Pendragon - Der Anfang
trocknen würden. Übrigens waren sie ziemlich bunt: blau, grün und violett. Als mich Onkel Press zum Sporttauchen mitgenommen hatte, erklärte er mir, dass kühle Farbtöne wie Blau die bes ten Unterwasserfarben sind – man sieht sie am deutlichsten. Farben wie Rot und Gelb sehen unter Wasser wie Grau aus, aber Blau bleibt ein fach Blau. Genauso ist es mit Grün und Violett.
Mich beschlich das Gefühl, dass ich hier sicher ausreichend Gelegen heit be kom men würde, mei ne Tauchkenntnisse anzuwenden. Im vergangenen Jahr hatte mich Onkel Press in eine Taucherschule geschickt, und ich hatte den Kurs erfolgreich beendet, sogar mit Dip lom. Anschließend nahm er mich mit nach Florida, wo wir im Meer tauchten und einige Süßwasserquellen erkundeten. Es war fantastisch. Wir schwammen hinter Fischschwärmen her und fuhren per Anhalter auf dem Rücken riesiger Schildkröten mit.
Onkel Press und ich hatten die tollsten Dinge unternommen. Wahrscheinlich war es dabei jedoch gar nicht so sehr um Spaß gegangen, sondern vielmehr um meine Vorbereitung auf die Abenteuer, die ich als Reisender zu bestehen haben würde. Vermutlich
sollte ich ihm da für dankbar sein – bis auf das eine Mal, als er mich zum Fallschirmspringen mitgenommen hatte. Das war natürlich toll gewesen, aber ich wollte lieber gar nicht wissen, worauf er mich damit hatte vorbereiten wollen. Hilfe!
Schnell nahm ich mir ein hellblaues Hemd und eine Hose in ähnlicher Farbe. Hier kannte mich zwar keiner, aber ich wollte trotzdem nicht in Kla motten herum lau fen, die aussa hen, als hätte sie ein Farbenblinder ausgesucht. Ich fand sogar hellblaue Shorts, legte meine Zweite-Erde-Klamotten ab und zog die anderen Sachen an. Es gab weder Knöpfe noch Reißverschlüsse. Das Stretch material schmiegte sich wie eine zweite Haut an meinen Körper. Die Sachen waren nicht zu eng, passten aber so gut, dass nichts verrutschen und mich im Wasser behindern konnte. Es gab sogar weiche Stiefel mit harter Gummisohle, die sich problemlos überstreifen ließen und ebenso perfekt passten. Ich kam mir vor wie bei Star Trek.
»Leg dir auch ei nen Gürtel um«, sagte Onkel Press und gab mir einen dünnen, weichen Gurt.
»Nicht nötig«, antwortete ich. »Ich trage nie Gürtel.«
»Hier geht es nicht um Modefragen«, widersprach er. »Das ist eine Tarierhilfe.«
Cool. Aus meinem Tauchkurs wusste ich, was eine Tarierhilfe ist. Sporttaucher müssen unter Wasser einen Bleigurt tragen, sonst treiben sie wieder an die Oberfläche. Eine Tarierhilfe ist eine Weste, die man mit Luft aus der Pressluftflasche füllt und so die Schwimmfähigkeit reguliert, damit man nicht auf den Grund sinkt oder nach oben schießt. Den perfekten Zustand nennt man Neutralgewicht. Dann ist Schwim men wie Fliegen. Ich hatte keine Ahnung, wie dieser schmale Gürtel irgendjemanden im Neutralgewicht halten sollte.
»Er funktioniert automatisch«, erklärte Onkel Press. Anscheinend konnte er Gedanken lesen. »Er nimmt Wasser auf, um Gewicht zu be kom men, und Sauerstoff, da mit du auftauchen
kannst – je nachdem, was du willst. Ich sagte doch bereits, dass die Leute hier ziemlich fortschrittlich sind.«
Ich glaubte ihm aufs Wort und zog den Gürtel durch die Schlaufen an meiner neuen Hose. Ich brannte darauf, ins Wasser zu springen und meine neuen Spielsachen auszuprobieren. Es war fast wie in alten Zeiten mit On kel Press, nur besser. Bis jetzt gefiel mir Cloral ausgezeichnet. Hier war es deutlich angenehmer als in Denduron. Es war warm, die Klamotten waren in Ordnung, das Obst schmeckte lecker, und laut Onkel Press stand kein Krieg bevor. Außerdem hatten die Leute hier ein paar wirklich tolle Geräte erfunden. Ich freute mich darauf, die Höh le zu verlassen und die Gegend zu erforschen.
Jedenfalls tat ich das, bis ich sah, wie On kel Press, der bereits umgezogen war, eine Cloral-Hose auf hob und einen Knoten in jedes Hosenbein machte.
»Hol Früchte«, befahl er.
Schnell pflückte ich ein paar Gurken von den Ranken. Er nahm sie mir ab und stopfte sie in die abgebundenen Hosenbeine. Anschei nend wollte er das Teil als Provianttasche benut zen. Nicht schlecht, das Zeug schmeckte hervorragend. Er füllte die Hose bis oben hin, riss ein Stück Ranke von der Felswand und zog es durch die Gürtelschlaufen. Dann schnürte er die Hose fest zusammen.
»Gib mir einen Wasserschlitten«, sagte er schließlich.
Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Was hatte er vor? Ich reichte ihm einen der beiden violetten
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