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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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wiegten sich träge in der sanften Strömung. Ringsum erblickte ich verstreute große Gehirnkorallen, die so heißen, weil sie eben wie Gehirne aussehen. Zu Hause sind sie bräunlich und unscheinbar. Hier in Cloral dagegen waren sie hellgelb. Gelb! Vorhin schrieb ich, dass das Wasser in dieser Tiefe die Farben Rot und Gelb herausfiltert, aber hier war es an ders. Ich konnte jede nur erdenkliche Farbe sehen. Überall auf dem Riff wuchsen leuchtend grüne Pflanzen. Links von uns befand sich ein ganzer Wald aus Seetang. Die Ranken sprossen aus dem Riff und schlängelten sich wie blättrige Stricke bis zur Oberfläche hinauf – und sie wa ren knallrot! Aus dem steinigen Bett waren weitere Korallen gewachsen und hatten Formen angenommen, die an ei nen tropischen Dschungel erinnerten. Mit ein wenig Fantasie sahen sie wie eine Herde kleiner Tiere aus, die auf dem Felsen graste. Fantastisch!
    Inmitten dieser ganzen Pracht schwam men die tollsten Fische, die ich je gesehen hatte. Sie waren in Schwärmen unterwegs, und jeder einzelne Fisch schien ge nau zu wissen, was die ande ren dachten, denn sie wechselten die Richtung immer gleichzeitig.
Ich habe nie verstanden, wieso Hunderte von Fischen, die dicht nebeneinander schwim men, niemals falsch abbiegen oder zusammenstoßen. Eine Sorte sah aus wie silberne Querflöten mit zarten Schwimmflossen. Andere Fische waren rund und flach, wie lebendige CDs. Allerdings waren sie hellrosa! Wieder andere sahen wie Rot kehlchen aus, mit Federn und Schnäbeln. Ich wuss te, dass sie schwam men, aber bei jedem Flossenschlag schien es, als würden sie fliegen. Ich beobachtete eine perfekt inszenierte Ballettaufführung, für die das farbenprächtige Riff einen wunderschönen Hintergrund abgab.
    Der spektakuläre Anblick hielt mich gefangen. Das Wasser war kristallklar, und ich genoss es, durch die Gesichtsmaske alles ganz deutlich sehen zu können. Im Gegensatz zu einer Taucherbrille, die einen zwingt, mehr oder weniger geradeaus zu schauen, hatte ich jetzt alles bestens im Blick – und was ich sah, war atemberaubend.
    Leider währte der Friede nicht lange.
    »Oh, oh«, sagte Onkel Press.
    Er hatte es auch bemerkt. Gerade noch tän zelten Tausende dieser seltsamen Fische gelassen in der Strömung, in der nächsten Sekunde stoben sie in sämt liche Richtungen auseinander. Das alles ging so schnell, dass ich die Bewegung um ein Haar verpasst hätte. Jeder einzelne Fisch in meinem Blickfeld schoss davon. Sie flo hen vor ir gendetwas, das ih nen Angst eingejagt hatte. Und wenn sie Angst hatten, dann hatte ich ebenfalls Angst.
    »Was ist los?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort eigentlich nicht hören wollte.
    »Irgendetwas hat die Fische erschreckt.«
    »Was du nicht sagst! Und was war …«
    »Achtung!«
    Onkel Press packte mich am Arm und zerrte mich unter die Felsnase. Sekunden später erblickte ich den Störenfried. Genau,
ein Hai. Ein Quig-Hai. Er war nicht in Eile. Das große Monstrum schwamm an uns vorbei, während wir uns in den Schatten der Felsen duckten. Mühelos glitt es durchs Wasser.
    Das Biest sah gleichzeitig wunderschön und furchterregend aus. Der größte Teil sei nes Körpers war stahlgrau, der Unterbauch hingegen pechschwarz. Und es war groß. Selbst der weiße Hai hätte es mit der Angst zu tun bekommen. Es war viel größer als das Exemplar, das uns Saint Dane nach Denduron geschickt hatte. Eines war jedoch gleich: die Augen. Auch dieser Hai besaß die kalten gelben Augen, die mir verrieten, dass es sich um keinen gewöhn lichen Hai handelte, sondern um ein Quig. Es schwamm weiter, machte kehrt und entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung.
    »Vielleicht hat es uns nicht gesehen«, meinte ich hoffnungsvoll.
    »Es hat uns gesehen«, lautete die Ant wort. »Es nimmt sich bloß ein wenig Zeit, um … Aha, jetzt geht es los!«
    Schnell wandte ich den Kopf und sah mit Entsetzen, wie sich der Hai um hundertachtzig Grad drehte und nun genau auf uns zuschwamm! Er war einfach ein Stück ins Meer hinausgeschwommen, um Anlauf zu nehmen. Mit dem Felsen im Rücken gab es keinen Fluchtweg für uns. Wir saßen in der Falle, und er konnte sich seiner Beute sicher sein.
    Onkel Press riss mir die Harpune aus der Hand, stemmte die Füße gegen den Boden und zielte. Das Quig nä herte sich schnell, fast hatte es uns erreicht. Voller Vorfreu de öff nete es das Maul, um uns zu verspeisen.
    »Schieß!«, brüllte ich. »Mach schon!«
    Onkel Press wartete noch. Ich hoffte, dass er mit der

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