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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Garten.«
    »Erinnern Sie sich noch an irgendetwas anderes?«
    »Auf der anderen Straßenseite hatte ein Herrenausstatter sein Geschäft. London Town hieß es. Ich entsinne mich an die Modepuppe, die unter dem Ladenschild ausgestellt war. Und weiter unten in der Straße befand sich eine Drogerie – Huddell’s. Ich erinnere mich deshalb, weil mein Vater mit uns dort hineingegangen ist und uns eine Penny-Tüte Süßigkeiten gekauft hat.« Bei dieser Erinnerung huschte ein Strahlen über ihr Gesicht.
    Felder fand die Antworten mehr als nur ein wenig beunruhigend.
    »Wie sieht’s mit der Schulbildung aus? Sind Sie in der Water Street zur Schule gegangen?«
    »Es gab zwar eine Schule unten an der Ecke, aber ich bin nicht hingegangen. Meine Eltern konnten es sich nicht leisten. Es gab damals ja noch kein öffentliches Bildungssystem. Und ich sagte Ihnen ja bereits, ich bin Autodidaktin.« Sie hielt kurz inne. »Warum stellen Sie mir diese Fragen, Doktor Felder?«
    »Weil es mich interessiert zu erfahren, wie deutlich Ihre Erinnerungen an Ihre Kindheit sind.«
    »Warum? Um sich selbst davon zu überzeugen, dass es sich um Wahnvorstellungen handelt?«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Er hatte Herzklopfen und bemühte sich, seine Erregung und seine Verwirrung zu verbergen.
    Constance erwiderte seinen Blick, sie schien geradezu in sein Innerstes hineinzuschauen. »Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen wollen, Doktor, ich bin müde.«
    Er nahm die Mappe in beide Hände und erhob sich. »Nochmals vielen Dank, Constance. Ich weiß Ihre Offenheit sehr zu schätzen.«
    »Gern geschehen.«
    »Und wozu immer es auch gut sein mag«, sagte er unvermittelt, »ich glaube Ihnen. Ich begreife das alles zwar noch nicht einmal ansatzweise, aber ich glaube Ihnen.«
    Ein sanfterer Ausdruck trat in ihr Gesicht. Ganz leicht neigte sie den Kopf.
    Er drehte sich um und klopfte an die Tür. Was war denn nur in ihn gefahren, eine solch impulsive Aussage zu machen? Kurz darauf drehte sich der Schlüssel, und ein Pfleger erschien im Türrahmen.
    Draußen auf dem Flur, als der Pfleger die Tür wieder abschloss, klappte Felder die Mappe auf, die er mitgebracht hatte und in der sich ein Zeitungsausschnitt aus der
New York Times
von heute befand. In dem Artikel ging es um einen historischen Fund, der an diesem Tag verkündet worden war: das Tagebuch eines jungen Mannes, Whitfield Speed, der von 1869 bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahr 1883 , als er von einer Droschke überfahren wurde, in der Catherine Street gewohnt hatte. Speed, ein begeisterter New Yorker, war offenbar sehr eingenommen von Stows
A
 
Survey of London
und hatte geplant, einen ähnlich detailgenauen Führer über die Straßen und Geschäfte von New York zu schreiben. Vor seinem Ableben hatte er es lediglich geschafft, ein einziges Tagebuch mit seinen Beobachtungen zu füllen. Das Journal war zusammen mit seinen wenigen Habseligkeiten in einem Koffer auf dem Dachboden verschlossen gewesen und erst einige Tage zuvor wieder aufgefunden worden. Das Journal wurde als bedeutender Beitrag zur Geschichte der Stadt New York gefeiert, da es sehr präzise Informationen über die Gegebenheiten von Speeds Viertel lieferte – Informationen, die aus keiner anderen Quelle zu erhalten waren.
    Speeds Wohnhaus in der Catherine Street hatte ganz in der Nähe der Water Street gelegen. Auf einer der Innenseiten hatte die
Times
eine der aufwendigen Bleistiftskizzen aus Speeds laufenden Aufzeichnungen abgedruckt – eine Skizze, zu der auch eine detaillierte Karte der beiden Straßen, der Catherine und der Water Street, gehörte. Bis zu diesem Morgen hatte kein Lebender gewusst, welche Geschäfte es in diesen beiden Straßen in den 1870 er Jahren gegeben hatte.
    Kaum hatte Felder heute Morgen am Frühstückstisch den Artikel durchgelesen, war ihm eine Idee gekommen. Eine verrückte Idee natürlich, denn in Wirklichkeit tat er ja kaum mehr, als Constance zu verhätscheln, sie in ihren Wahnvorstellungen zu bestätigen, aber hier bot sich ihm eine ideale Gelegenheit, ihre Aussagen zu überprüfen. Angesichts der Wahrheit – der
tatsächlichen
Zusammensetzung von Geschäften, öffentlichen und privaten Bauten in der Water Street in den 1870 er Jahren – ließe sich Constance vielleicht davon überzeugen, ihre Phantasiewelt hinter sich zu lassen.
    Felder stand im Flur, betrachtete eingehend die Abbildung in der Zeitung und versuchte, die alte Handschrift zu entziffern, in der etwas darübergekritzelt

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