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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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wandte sich vom Fenster ab und ließ den Blick durch den Raum gleiten, musterte die afrikanischen Skulpturen, die schönen Mahagoni-Möbel, die Jadeschnitzereien und die Bücherregale, auf denen dicke Wälzer mit Goldrücken standen. Er wusste nicht, wann Esterhazy zurückkehren würde, aber er wünschte, er könnte dabei sein, um sein Vorhaben gebührend zu würdigen.
    Nachdem er die Weine eine halbe Stunde hatte atmen lassen – eine längere Wartezeit wäre bei den älteren Jahrgängen zu riskant –, begann er mit der Verkostung. Er fing mit dem 1892 er an, ließ einen Schluck in die Karaffe gluckern, schwenkte ihn langsam und prüfte die Farbe im Licht. Dann schenkte er sich ein, roch das Bouquet und nahm schließlich einen großzügigen Schluck. Er stellte die Flasche unverkorkt auf die Fensterbank und ging zum nächstjüngeren Jahrgang über.
    Das Ganze dauerte vielleicht eine Stunde, und nach Ablauf dieser Zeit war Pendergasts Gleichmut vollständig wiederhergestellt.
    Schließlich stellte er Karaffe und Glas zur Seite und erhob sich aus dem Sessel. Zu guter Letzt wandte er seine Aufmerksamkeit dem kleinen Tresor zu, den er vorhin hinter einem der Diplome entdeckt hatte. Er setzte sich tapfer gegen Pendergasts Bemühungen zur Wehr und gab erst nach langer, diffiziler Arbeit nach.
    Gerade als er den Safe öffnen wollte, klingelte sein Handy. Er warf einen Blick auf die Nummer, ehe er den Anruf beantwortete. »Ja?«
    »Aloysius? Hier ist Peter Beaufort. Ich hoffe, ich unterbreche Sie nicht gerade bei irgendetwas.«
    Nach einer kurzen Pause erwiderte Pendergast: »Ich war gerade dabei, mir ein gutes Glas Wein zu gönnen.«
    »Die Ergebnisse sind da.«
    »Und?«
    »Ich würde es Ihnen lieber persönlich sagen.«
    »Ich würde es lieber sofort erfahren.«
    »Ich will nicht am Telefon mit Ihnen darüber sprechen. Kommen Sie so schnell wie möglich her.«
    »Ich bin in Savannah. Ich nehme einen späten Flug, wir treffen uns dann morgen früh in Ihrem Büro. Um neun.«
    Pendergast steckte das Handy ein und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Safe zu. Er enthielt das Übliche: Schmuck, ein paar Aktien, den Grundbucheintrag des Hauses, ein Testament und diverse andere Papiere, unter anderem alte Rechnungen eines Pflegeheims in Camden, Maine, ausgestellt auf eine Patientin namens Emma Grolier. Pendergast sammelte die Dokumente ein und steckte sie in die Tasche, um sie später genauer durchsehen zu können. Dann setzte er sich ans Rollpult, nahm sich ein Blatt leeres Büttenpapier und schrieb einen kurzen Brief.
     
    Mein lieber Judson,
    ich dachte, die Ergebnisse meiner vertikalen Verkostung Deiner Latours interessieren Dich vielleicht. Wie ich festgestellt habe, hat der 1918 er traurig nachgelassen, und der 1949 er Jahrgang wird meiner Ansicht nach überbewertet: Es endete schlimmer, als es begann, mit Anklängen von Gerbstoff. Der 1958 er war leider korkig. Aber der Rest war köstlich, der

45 er sogar überragend – immer noch vollmundig und unerreicht elegant, mit einem Aroma von schwarzen Johannisbeeren und Trüffeln und einem langen, angenehmen Abgang. Schade, dass Du nur eine einzige Flasche davon hattest.
    Meine Entschuldigung für das, was mit Deiner Sammlung alter Pötte passiert ist. Ich lasse Dir etwas zur Entschädigung da.
    P.
     
    Er deponierte den Brief auf dem Schreibtisch, griff in die Hosentasche, zog einen Fünf-Dollar-Schein aus der Brieftasche und legte ihn daneben.
    Als er an der Tür angelangt war, kam ihm ein Gedanke. Er kehrte um, ging zum Fensterbrett und griff nach der 1945 er Flasche Château Latour. Er verkorkte sie sorgfältig und nahm sie mit in die Küche und hinaus in die duftende Nachtluft.

[home]
    35
    Armadillo Crossing, Mississippi
    Betterton war gerade dabei, sich seinen ersten Kaffee am Morgen zu holen, als ihm eine Idee kam. Es war ein kühner Versuch, aber einen Umweg von fünfzehn Meilen allemal wert.
    Er wendete den Nissan und fuhr erneut in Richtung Malfourche. Ein paar Meilen vor dem Städtchen, an einer öde aussehenden Kreuzung, die in der Gegend Armadillo Crossing genannt wurde, hielt er an. Wie erzählt wurde, hatte hier vor Jahren einmal jemand ein Gürteltier überfahren, und der zermatschte Kadaver war lange genug liegen geblieben, um der Kreuzung ihren Namen zu verleihen. Das einzige Haus an der Kreuzung war eine Hütte aus Teerpappe, der Wohnsitz eines gewissen Billy B. »Grass« Hopper.
    Betterton hielt vor dem alten Hopper-Haus, das fast bis zur

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