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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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untersuchte den Waffenschrank, fand aber nichts von Bedeutung.
    Endlich nahm er sich das Wohnzimmer selbst vor, den erlesensten Raum im Haus, mit polierter Mahagoni-Täfelung, antiken Tapeten und einer Reihe schöner Gemälde aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Doch das Prunkstück war eine schwere Louis-Vitrine, in der eine Sammlung frühgriechischer Keramik ausgestellt war.
    Pendergast beendete seine Durchsuchung mit der Vitrine. Eine rasche Drehung, dann war das Schloss geknackt. Er riss die Türen weit auf und betrachtete den Inhalt. Die Sammlung war ihm seit langem bekannt, trotzdem staunte er erneut, wie außerordentlich sie war, vielleicht die schönste kleine Sammlung ihrer Art auf der Welt. Sie bestand aus nur sechs Stücken, jedes einzelne ein unschätzbares, unersetzliches Beispiel für das Werk eines antiken griechischen Künstlers: Exekias; der Brygos-Maler; Euphronios; der Meidias-Maler; Makron; der Achilles-Maler. Pendergasts Blick wanderte über die Vasen, Trinkschalen, Kylixe und Kratere, jedes Stück ein unvergleichliches Meisterwerk, Zeugnis höchsten, verfeinerten künstlerischen Genies. Das war keine Sammlung, die aus Prestigegründen erstellt worden war oder um damit zu prahlen. Die Objekte waren mit äußerster Sorgfalt und zu erstaunlich hohen Kosten zusammengetragen worden, und zwar von einem echten Kenner. Nur ein Mensch, der diese Stücke wahrhaft liebte, konnte eine so vollkommene Sammlung erstellen, eine Sammlung, deren Verlust die Welt ärmer machen würde.
    Das Geräusch schweren Atmens war zu hören.
    Mit einer plötzlichen heftigen Armbewegung fegte Pendergast die Sammlung von den Regalen. Die schweren Gefäße stürzten auf den Eichenfußboden und zerbrachen in Hunderte Scherben; sie sprangen und hüpften überallhin. Keuchend vor Anstrengung, wie besessen in diesem Ausbruch ungezügelter Wut, zertrat Pendergast die Scherben in immer kleinere Stücke und zermahlte sie schließlich zu Staub.
    Und dann war außer dem schweren Atmen nichts mehr zu hören. Pendergast war noch geschwächt nach seiner Tortur in Schottland, so dass es eine Zeitlang dauerte, bis seine Atmung sich normalisiert hatte. Nach einer langen Weile fegte er sich den Keramikstaub vom Anzug und ging mit steifen Schritten zur Kellertür. Er öffnete sie gewaltsam, stieg in den Keller und führte eine sorgfältige Inspektion der Räume durch.
    Der Keller war so gut wie leer, bis auf die Heizungsanlage samt Rohren. Doch hinter einer Tür in einem der Alkoven kam, gewaltsam geöffnet, ein großer Weinkeller zum Vorschein, der mit Kork ausgekleidet war. An der Wand hingen Temperatur- und Feuchtigkeitsmesser. Pendergast trat ein und inspizierte die Flaschen. Esterhazy besaß außerordentliche Weine, hauptsächlich französische. Offenbar bevorzugte er die Pauillacs. Pendergasts Blick glitt über die langen Reihen von Weinflaschen: Lafite Rothschild, Lynch-Bages, Pichon-Longueville Comtesse de Lalande, Romanée-Conti. Zwar war Pendergasts Weinkeller im Dakota-Gebäude und in Penumbra weitaus umfangreicher, aber Esterhazy besaß eine erstklassige Sammlung Château Latour einschließlich mehrerer Flaschen der bedeutendsten Jahrgänge, die in seinen eigenen Weinkellern fehlten.
    Er runzelte die Stirn.
    Er wählte die besten Jahrgänge aus – 1892 , 1923 , 1934 , der sagenhafte 1945 er, 1955 , 1962 , ein halbes Dutzend weiterer –, nahm die Flaschen aus ihren Nischen und stellte sie behutsam auf den Fußboden. Alle Weine, die jünger waren als dreißig Jahre, ließ er stehen. Vier Gänge waren nötig, dann hatte er alle Flaschen nach oben ins kleine Wohnzimmer geschafft.
    Er stellte sie auf das Sideboard und holte einen Korkenzieher, eine Karaffe und ein Rotweinglas aus der Küche. Nachdem er alle Flaschen der Reihe nach geöffnet hatte, ließ er sie atmen, während er sich von seinen Anstrengungen ausruhte. Draußen war es derweil dunkel geworden, und ein blasser Mond hing über den Palmen auf dem Platz. Pendergast betrachtete den Mond und fühlte sich fast wider Willen an jenen anderen Mond erinnert: an den ersten Mondaufgang, den er und Helen gemeinsam betrachtet hatten, nur zwei Wochen nach ihrer ersten Begegnung. Es war die Nacht, in der ihre Liebe füreinander so leidenschaftlich entbrannte. Sie lag jetzt fünfzehn Jahre zurück, und doch war seine Erinnerung daran so lebhaft, als wäre es gestern gewesen.
    Er hielt die Erinnerung kurz fest wie einen kostbaren Edelstein, dann ließ er sie verblassen. Er

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