Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung
Pendergast die Existenz unserer Organisation bekannt?«
»Noch nicht. Aber er ist wie ein Pitbull. Er gibt nicht auf. Sie müssen ihn ausschalten. Wir können es uns nicht leisten, ihn frei herumlaufen zu lassen. Ich sage Ihnen, wir müssen ihn töten.«
»
Sie
können es sich nicht leisten, ihn frei herumlaufen zu lassen«, erwiderte der Mann. »Und
Sie
müssen mit ihm fertig werden – endgültig.«
»Gott weiß, ich habe es versucht!«
»Nicht angestrengt genug. Wie ermüdend, dass Sie annehmen, Sie könnten das Problem einfach bei uns abladen. Jeder Mensch hat eine Schwachstelle. Finden Sie seine, und nutzen Sie sie aus.«
Esterhazy spürte, dass er vor lauter Frust fast zitterte. »Sie verlangen das Unmögliche von mir. Bitte, ich brauche Ihre Hilfe.«
»Natürlich können Sie darauf zählen, jedwede Unterstützung zu bekommen, die Sie benötigen. Wir haben Ihnen bei Ihrem Pass geholfen, wir werden Ihnen wieder helfen. Mit Geld, Waffen, sicherem Unterschlupf. Und wir haben die
Vergeltung.
Aber Sie müssen sich selbst um diesen Mann kümmern. Die Erledigung dieser Angelegenheit – rasch und endgültig – würde viel dazu beitragen, unsere gute Meinung von Ihnen wiederherzustellen.«
Esterhazy ließ die Worte auf sich einwirken und schwieg einen Moment lang. »Wo liegt die
Vergeltung?
«
»In Manhattan. In der städtischen Marina an der 72 . Straße.« Der Mann hielt inne. »New York … Dort lebt er doch, Ihr Agent Pendergast, oder?«
Die Frage kam derart überraschend, dass Esterhazy unwillkürlich den Blick hob und den Mann ansah.
Der widmete sich – anscheinend endgültig – erneut seiner Zeitungslektüre. Kurz darauf stand Esterhazy auf. Da ergriff der Mann noch einmal das Wort. »Haben Sie gehört, was mit den Brodies passiert ist?«
»Ja«, entgegnete Esterhazy leise. War die Frage als verschleierte Drohung gemeint?
»Keine Sorge, Judson«, fuhr der Mann fort. »Wir werden uns gut um Sie kümmern. So wie wir es stets getan haben.«
Als erneut ein Zug kreischend in den U-Bahnhof einfuhr, wandte er sich wieder seiner Zeitung zu und sagte nichts mehr.
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31
Malfourche
Ned Betterton fuhr in seinem verbeulten Nissan auf der Hauptstraße – eigentlich die einzige Straße – von Malfourche. Obwohl der Ort streng genommen zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörte, mied er ihn meistens: zu viel bornierte Bayou-Mentalität. Aber die Brodies hatten hier gelebt.
Hatten
… Kranston hatte ihn widerstrebend weiterrecherchieren lassen, aber nur deshalb, weil dieser grauenhafte Doppelmord eine so große Sache war, dass es seltsam gewirkt hätte, wenn der
Bee
sie ignorierte. »Bringen wir die Sache hinter uns«, hatte Kranston geknurrt. »Möglichst schnell. Danach vergessen wir sie.«
Betterton hatte freundlich genickt, dabei hatte er aber durchaus nicht vor, die Sache zu vergessen. Vielmehr hatte er etwas getan, was er schon früher hätte machen sollen – nämlich die Geschichte überprüfen, die die Brodies ihm aufgetischt hatten. Sie hatte sich sogleich in Luft aufgelöst. Nach ein paar Anrufen war bewiesen, dass es zwar eine Frühstückspension namens Casa Magnalia in San Miguel gab, die Brodies sie aber nie geführt oder besessen hatten. Das Ehepaar war lediglich einmal dort abgestiegen, vor Jahren.
Die beiden hatten ihn dreist angelogen.
Und jetzt waren sie ermordet worden – der größte Mordfall in der Gegend seit einer Generation –, und Betterton war sich sicher, dass es irgendeinen Zusammenhang mit dem seltsamen Verschwinden des Ehepaars und seinem noch seltsameren Wiederauftauchen gab. Drogen, Industriespionage, Waffenhandel, alles war möglich.
Malfourche war der Ort, an dem die Fäden dieses rätselhaften Geschehens zusammenliefen, davon war Betterton überzeugt. In Malfourche waren die Brodies wieder aufgetaucht, und hier waren sie brutal ermordet worden. Außerdem waren ihm Gerüchte über seltsame Vorkommnisse im Ort einige Monate vor dem Wiedererscheinen der Brodies zu Ohren gekommen. Es hatte eine Explosion bei
Tiny’s
gegeben, dem örtlichen, ein wenig verrufenen Anglershop plus Kneipe. Ursache sei ein undichter Propangas-Tank gewesen – so die offizielle Version der Geschichte –, aber es gab auch geflüsterte Hinweise auf weit interessantere Dinge.
Er fuhr an dem kleinen Häuschen der Brodies vorbei, wo er das Ehepaar vor kurzem interviewt hatte. Jetzt war die Haustür mit Absperrband gesichert, und der Wagen des Sheriffs stand davor.
Die Main
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