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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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dumm und auf unverzeihliche Art hatte sie sich übertölpeln lassen. Sie hatte bei ihrer eigenen Entführung kooperiert.
    Darauf bedacht, ihre Atmung im Griff zu behalten, machte sie eine Bestandsaufnahme ihrer Situation. Man hatte sie mit Stricken, nein, mit Klebeband an einen Stuhl festgebunden. Doch als sie mit den Händen wackelte, merkte sie, dass das Klebeband nicht besonders stramm angebracht war: eine hastige Arbeit, ein Art Provisorium. Esterhazy hatte sogar etwas in der Richtung angedeutet.
Nur ein Zwischenstopp, während die Vorkehrungen an Ihrem endgültigen Bestimmungsort beendet werden.
    Ihrem endgültigen Bestimmungsort …
    Sie spannte Arme und Handgelenke an, dehnte das Klebeband und zog daran. Langsam, aber stetig fing es an, sich zu lösen. Sie hörte immer noch, wie Esterhazy im Stockwerk unter ihr herumging. Gut möglich, dass er gleich wieder heraufkam und sie abholte.
    Mit einer letzten Willensanstrengung gelang es ihr, das Klebeband loszubekommen. Als Nächstes nahm sie den Knebel aus dem Mund und befreite ihre Fußgelenke. Sie stand auf, ging so leise wie möglich zur Tür und versuchte, sie zu öffnen. Abgeschlossen, natürlich, und sehr stabil.
    Sie trat an das einzige Fenster im Raum, das zu einem verwahrlosten Garten hinausging. Das Fenster war verschlossen und vergittert. Sie blickte durch die schmutzige Scheibe. Es handelte sich um einen für die Upper East Side typischen Hinterhof, die gemeinsamen hinteren Gärtchen der umliegenden Brownstonehäuser waren durch hohe Backsteinmauern voneinander getrennt. Der Innenhof hinter ihrem Gefängnis war verwildert und leer, aber im angrenzenden Garten sah sie eine rothaarige Frau im gelben Pullover, die in einem Buch las.
    Constance wollte winken, dann klopfte sie leise ans Fenster, doch die Frau war in ihre Lektüre versunken.
    Rasch durchsuchte sie den Raum, zog die Schubladen in dem leeren Schreibtisch und im Schrank auf und fand ganz hinten in einer Schublade einen Tischler-Bleistift.
    Auf dem obersten Bücherbord lag ein einzelnes altes Buch. Sie nahm es, riss das Leerblatt heraus und kritzelte darauf hastig eine längere Notiz. Dann faltete sie das Blatt und schrieb einen zweiten Text auf die Außenseite:
    Bitte bringen Sie diesen Brief sofort zu
    Dr. Felder, c/o Mount Mercy Hospital,
    Little Governors Island. Bitte.
    ES GEHT UM LEBEN UND TOD .
    Nach kurzer Überlegung fügte sie hinzu:
    Felder wird Ihnen eine Belohnung auszahlen.
    Constance trat ans Fenster. Die Frau las immer noch. Sie klopfte ans Fenster, aber die Frau hörte es nicht. Schließlich – sie wurde zunehmend verzweifelter – nahm sie das Buch und schlug mit dem Rücken gegen die Fensterscheibe. Das Glas zersprang, und die Frau im Nachbargarten blickte auf.
    Sofort hörte Constance, wie Esterhazy mit lauten Schritten die Treppe heraufgerannt kam.
    Sie legte den Brief ins Buch und warf es in den Nachbargarten. »Nehmen Sie den Brief!«, rief sie herunter. »Und gehen Sie – bitte!« Die Frau starrte sie an, während das Buch nahe ihren Füßen zu Boden fiel, und als Letztes sah Constance, wie die Frau – sich dabei auf einen Stock stützend – sich nach unten beugte und das Buch aufhob.
    Constance drehte sich gerade vom Fenster weg, als Esterhazy vor Überraschung fluchend ins Zimmer gestürmt kam und auf sie zu lief. Sie hob die Hand, um ihm die Augen auszukratzen; er versuchte, die Hand wegzuschlagen, aber es gelang ihr, ihm auf der einen Wange zwei tiefe Kratzer beizubringen. Er stöhnte vor Schmerz, fing sich allerdings schnell und attackierte sie. Er stürzte sich auf sie, sie rangen, schließlich hielt er ihre Arme fest und drückte ihr erneut ein chloroformiertes Tuch auf Mund und Nase. Dann spürte sie, dass sie bewusstlos wurde, und abermals wurde ihr schwarz vor Augen.

[home]
    56
    Camden, Maine
    Das ehemalige Pflegeheim war dem Erdboden gleichgemacht worden, an seiner Stelle stand jetzt eine Eigentumswohnanlage, eine verlorene Reihe leerer Stadthäuser mit flatternden Plakaten davor, die mit Preisreduzierungen und finanziellen Anreizen warben.
    Pendergast schlenderte in das kleine Verkaufsbüro, fand es leer vor und betätigte eine Klingel auf dem Tresen. Aus einem Hinterzimmer trat eine verhärmt wirkende Frau, die fast erschrak, als sie ihn sah. Sie begrüßte ihn mit berufsmäßigem Lächeln.
    Pendergast legte seinen dicken Mantel ab und strich den schwarzen Anzug glatt, damit er wieder wie angegossen saß. »Guten Morgen.«
    »Kann ich Ihnen

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