Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit
Feuerposition ein. Jetzt war Zeit für ein bisschen Spaß. Als er begonnen hatte zu feuern, hatten sich die Krähen lärmend erhoben, um sich etwa zweihundertfünfzig Meter entfernt am Rande der Wiese niederzulassen. Er entdeckte sie am Boden unter einer großen gelben Kiefer, wo sie in den abgefallenen Nadeln umherstolzierten und die Samen aus den verstreuten Zapfen pickten.
Der Mann spähte durch das Zielfernrohr, suchte sich eine Krähe aus und folgte ihr mit dem Fadenkreuz, während sie an einem Zapfen pickte und ihn mit dem Schnabel schüttelte. Sein Zeigefinger legte sich fester um den gebogenen Stahl, der Schuss ertönte, und die Krähe verschwand in einem Sprühregen aus schwarzen Federn und bespritzte einen nahen Baumstamm mit Fetzen von rotem Fleisch. Der Rest des Schwarms flatterte lärmend auf, stieß ins Blaue und stob über die Baumwipfel davon.
Der Mann hielt Ausschau nach einem neuen Ziel; diesmal richtete er das Zielfernrohr auf den Sumpf. Langsam suchte er den Sumpfrand ab, bis er es fand: einen dicken Ochsenfrosch, etwa hundertvierzig Meter entfernt, der auf einem Wasserlilienblatt in einem kleinen Fleckchen Sonne ruhte. Wieder zielte der Schütze, entspannte sich und feuerte. Eine rosa Wolke, vermischt mit grünlichem Wasser und Stückchen des Lilienblatts, stieg auf, beschrieb einen Bogen im Sonnenlicht und fiel anmutig zurück ins Wasser. Der dritte Schuss schnitt einer Wassermokassinschlange den Kopf ab, die sich im verängstigten Bemühen wegzukommen wild durchs Wasser schlängelte.
Noch ein Schuss. Er brauchte eine echte Herausforderung. Er sah sich mit bloßem Auge im Sumpf um, doch die Schüsse hatten die Tiere aufgeschreckt, es war nichts in Sicht. Er würde warten müssen.
Er kehrte zum Range Rover zurück, nahm eine Gewehrtasche aus weichem Segelstoff aus dem Kofferraum, zog den Reißverschluss auf und holte eine zweiläufige CZ Bobwhite 12-Kaliber mit einem nach seinen eigenen Wünschen beschnitzten Kolben heraus. Es war die preiswerteste Flinte, die er besaß, aber es handelte sich trotzdem um eine ausgezeichnete Waffe, und das, was er jetzt tun musste, war ihm verhasst. Er wühlte im Rover herum und holte einen tragbaren Schraubstock sowie eine Bügelsäge mit brandneuem Sägeblatt heraus.
Er legte sich die Schrotflinte über die Knie, streichelte die Läufe, rieb sie mit ein wenig Waffenöl ein und legte einen Messstreifen aus Papier daneben. Nachdem er eine Stelle mit einem Nagel markiert hatte, machte er sich mit der Bügelsäge an die Arbeit.
Es war eine lange, mühselige, erschöpfende Angelegenheit. Als er damit fertig war, feilte er die rauhe Kante mit einer Rundfeile, fräste sie kurz ab, bürstete sie mit Stahlwolle und ölte sie dann erneut. Er kippte die Läufe ab und reinigte sie sorgfältig von losen Spänen, dann führte er zwei Schrotpatronen ein. Mit der Flinte und den abgesägten Enden schlenderte er zum Sumpf hinunter, warf die Läufe so weit ins Wasser hinaus, wie er konnte, setzte die Waffe auf die Hüfte und betätigte den vorderen Abzug.
Der Knall war ohrenbetäubend, der Rückstoß wie von einem Maulesel. Grob, bösartig und verheerend. Auch der zweite Lauf ließ sich anstandslos abfeuern. Der Schütze kippte die Läufe nach vorne, steckte die leeren Patronenhülsen in die Tasche, wischte das Gewehr sauber und lud erneut. Auch beim zweiten Mal funktionierte alles einwandfrei. So schmerzlich es sein mochte, er war zufrieden.
Wieder beim Auto angelangt, schob er die Schrotflinte in ihre Tasche zurück, verstaute die Tasche und holte ein Sandwich und eine Thermoskanne aus seinem Rucksack. Er aß langsam, genoss die getrüffelte Gänseleberpastete und trank dazu eine Tasse heißen Tee mit Milch und Zucker aus der Thermoskanne. Er bemühte sich, die frische Luft und die Sonne zu genießen und nicht an das anstehende Problem zu denken. Als er sein Picknick beendete, stieg ein Rotschwanzbussard aus dem Sumpf auf, ein Weibchen, zweifellos von einem Nest, und begann, träge über den Baumwipfeln zu kreisen. Etwa zweihundertdreißig Meter entfernt, schätzte er.
Also das war jetzt endlich eine Herausforderung, die seines Könnens würdig war.
Erneut ging er mit dem Scharfschützengewehr in Anschlag und zielte auf den Vogel, aber das Sichtfeld des Zielfernrohrs war zu schmal, er konnte ihn nicht im Visier behalten. Er würde stattdessen das elektrische Zielgerät benutzen müssen. Er spähte durch die Visiereinrichtung und versuchte, den Bewegungen des Vogels zu
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