Pendragon - Der Anfang
erklären? Er war ratlos.
»Also, das ist mein Angebot, Dimond.« Mittlerweile hörte sich Mitchell wieder viel zuversichtlicher an. »Entweder zeigst du mir die Briefe oder ich erzähle allen, was hier los ist. Vielleicht kriege ich ein bisschen Ärger, aber ganz sicher nicht halb so viel wie du und Courtney.«
Offenbar war Andy klüger, als Mark gedacht hatte.
»In Ordnung«, erklärte Mark widerstrebend. »Doch du darfst
sie erst nach Courtney und mir lesen. Schließlich schickt er seine Briefe an uns und nicht an dich. Wenn wir sie gelesen haben, bist du an der Reihe, aber sie bleiben in meinem Besitz. Und wenn du auch nur einer Menschenseele davon erzählst, sorge ich dafür, dass du genauso viel Ärger bekommst wie wir.«
Mitchell überlegte kurz, dann gab er Mark die Seite. Der riss sie an sich, als wäre sie sein kostbarster Besitz. Und so kam es ihm im Augenblick auch vor.
»Und wann kann ich lesen, was du gerade bekommen hast?«, erkundigte sich Mitchell.
Mark ging zur Tür. Er wusste nicht, was er denken sollte. Seine Beziehung zu seinem Erzfeind Mitchell hatte sich in den letzten Minuten entscheidend verändert. Nun stand viel mehr auf dem Spiel als der übliche Kinderkram.
»Ich gebe dir Bescheid«, antwortete er und öffnete die Tür.
»Vergiss es nur nicht, Dimond!«, rief Mitchell ihm nach. »Wir sind jetzt Partner.«
Mark blieb stehen und musterte den widerlichen Kerl. Es stimmte, sie waren jetzt Partner. Bei dem Gedanken wurde ihm ganz schlecht.
Kurze Zeit später trafen sich Mark und Courtney unweit der Sporthalle, wie sie es am Vorabend vereinbart hatten. Courtney brannte darauf zu erfahren, ob Mark die fehlende Seite gefunden hatte.
»Und?«, fragte sie ungeduldig.
Mark überlegte fieberhaft. Was sollte er ihr sagen? Natürlich musste sie irgendwann die Wahrheit erfahren, aber im Augenblick fühlte er sich, als hätte er sie und Bobby verraten. Mit der verlorenen Seite hatte es angefangen, und anschließend war es ihm nicht gelungen, sich gegen Mitchell durchzusetzen. Er kam sich wie ein Versager vor. Deshalb brachte er es nicht über sich, Courtney sofort reinen Wein einzuschenken.
»Ich habe die Seite«, sagte er. »Und das hier.«
Er zog Bobbys neuestes Journal aus dem Rucksack. Courtneys Augen funkelten.
»Genial! Fantastisch! Siehst du, ich habe es doch gewusst.«
»Du hattest recht«, sagte Mark teilnahmslos.
In ihrer Aufregung bemerkte Courtney es nicht. Sie hatte genug Enthusiasmus für sie beide.
»Das ist ja seltsam«, meinte sie erstaunt.
»Was denn?«, fragte er ängstlich. Ob sie doch gemerkt hatte, dass etwas schiefgelaufen war?
Courtney nahm ihm das neue Journal ab und musterte es eingehend.
»Es ist nicht wie das letzte«, stellte sie fest. »Das letzte Journal war auf wasserfestem, grünem Papier geschrieben. Dieses hier ist … anders.«
Tatsächlich. Mark war in Mitchells Gegenwart so nervös gewesen, dass ihm der Unterschied nicht aufgefallen war. Bobbys neues Journal erinnerte an die Tagebücher, die er aus Denduron geschickt hatte. Die Blätter waren braun und steif, als wären sie aus Pergament.
»Stimmt«, sagte er verwundert.
»Gut, wir warten mit dem Lesen, bis der Unterricht vorbei ist«, meinte Courtney und gab ihm die Seiten zurück. »Nach der letzten Stunde treffen wir uns auf dem Schulhof und gehen dann zu mir. Einverstanden?«
»Ja klar.«
»Hoffentlich halte ich es so lange aus. Ich sterbe vor Neugier! Aber du guckst nicht schon vorher rein, versprochen?«
»Versprochen«, sagte Mark und fragte sich, wie er sich Andy Mitchell den ganzen Tag vom Leib halten sollte.
Courtney und Mark trennten sich und gingen in ihre Klassenzimmer. Mark versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren
und nicht an das Dilemma zu denken, in das er geraten war. Doch hin und wieder fing er einen Blick von Andy Mitchell auf. Sein so genannter neuer Partner blinzelte ihm übertrieben zu, als wollte er sagen: »Wir haben ein Geheimnis, Kumpel!« Mark wandte sich jedes Mal angewidert ab.
Nach der Schule traf er sich wieder mit Courtney. Auf dem Weg zu ihrem Haus sprachen sie kaum miteinander. Ein Dutzend Mal wollte Mark ihr von Mitchell erzählen, fand aber nicht die richtigen Worte. Er sah, wie aufgeregt sie war, und wollte ihr die gute Laune nicht verderben.
Als sie vor Courtneys Elternhaus standen, hatte er beschlossen, dass er ihr erst von Andy Mitchell erzählen würde, nachdem sie Bobbys Journal gelesen hatten. Trotz aller Schwierigkeiten brannte auch
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