Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung
ein schöner Morgen, das Laub der Bäume im Park hinter ihr zeigte seine erste Herbstfärbung, am Himmel zogen Schönwetterwolken dahin, und alle auf den Straßen genossen den Altweibersommer. Alle außer Corrie. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf die Fassade des Dakota-Gebäudes auf der anderen Straßenseite und dessen Eingang gerichtet, der um die Ecke lag, an der 72 . Straße.
Da sah sie ihn: den silbernen Rolls-Royce, der den breiten Boulevard heraufgefahren kam. Sie kannte den Wagen – mehr als das, er würde ihr immer unvergesslich bleiben. Sie griff nach der McDonald’s-Tüte, sprang auf, wobei das Buch zu Boden fiel, und lief trotz der roten Ampel über die Straße und schlängelte sich durch den Verkehr. An der Ecke Central Park West und 72 . Straße blieb sie stehen und wartete ab, ob der Rolls abbiegen würde.
Er bog ab. Der Fahrer, den sie nicht sehen konnte, wechselte auf die linke Spur, blinkte und drosselte die Geschwindigkeit, als er sich der Straßenecke näherte. Corrie lief die 72 . Straße entlang bis zum Dakota-Gebäude, wo sie kurz vor dem Rolls ankam. Als der Wagen langsam in die Einfahrt einbog, trat sie vor die Kühlerhaube. Der Rolls blieb stehen; sie blickte den Fahrer durch die Windschutzscheibe an.
Es war nicht Pendergast. Aber es war mit Sicherheit sein Wagen. In den ganzen USA gab es keinen anderen solchen Rolls-Royce-Oldtimer.
Sie wartete. Der Fahrer ließ die Seitenscheibe herunter und streckte den Kopf heraus. Ein stiernackiger Kerl mit gemeißelten Gesichtszügen.
»Entschuldigen Sie, Miss.« Sein Tonfall klang ruhig und angenehm. »Würde es Ihnen etwas ausmachen …?« Seine Stimme verlor sich, und das Fragezeichen baumelte in der Luft.
»Ja, würde es«, sagte sie.
Der Mann musterte sie weiterhin. »Sie blockieren die Einfahrt.«
»Wie unangenehm für Sie.« Sie trat einen Schritt vor. »Wer sind Sie, und warum fahren Sie Pendergasts Auto?«
Der Fahrer schaute sie einen Augenblick an, dann ging die Tür auf, und er stieg aus. Das angenehme Lächeln war fast verschwunden, aber noch nicht ganz. Er war kräftig gebaut, hatte die Schultern eines Schwimmers und den Oberkörper eines Gewichthebers. »Und Sie sind?«
»Das geht Sie nichts an«, sagte Corrie. »Ich will wissen, wer Sie sind und warum Sie sein Auto fahren.«
»Ich heiße Proctor und arbeite für Mr. Pendergast.«
»Wie schön für Sie. Sie haben gerade die Gegenwartsform benutzt.«
»Bitte?«
»Sie sagten: ›Ich arbeite für Mr. Pendergast.‹ Wie kann das sein, wo er doch tot ist? Wissen Sie vielleicht etwas, was ich nicht weiß?«
»Hören Sie, Miss, ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich bin sicher, wir können das bequemer anderswo besprechen.«
»Wir werden es genau hier besprechen, so
un
bequem wie möglich, während wir die Einfahrt blockieren. Ich hab’s nämlich satt, an der Nase herumgeführt zu werden.«
Der Dakota-Türsteher verließ sein Messing-Wachhäuschen. »Gibt’s ein Problem?«, fragte er, wobei sein Adamsapfel ruckte.
»Ja«, sagte Corrie. »Ein Riesenproblem. Ich rühre mich nicht vom Fleck, bis der Mann hier mir gesagt hat, was er über den Besitzer dieses Wagens weiß, und wenn das ein Problem für Sie ist, dann rufen Sie besser die Bullen und melden eine Ruhestörung. Denn die wird es geben, wenn ich nicht bald Antworten kriege.«
»Das wird nicht notwendig sein, Charles«, sagte der Mann namens Proctor ruhig. »Wir werden die Sache rasch klären und die Einfahrt räumen.«
Der Türsteher runzelte zweifelnd die Stirn.
»Sie können ruhig auf Ihren Posten zurückkehren«, sagte Proctor. »Ich habe die Sache im Griff.« Seine Stimme blieb gelassen, strahlte aber eine unverkennbare Autorität aus. Der Türsteher gehorchte.
Proctor wandte sich wieder ihr zu. »Sind Sie eine Bekannte von Mr. Pendergast?«
»Darauf können Sie wetten. Ich habe in Kansas mit ihm zusammengearbeitet. Die Stillleben-Morde.«
»Dann müssen Sie Corrie Swanson sein.«
Sie war verblüfft, fasste sich aber schnell. »Also haben Sie von mir gehört. Gut. Also, was ist jetzt damit, dass Pendergast tot sein soll?«
»Ich bedaure, sagen zu müssen, dass er …«
»Hören Sie auf mit dem Scheiß!«, rief Corrie. »Ich habe darüber nachgedacht, und die Geschichte mit dem Jagdunfall stinkt schlimmer als Brad Hazens Suspensorium. Sagen Sie mir die Wahrheit, sonst … Ich spüre förmlich, wie die Ruhestörung anfängt.«
»Es besteht keinerlei Grund zur Aufregung, Miss Swanson. Wieso wünschen
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