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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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Gewässer stürzen, und ich sollte normal atmen. Vielleicht sollte ich auch versuchen, meinen Puls von hundertachtzig herunterzufahren, wenn ich schon einmal dabei war.
    »Ich neh me den Wasserschlitten«, sagte er. »Das geht schneller als schwimmen. Wenn wir untertauchen, legst du dich auf meinen Rücken und hältst dich mit der lin ken Hand an mei nem Gürtel fest.«
    »Und was mache ich mit der rechten?«
    »Die brauchst du für die Harpune.«
    »O nein«, widersprach ich. »Diese Verantwortung ist mir zu groß. Auf gar keinen Fall.«
    »Halte sie einfach fest«, sagte er beschwichtigend. »Es passiert schon nichts. Falls doch, was ich nicht glaube, halten wir an, und du gibst sie mir. Alles klar?«
    Das klang vernünftig. Wenn ich die Wahl hatte zwischen der Harpune und gar kei ner Waffe, dann nahm ich lieber die Harpune. Zögernd bückte ich mich und hob sie auf. Sie schien aus grünem Plastik zu bestehen. Das Geschoss, das darin steckte, war aus durchsichtigem Material, das wie Glas aussah. Trotzdem machte diese Harpune einen ziemlich gefährlichen Eindruck.
    Vermutlich war sie aus dem gleichen Zeug gemacht wie unsere Unterwasserhelme. Ich prüfte die Spitze mit dem Finger. Ja, sie war sehr scharf. In Florida hatte ich schon einmal eine Harpune
in der Hand gehalten, aber noch nie da mit auf ein Lebewesen geschossen. Ich rückte den Fischen schon nicht gerne mit einer Angel zu Leibe, vom Töten mit einer Schusswaffe ganz zu schweigen. Tja, ich bin und bleibe eben ein Weichei.
    »Sobald wir auftauchen«, erklärte Onkel Press, »müssen wir ungefähr dreißig Meter unter den Felsen entlangschwimmen. Dann noch einmal hundert Meter mit dem Schlitten am Riff vorbei zu der Stelle, an der uns der Skimmer erwartet. Verstanden?«
    Ich hatte verstanden. Inzwischen gefiel mir Cloral überhaupt nicht mehr, ganz egal wie warm und klar das Wasser war. Aber ich hielt den Mund. Die Zeit war knapp. Onkel Press nahm den zweiten Wasserschlitten und sprang in den See. Ich ließ mich ebenfalls ins Wasser gleiten und fühlte, wie sich der Gürtel um meine Hüften spannte. Das Ding funktionierte tatsächlich automatisch. Ich musste nicht einmal Wasser treten, um an der Oberfläche zu bleiben. Der Gürtel glich mein Gewicht aus und hielt mich bequem über Wasser. Hätte ich mir vor Angst nicht fast in die Hosen gemacht, wäre ich schwer beeindruckt gewesen.
    »Wird der Köder die Quigs wirk lich weglocken?«, erkundigte ich mich ängstlich.
    »Theoretisch schon.«
    »Theoretisch! Verschone mich mit Theorien! Ich will Ga rantien!«
    »Je schneller wir aufbrechen, umso schneller sind wir in Sicherheit«, antwortete er gelassen.
    »Dann nichts wie weg hier!«, rief ich.
    Er blinzelte mir zu und tauch te unter. Ich sah mich noch einmal in der Höh le um und schaute zum Eingang des Flumes hoch über mir hi nauf. Am liebsten hätte ich »Zweite Erde!« gebrüllt, um sofort nach Hause zu reisen. Doch ich schwieg. Jetzt war ich hier und musste vorwärts, nicht zurück. Oder besser gesagt nach unten. Unter Wasser. Ich tauchte unter. Es ging los. Hoffentlich würde die Reise nicht kurz und schmerzvoll sein.

FÜNFTES JOURNAL (FORTSETZUNG)
    CLORAL
    Tauchen ist eine ziemlich coole Sache.
    Als ich noch ein kleiner Junge war, brachten mir meine Eltern auf Long Island das Schnorcheln bei, und, wie ich euch bereits schrieb, sorgte Onkel Press dafür, dass ich ein Dip lom im Sporttauchen erwarb. Für stinknormales Schwimmen habe ich mich nie begeistern können. Mir kam das Herumpaddeln in einem Schwimmbecken immer so öde vor wie Joggen auf einem Laufband. Es gibt nichts Interessantes zu sehen. Wenn man aber unter Wasser taucht, ist es, als beträte man eine ganz neue Welt.
    Leider hatte ich in letzter Zeit ein paar neue Wel ten zu viel betreten, und des halb konnte mich das Tauchen nicht so begeistern, wie es normalerweise der Fall war.
    Unter Wasser hatte ich Angst, Luft zu ho len. Ich war da ran gewöhnt, durch ein Mundstück zu atmen, das mit ei nem Schlauch an ei ner Press luftflasche befestigt war. Diesmal trug ich aber keine Flasche auf dem Rücken. Ich hatte nur eine ziemlich bescheuert aussehende kleine Harmonika an meinem Helm kleben, die angeblich in der Lage war, Sauerstoff aus dem Wasser zu ziehen. Auf einmal hörte sich das völlig unmöglich an. Obwohl die Maske meinen Kopf auch unter Wasser trocken hielt, hatte ich nicht den Mut zu …

    »Atmen!«, befahl Onkel Press.
    Ich drehte mich um. Er schwamm neben mir. Wie war das möglich?

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