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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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auf.
    »Erlauben Sie, dass ich mich zunächst vergewissere, ob ich alles richtig verstanden habe. Sie behaupten, in den 1870 er Jahren in der Water Street geboren worden zu sein, auch wenn Sie das genaue Jahr nicht kennen. Ihre Eltern starben an Tuberkulose, und auch Ihr Bruder und Ihre ältere Schwester sind einige Jahre darauf verstorben. Das würde bedeuten, dass Sie«, er machte eine Pause und rechnete, »über hundertdreißig Jahre alt sind.«
    Einen Augenblick lang gab Constance keine Antwort. Sie betrachtete ihn nur ganz ruhig. Wieder war Felder von ihrer Schönheit beeindruckt, ihrem intelligenten Gesichtsausdruck, ihrem Bob aus kastanienbraunem Haar. Und sie besaß sehr viel mehr Selbstbeherrschung, als es für eine Frau, die wie zwei- oder dreiundzwanzig aussah, normal gewesen wäre.
    »Doktor Felder«, sagte sie schließlich. »Ich habe Ihnen für vieles zu danken. Sie haben mich freundlich und respektvoll behandelt. Aber wenn Sie gekommen sind, um mich bei Laune zu halten, wird meine gute Meinung über Sie darunter leiden, fürchte ich.«
    »Ich bin nicht gekommen, um Sie bei Laune zu halten«, sagte Felder aufrichtig. »Sondern um Ihnen zu helfen. Aber zunächst muss ich Sie besser verstehen.«
    »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Entweder Sie glauben mir oder nicht.«
    »Ich möchte Ihnen ja glauben, Constance. Aber versetzen Sie sich doch einmal in meine Lage. Es ist eine biologische Unmöglichkeit, dass Sie hundertdreißig Jahre alt sind. Und deshalb suche ich nach anderen Erklärungen.«
    Wieder schwieg sie einen Moment. »Eine biologische Unmöglichkeit? Doktor Felder, Sie sind doch ein Mann der Wissenschaft. Glauben Sie, dass das menschliche Herz von einem Menschen in den anderen verpflanzt werden kann?«
    »Natürlich.«
    »Glauben Sie, dass Röntgenbilder und MRI -Geräte vom Inneren des Körpers Aufnahmen machen können, ohne dass hierzu operative Verfahren erforderlich sind?«
    »Selbstverständlich.«
    »Zur Zeit meiner Geburt hätte man solche Dinge für ›eine biologische Unmöglichkeit‹ gehalten. Ist es denn tatsächlich ›unmöglich‹, dass die Medizin den Alterungsprozess aufhalten und die Lebenserwartung über ihre natürliche Länge hinaus verlängern kann?«
    »Nun … vielleicht kann sie unser Leben etwas verlängern. Aber dass eine junge Frau mehr als ein Jahrhundert lang Anfang zwanzig bleibt? Nein, tut mir leid, das ist einfach nicht möglich.« Noch während er das sagte, spürte Felder allerdings, dass seine Überzeugung ins Wanken geriet. »Wollen Sie damit sagen, dass Ihnen das widerfahren ist? Dass Sie irgendeiner Art medizinischem Verfahren unterzogen wurden, das Ihr Leben verlängert hat?«
    Constance gab keine Antwort. Felder merkte, dass er ganz plötzlich weiterkam.
    »Was ist bei diesem Verfahren geschehen? Wieso wurde es angewandt? Wer hat es durchgeführt?«
    »Mehr zu sagen würde bedeuten, ein Versprechen zu brechen.« Constance strich über ihr Kleid. »Ich habe bereits mehr gesagt, als ich es hätte sollen. Ich erzähle Ihnen dies auch nur deshalb, weil ich fühle, dass es Sie aufrichtig danach verlangt, mir zu helfen. Aber mehr darf ich nicht sagen. Was Sie mir glauben wollen, liegt ganz allein bei Ihnen, Doktor Felder.«
    »So ist es. Ich danke Ihnen, dass Sie sich mir anvertraut haben.« Felder zögerte. »Aber ich frage mich, ob Sie mir vielleicht einen Gefallen erweisen könnten.«
    »Gewiss.«
    »Ich möchte, dass Sie sich noch einmal in Ihre Kindheit in der Water Street versetzen, in die frühesten Erinnerungen daran.«
    Sie musterte ihn sehr genau, so als suche sie in seinem Gesicht nach Anzeichen für eine Täuschungsabsicht. Nach einer Weile nickte sie.
    »Haben Sie deutliche Erinnerungen an die Water Street?«
    »Ich erinnere mich noch gut an die Straße.«
    »Sehr schön. Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie gesagt, dass Ihr Elternhaus die Hausnummer sechzehn hatte.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und dass Sie ungefähr fünf Jahre alt waren, als Ihre Eltern gestorben sind.«
    »Ja.«
    »Erzählen Sie doch mal von der unmittelbaren Nachbarschaft – der Gegend rund um das Haus, meine ich.«
    Einen Moment lang schien es, als schweife Constances wacher Blick in weite Ferne. »Nebenan befand sich ein Tabakladen. Ich erinnere mich, wie der Geruch von Cavendish und Latakia durchs Vorderfenster in unsere Wohnung wehte. Gegenüber befand sich ein Fischhändler. Die Katzen aus der Nachbarschaft versammelten sich gern auf der Backsteinmauer zum hinteren

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