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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Banalität des Bösen, dachte Esterhazy, während er ein Hauptgericht auf sein Plastiktablett stellte, ohne auch nur hinzusehen. Das war keine Art zu leben. Er musste aufhören mit dem Weglaufen und wieder in die Offensive gehen. Pendergast musste sterben. Zweimal hatte er versucht, Pendergast zu töten. Aller guten Dinge waren drei, so hieß es doch; vielleicht würde es ja beim dritten Mal klappen.
    Jeder hat eine Schwachstelle. Finden Sie seine, und nutzen Sie sie aus.
    Er trug sein Tablett zu einem der Tische und setzte sich auf den einzigen freien Platz neben dem Mann mit dem Ziegenbart. Er hob die Gabel, stocherte geistesabwesend in seinem Essen herum und legte das Besteck wieder hin.
    Jetzt, wo er darüber nachdachte, erkannte Esterhazy, wie wenig er im Grunde über Pendergast wusste. Der Mann war mit seiner Schwester verheiratet gewesen. Aber obwohl sie ein freundschaftliches Verhältnis gehabt hatten, war er immer distanziert geblieben, kühl, eine unbekannte Größe. Wenn es Esterhazy nicht gelungen war, ihn zu töten, dann teilweise deshalb, weil er ihn nicht wirklich verstand. Er musste mehr über ihn in Erfahrung bringen: seinen Aktionsradius, seine Vorlieben, seine Abneigungen, seine Bindungen, was ihn antrieb, woran ihm etwas lag.
    Wir werden uns gut um Sie kümmern. Wie wir es stets getan haben.
    Esterhazy schaffte es kaum, den Bissen herunterzuschlucken, während der Satz in seinem Kopf nachhallte. Er legte die Gabel wieder hin und wandte sich dem ziegenbärtigen Vagabunden neben sich zu. Er starrte ihn an, bis der Mann aufhörte zu essen und aufschaute.
    »Haste ’n Problem?«
    »Hab ich tatsächlich, ja.« Esterhazy schenkte ihm ein freundliches Lächeln. »Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Und weswegen?« Der Mann war sofort misstrauisch.
    »Jemand verfolgt mich«, sagte Esterhazy. »Bedroht mein Leben. Ich kann ihn nicht abschütteln.«
    »Dann leg das Schwein doch um«, sagte der Mann und begann wieder, seinen Wackelpudding zu schlürfen.
    »Das ist ja das Problem. Ich komme nicht nahe genug an ihn ran, um ihn zu töten. Was würden Sie tun?«
    Die tiefliegenden Augen des Mannes funkelten vor lauter Bosheit, und er legte den Löffel hin. Das war etwas, das er verstand. »Du musst ihn über jemanden erwischen, der ihm nahesteht. Jemand Schwaches, Hilfloses. Eine Frau.«
    »Eine Frau«, wiederholte Esterhazy.
    »Nicht irgendeine Frau, seine Alte. An einen Mann kommt man am besten über seine Alte ran.«
    »Das klingt logisch.«
    »Scheiße, klar macht es Sinn. Ich hatte mal Zoff mit ’nem Dealer, Digger, wollte ihn in den Arsch treten, aber er hatte immer seine Leute um sich rum. Na, er hatte ’ne kleine Schwester, echt lecker …«
    Es war eine lange Geschichte, aber Esterhazy hörte gar nicht mehr hin. Er war tief in Gedanken versunken.
    Seine Alte …

[home]
    34
    Savannah, Georgia
    Das elegante Stadthaus schlummerte träge in der wohlriechenden Kühle des Herbstabends. Davor, in der Habersham Street und auf dem Whitefield Square, unterhielten sich Passanten angeregt, und die Touristen machten Fotos vom überladenen Kuppeldach-Pavillon im Park und von den historischen Backsteinhäusern, die ihn umgaben. Aber im Haus war alles still.
    Bis sich mit einem leisen Kratzen von Metall auf Metall das Schloss drehte und die Hintertür aufgeschoben wurde.
    Special Agent Pendergast, kaum mehr als ein Schatten im schwindenden Tageslicht, betrat die Küche. Er machte die Tür wieder zu und verschloss sie. Dann drehte er sich um, lehnte sich dagegen und horchte. Das Haus war leer, aber er blieb trotzdem in der Stille stehen. Die Luft war abgestanden, die Jalousien waren heruntergelassen. Es lag schon einige Zeit zurück, dass jemand das Haus betreten hatte.
    Er erinnerte sich an seinen letzten Besuch vor einigen Monaten – unter ganz anderen Umständen. Inzwischen war Esterhazy untergetaucht, und zwar tief. Aber es musste Spuren geben. Hinweise. Und die waren am ehesten in diesem Haus zu finden. Denn niemand konnte spurlos verschwinden.
    Abgesehen vielleicht von Helen.
    Pendergasts Blick schweifte suchend durch die Küche. Sie war fast zwanghaft ordentlich und aufgeräumt und, wie der Rest des Hauses, entschieden maskulin in der Wahl der Einrichtung: großer Frühstückstisch aus Eiche, übergroßer Messerblock, mit wuchtigen Messern gespickt, Küchenschränke aus dunklem Kirschholz, Arbeitsflächen aus schwarzem Granit.
    Er verließ die Küche, ging durch den Flur und nach oben. Die Türen

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