Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung
Hand. Während die Arbeiter ihre Wegwerf-Schutzkleidung ablegten und sich die Hände mit Desinfektionslösung wuschen, hämmerte er das Namensschild auf das Behältnis.
Beaufort rührte sich. Jetzt war es fast an der Zeit, dass er mit der Arbeit begann. Die Arbeiter hoben den neuen Sarg an den Griffen an, und er führte sie zur Heckklappe des mobilen forensischen Labors, das in der Nähe auf dem Kiesstreifen, im Schatten der Magnolien, parkte. Der Generator surrte leise. Beauforts Assistent öffnete die Hecktüren und half den Friedhofsarbeitern, den Sarg hochzuheben und hineinzuschieben.
Beaufort wartete, bis die Hecktüren wieder geschlossen waren, dann folgte er den Arbeitern zurück zu dem abgeschirmten Grab. Die Gruppe war immer noch versammelt und würde das auch bleiben, bis die Prozedur beendet war. Einige Arbeiter fingen damit an, das alte Grab zuzuschütten, während andere mit Hilfe des Baggers anfingen, daneben ein neues Grab auszuheben. Wenn Beauforts Arbeit an den sterblichen Überresten beendet war, würden sie im neuen Grab beigesetzt werden. Beaufort wusste, dass die Voraussetzung für eine Genehmigung der Exhumierung war, dass Pendergast den Leichnam umbetten ließ, und sei die Entfernung noch so klein. Trotzdem – Pendergast musste einen enormen Druck auf den nervösen, schwitzenden Jennings ausgeübt haben.
Endlich regte sich Pendergast und schaute zu ihm hin. Die angespannte Erwartung und die Achtsamkeit in dem bleichen Gesicht hatten sich noch vertieft.
Beaufort trat zu ihm und sagte mit leiser Stimme: »Wir sind so weit. Also, welche Untersuchungen möchten Sie genau durchgeführt haben?«
Der FBI -Agent schaute ihn an. »Genproben, Haarproben, Fingerabdrücke, falls möglich, Röntgenaufnahmen der Zähne. Alles.«
Beaufort versuchte, es möglichst taktvoll auszudrücken. »Es würde helfen, wenn ich wüsste, welchem Zweck das Ganze dient.«
Ein langer Moment verstrich, bevor Pendergast entgegnete: »Der Leichnam im Sarg ist nicht der meiner Frau.«
Beaufort nahm die Information in sich auf. »Was bewegt Sie zu der Annahme, dass es … einen Irrtum gegeben hat?«
»Führen Sie bitte nur die Untersuchungen durch«, sagte Pendergast ruhig. Seine weiße Hand tauchte aus dem Anzug auf; darin hielt er eine Haarbürste in einem verschließbaren Plastikbeutel. »Sie werden eine Probe ihrer DNA brauchen.«
Beaufort nahm den Beutel an sich, verwundert über einen Mann, der die Haarbürste seiner Frau noch zwölf Jahre nach ihrem Tod unberührt gelassen hatte. Er räusperte sich. »Und wenn der Leichnam doch der Ihrer Frau ist?«
Als er keine Antwort auf die Frage erhielt, stellte Beaufort eine andere. »Möchten Sie, äh, dabei sein, wenn wir den Sarg öffnen?«
Pendergasts gespenstischer Blick ließ Beaufort das Blut in den Adern gefrieren. »Es ist mir gleichgültig.«
Pendergast wandte sich wieder dem Grab zu und sagte nichts mehr.
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33
New York City
Die Essensschlange vor der Mission in der Bowery Street rückte langsam zu den Tabletts vor, vorbei an der vorderen Reihe der im Refektoriums-Stil aufgestellten Tische.
»Verdammt«, sagte der Mann direkt vor ihm. »Nicht schon wieder Hähnchen mit Klößen.«
Zerstreut griff Esterhazy sich ein Tablett, nahm sich von dem Maisbrot und schlurfte weiter.
Er war immer noch unterhalb des Radars. Tief darunter. Von Boston aus hatte er den Bus genommen und hatte aufgehört, Kreditkarten zu benutzen und Geld aus dem Automaten zu ziehen. Er benutzte den Namen auf seinem falschen Pass und hatte sich ein neues Handy unter dem angenommenen Namen gekauft. Untergekommen war er in einem billigen Wohnheim an der Second Street, wo vorzugsweise Bargeld genommen wurde. Wenn irgendmöglich, ernährte er sich mit Hilfe von karitativen Essensausgaben wie dieser. Er hatte noch einen ordentlichen Batzen Bargeld von der Reise nach Schottland übrig, so dass er sich momentan um Geld keine Sorgen machen musste, und er würde auch noch eine Weile damit auskommen. Pendergasts Ressourcen waren beängstigend umfassend, da wollte er kein Risiko eingehen. Außerdem wusste er ja, dass
sie
ihm jederzeit mehr geben würden.
»Scheiß grüner Wackelpudding«, beschwerte sich der Mann vor ihm. Er war um die vierzig, trug ein dünnes Ziegenbärtchen zur Schau und war mit einem verwaschenen Holzfällerhemd bekleidet. Sein blasses, unsauberes Gesicht war von jeder Art Laster und Verdorbenheit gezeichnet. »Wieso gibt’s nie mal roten Wackelpudding?«
Die
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