Pendragon - Der Anfang
einen wirklichen Erzfeind an dieser Schule hatte, dann war es das Großmaul Andy Mitchell. Eigentlich war Mark schon zu alt, um sich noch vor solchen Angebern zu fürchten, trotzdem liebte Mitchell es, ihn zu tyrannisieren. Bei Klassenarbeiten schrieb Mitchell von ihm ab – falls er geruhte, zum Unterricht zu erscheinen. Zum Vergnügen seiner ebenfalls idiotischen Freunde machte er sich über Marks Stottern lustig und ging nie an ihm vorbei, ohne ihm nicht wenigstens einen schnellen Boxhieb zu versetzen. Mark musste ständig auf der Hut vor ihm sein.
Sicher war er nur im Beisein von Bobby und Courtney, mit denen sich Mitchell nie anlegte. Wie alle Großmäuler war auch er ein Feigling. Doch seit Bobby nicht mehr da war, fühlte sich Mark seinem Erzfeind mehr und mehr ausgeliefert. Natürlich wusste er, dass Mitchell ein dummer Angeber war, der sich nur stark vorkam,
wenn er andere niedermachen und einschüchtern konnte. Sobald seine Opfer älter wurden und ihn nicht mehr ernst nahmen, verlor er seine Macht über sie. Leider war Mark noch nicht so weit. Im Augenblick hatte Mitchell eindeutig die Oberhand.
Jetzt stand er an der Tür, in der einen Hand eine brennende Zigarette, in der anderen die Seite aus Bobbys Journal.
»Es gibt zwei Möglichkeiten, Dimond«, sagte er und zog laut und vernehmlich die Nase hoch. Mitchell schien einen Dauerschnupfen zu haben, sodass er ständig vor sich hin schniefte, was seine widerliche Ausstrahlung noch verstärkte. »Entweder ist das eine ziemlich öde Geschichte, die du selbst schreibst, oder du weißt genau, was mit Pendragon passiert ist, und verschweigst es.«
Mark erhob sich langsam. Seine Gedanken überschlugen sich. Was sollte er Mitchell sagen, damit der ihn in Ruhe ließ und die Seite herausrückte?
»D…du h…hast m…mich ertappt, Mitchell«, stotterte er nervös. »I…ist eine G…geschichte. F…für Englisch. W…wo h…hast du sie her?«
»Ich habe sie gestern nach der Schule hier gefunden. Was soll das? Vermisst du deinen Kumpel Pendragon so sehr, dass du dir eine blöde Geschichte über ihn ausgedacht hast?«
»I…ich w…weiß«, antwortete Mark. »Sie ist nicht besonders gut.«
Das lief ja hervorragend. Mitchell gab sich die Antworten auf seine Fragen gleich selbst. Mark brauchte sich gar nicht anzustrengen. Nun musste er den Burschen nur noch dazu bringen, ihm die Seite zu geben.
»Danke, dass du sie aufgehoben hast.«
Er streckte die Hand aus. Jetzt wurde es kritisch. Gab Mitchell ihm das Blatt zurück?
»Was gibst du mir dafür?«
»Was willst du?«
Mitchell überlegte, was ihm sichtlich schwerfiel, denn er dachte nur äußerst selten nach.
»Vergiss es«, antwortete er schließlich. »Nimm sie dir. Es macht keinen Spaß mehr, dich zu ärgern. Es ist viel zu einfach.«
Mark unterdrückte ein Grinsen. Es war kinderleicht. Er bekam die Seite ohne Probleme zurück. Damit Mitchell nicht merkte, wie erleichtert er war, zuckte er bloß die Achseln und streckte erneut die Hand aus. Doch …
Genau in diesem Augenblick zuckte der Ring an seiner Hand. Mark fühlte die vertraute Bewegung, war aber so überrascht, dass er wie angewurzelt stehen blieb. Der graue Stein wurde kristallklar und leuchtete auf. Bobbys nächstes Journal war auf dem Weg zu ihm, und es hätte sich zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt ankündigen können.
Schnell legte Mark die freie Hand über den Ring, um ihn zu verdecken. Er sah Mitchell an und hoffte, dass sein Mitschüler nichts bemerkt hatte. Doch ein Blick in dessen weit aufgerissene Augen verriet ihm, dass Mitchell den Ring natürlich gesehen hatte. Sekundenlang starrten sie sich reglos an.
»Ich muss los!«, rief Mark und lief zur Tür. Allerdings musste er an Mitchell vorbei, und der wich keinen Zentimeter zur Seite. Er hielt Mark fest und schubste ihn wieder in die Mitte des Raumes.
»Was ist hier los?«, rief er mit einem ängstlichen Unterton in der Stimme.
»N…nichts. M…mir ist schlecht, s…sonst n…nichts.«
Wieder versuchte Mark die Toilette zu verlassen, aber er hatte keine Chance.
»Zeig mir den Ring!«, forderte Mitchell.
Inzwischen war der Ring so groß geworden, dass Mark ihn nicht länger am Finger tragen konnte. Obwohl es ihn fast umbrachte,
nahm er ihn ab und legte ihn auf den Fußboden. Sobald der Ring die Fliesen berührte, erhellte ein greller Blitz den Raum.
Fasziniert beugte sich Mitchell über den Ring, als wollte er ihn aufheben.
»Finger weg!«, befahl Mark.
Seine Stimme klang so
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