Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
kannte diesen Namen – so hieß eine der reichen, im Niedergang begriffenen Antebellum-Familien aus New Orleans.
    Tinys Schweinsäuglein wurden noch kleiner. »Sind Sie mit diesem Schwanz befreundet?«
    »Ich bin vom
Ezzerville Bee.
Ich berichte über die Brodie-Morde.«
    »Ein Reporter.« Tinys Miene verfinsterte sich. Erst jetzt fiel Betterton die entzündete Narbe am Hals des Mannes auf. Sie blähte sich jedes Mal auf, wenn die Ader darunter pulsierte.
    Tiny blickte in die Runde. »Wieso quasselt ihr mit einem Reporter?« Er spie einen Schwall braunen Tabaksaft aus. Sein Publikum stand auf, einer nach dem anderen, und einige machten sich unauffällig davon – allerdings nicht, ohne sich vorher noch ein weiteres Bierchen aus der Kiste zu holen.
    »Ein Reporter«, wiederholte Tiny.
    Betterton sah den Wutausbruch zwar kommen, bewegte sich aber nicht so schnell, dass er ihm ausweichen konnte. Tiny packte Betterton am Kragen und hob ihn unsanft von den Stufen. »Sie können diesem Arschloch was von mir ausrichten«, sagte er. »Wenn ich den mageren Albino-Arsch von diesem Anzugträger jemals wieder hier erwische, richte ich ihn so schlimm zu, dass er eine Woche lang seine Zähne ausscheißt.«
    Während er sprach, zog er Bettertons Kragen immer enger zusammen, bis der Reporter keine Luft mehr bekam. Dann schleuderte er ihn mit einem groben Ruck zu Boden.
    Betterton landete im Staub, wartete einen Moment und stand wieder auf.
    Tiny stand mit geballten Fäusten da, kampfbereit.
    Betterton war schmächtig. Als Kind hatten größere Kinder sich oft bemüßigt gefühlt, ihn herumzustoßen, weil sie meinten, das Risiko sei gleich null. Das fing im Kindergarten an und hörte erst am Ende seines ersten Jahres auf der Highschool auf.
    »He«, sagte Betterton mit hoher Jammerstimme. »Ich geh schon, ich geh ja schon! Um Himmels willen, Sie müssen mir doch nicht weh tun!«
    Tiny entspannte sich.
    Betterton duckte sich, setzte seine beste kriecherische Miene auf und rückte mit gesenktem Kopf etwas näher an Tiny heran, so, als wolle er zu Kreuze kriechen. »Ich bin nicht auf einen Kampf aus. Ehrlich.«
    »Das hört man gern …«
    Unvermittelt richtete Betterton sich auf und nutzte den Schwung der Aufwärtsbewegung, um seinen Haken direkt auf Tinys Kinn zu plazieren. Der Mann ging zu Boden wie weiche Butter, die auf Zement fällt.
    Eine Lektion hatte Ned gelernt, als er frisch auf die Highschool kam: Egal, was es war, egal wie groß, man musste reagieren. Sonst würde so was nur wieder passieren oder Schlimmeres. Tiny wälzte sich zwar fluchend im Dreck, war aber zu betäubt, um aufstehen und ihm nachsetzen zu können. Rasch ging Betterton zum Wagen, an den Männern vorbei, die immer noch mit weit aufgerissenen Mündern herumstanden.
    »Gentlemen, lasst euch das restliche Bier schmecken.«
    Als er mit pochender Hand davonfuhr, fiel ihm ein, dass er in einer halben Stunde beim Backwettbewerb des Frauenhilfswerks aufkreuzen sollte. Zum Teufel damit. Keine Backwettbewerbe mehr für ihn.

[home]
    32
    Gemeinde St. Charles, Louisiana
    Dr. Peter Lee Beaufort folgte dem mobilen forensischen Labor – in diskretem Grau lackiert – durch das Seitentor des Friedhofs Saint-Savin. Ein Friedhofswärter ließ den einen Torflügel zuschwingen und verriegelte das Tor. Langsam fuhren die beiden Fahrzeuge, Beauforts Kombi und das mobile Labor, über den schmalen, kiesbestreuten Weg, der von grazilen Hartriegel- und Magnolienbäumen gesäumt war. Saint-Savin gehörte zu den ältesten Friedhöfen von Louisiana. Die Gräber und Grünanlagen waren makellos gepflegt. Im Lauf der letzten zweihundert Jahre waren einige der berühmtesten Persönlichkeiten von New Orleans hier beigesetzt worden.
    Bestimmt wären sie höchst erstaunt, sinnierte Beaufort, wenn sie wüssten, welche Prozedur auf dem Friedhof heute stattfand.
    Der Weg gabelte sich, dann gabelte er sich nochmals. Vor dem mobilen Labor konnte Beaufort jetzt eine kleine Gruppe von Fahrzeugen erkennen: Behördenfahrzeuge, ein Rolls-Royce-Oldtimer, ein Saint-Savin-Van. Der Laborwagen parkte auf einem schmalen Seitenstreifen hinter ihnen. Beaufort folgte ihm und warf einen Blick auf die Uhr.
    Zehn Minuten nach sechs. Die Sonne stieg gerade über den Horizont und schien auf die Grünflächen und den Marmor. Exhumierungen wurden stets früh am Morgen durchgeführt, um so die größtmögliche Diskretion zu garantieren.
    Beaufort stieg aus dem Auto. Als er sich dem Familiengrab näherte, sah er

Weitere Kostenlose Bücher