird.«
    »Hilfe? Was für eine Art Hilfe denn?«
    Constance blieb regungslos sitzen. »Er ist auf den Verrat, der seiner harrt, nicht vorbereitet.«

30
    Savannah, Georgia
    Judson Esterhazy stand inmitten der Antiquitäten und Polstermöbel in seinem Studierzimmer und schaute aus einem der hohen Fenster, die auf den mittlerweile menschenleeren Whitfield Square hinausgingen. Ein kühler Regen tropfte von den kleinen Palmen und dem Pavillon in der Platzmitte und sammelte sich in Pfützen auf den Bürgersteigen aus Ziegelsteinen in der Habersham Street. Auf D’Agosta, der neben ihm stand, machte Helens Bruder bei diesem zweiten Besuch einen anderen Eindruck. Das lockere, höfliche Gebaren war verschwunden. Das attraktive Gesicht wirkte besorgt, angespannt, ein wenig verhärmt.
    »Und sie hat Ihnen gegenüber nichts von ihrem Interesse an Papageien erwähnt, auch nicht am Karolinasittich?«
    Esterhazy schüttelte den Kopf. »Niemals.«
    »Und das verschollene Gemälde? Sie haben nie mit ihr darüber gesprochen, nicht einmal nebenbei?«
    Wieder Kopfschütteln. »Das ist alles ganz neu für mich. Ich kann es ebenso wenig erklären wie Sie.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie schmerzlich die ganze Sache für Sie sein muss.«
    Esterhazy wandte sich vom Fenster ab. Seine Kiefer mahlten; D’Agostas Ansicht nach Ausdruck einer kaum unterdrückten Wut. »Nicht annährend so schmerzvoll, wie von diesem Burschen Blast zu erfahren. Er ist vorbestraft, sagten Sie?«
    »Nein. Er wurde mehrfach inhaftiert. Aber nicht verurteilt.«
    »Das bedeutet nicht, dass er unschuldig ist«, sagte Esterhazy.
    »Ganz im Gegenteil«, sagte D’Agosta.
    Esterhazy warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Und es ging nicht nur um Dinge wie Erpressung und Fälschung. Sie sprachen auch von Gewaltanwendung und Körperverletzung.«
    D’Agosta nickte.
    »Und er war auch hinter diesem … diesem verschollenen Gemälde her?«
    »Wie der Teufel hinter der armen Seele«, sagte D’Agosta.
    Esterhazy ballte die Hände und drehte sich wieder zum Fenster um.
    »Judson«, sagte Pendergast, »weißt du noch, was ich dir gesagt habe –«
    »Du hast deine Frau verloren«, sagte Esterhazy über die Schulter gewandt, »ich meine Schwester. Man kommt nie ganz darüber hinweg, aber zumindest kann man es akzeptieren. Aber jetzt von dieser Sache zu erfahren …« Er holte tief Luft. »Und nicht nur das, sondern es könnte auch sein, dass dieser Kriminelle auf irgendeine Weise daran beteiligt war, dass Helen –«
    »Das wissen wir nicht sicher«, sagte Pendergast.
    »Aber Sie können verdammt sicher sein, dass wir es herausfinden werden«, sagte D’Agosta.
    Esterhazy gab keine Antwort. Er schaute nur weiter aus dem Fenster, während er mit der Kinnlade mahlte und den Blick nach innen richtete.

31
    Sarasota, Florida
    Zweihundert Kilometer weiter südlich schaute ebenfalls ein Mann aus dem Fenster.
    John Woodhouse Blast blickte hinunter auf die Strandläufer und Sonnenbadenden neun Stockwerke unter sich; auf die langen, weißen Linien der Brandungswellen, die auf den Strand zuliefen; auf den Strand, der sich beinahe bis ins Unendliche erstreckte. Dann wandte er sich ab, schritt durchs Wohnzimmer und blieb kurz vor einem vergoldeten Spiegel stehen. In dem erschöpften Gesicht, das ihm da entgegenstarrte, spiegelte sich die Unruhe einer schlaflosen Nacht.
    Er hatte doch aufgepasst, so sehr aufgepasst. Wieso passierte ihm das jetzt? Dieser blasse Totenkopf von einem Racheengel, der da so unerwartet vor seiner Tür erschienen war … Er hatte immer ein konservatives Spiel gespielt, war nie Risiken eingegangen. Und es hatte immer geklappt, bis jetzt …
    Das Läuten eines Telefons durchbrach die Stille im Zimmer. Blast schrak zusammen. Mit großen Schritten ging er hinüber zum Mobilteil und hob es von der Basisstation. Von der Ottomane aus verfolgten die beiden Zwergspitze jede seiner Bewegungen.
    »Ich bin’s, Victor. Was ist los?«
    »Verflucht, Victor, es wird aber auch Zeit, dass du zurückrufst. Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »War weg«, erwiderte eine rauhe, grobe Stimme. »Gibt’s ein Problem?«
    »Das kann man wohl sagen.

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