Pendragon - Der Anfang
verlassenen Bahnhof in der Bronx mit den Killerhunden?«, fragte sie ungläubig. »Das wäre ja … Selbstmord.«
»Was du nicht sagst!«, entgegnete er.
Courtney und Mark schwiegen. Bobby bat um einen gefährlichen Gefallen.
Irgendwann sagte sie: »Aber du wirst es tun, nicht wahr?«
»Natürlich!«, antwortete Mark schnell, als wäre er entrüstet, dass sie überhaupt fragte. »Denkst du, ich würde meinen Freund im Stich lassen? Du spinnst wohl.«
»Dann komme ich mit«, verkündete Courtney, ohne zu zögern.
»G…g…ganz bestimmt nicht«, erwiderte er.
»Und ob!«, rief Courtney. »Du brauchst jemanden, der dir den Rücken freihält.«
»Und wer hält dir den Rücken frei?«
»Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen«, antwortete sie selbstbewusst wie immer.
Dagegen gab es nichts einzuwenden. Courtney konnte wirklich sehr gut auf sich selbst aufpassen. Allerdings bezweifelte Mark, dass sie es je zuvor an einem Ort wie der Bronx hatte tun müssen, wo eine Horde Killerhunde und ein Dämon namens Saint Dane lauerten. Nein, er war ziemlich sicher, dass sie so eine Situation noch nicht erlebt hatte. Andererseits wollte er auch nicht allein gehen. Der Gedanke flößte ihm furchtbare Angst ein. Fünf Sekunden lang dachte er über das Dilemma nach und fragte: »Bist du ganz sicher?«
»Und wie«, antwortete sie und griff wieder nach der Liste. Sie las und verkündete: »Ich verstehe, warum er einige dieser Sachen haben will: eine Taschenlampe, eine Uhr … aber was hat er mit dem CD-Player vor?«
»Woher soll ich das wissen?«, fragte Mark gereizt. »Für mich ergibt das alles wenig Sinn.«
Courtney las die Liste noch einmal durch und rief: »Aha, er will ein paar Sachen aus seinem Haus.«
»Ja, habe ich auch gesehen«, meinte Mark. »Ich besorge ihm andere.«
Das brachte Courtney auf den nächsten Gedanken. Sie sah Mark ernst an und meinte: »Wenn wir Bobby die Sachen schicken, müssen wir ihm sagen, dass seine Familie verschwunden ist.«
Mark überlegte. Sie hatte recht. Bobby musste wissen, was passiert war, obwohl sie es selbst nicht genau verstanden. Aber es war eine Tatsache, dass die Pendragons verschwunden waren.
»Bobby sollte es wissen«, sagte Mark nachdenklich, »nur jetzt noch nicht. Im Augenblick kann er deswegen nichts unternehmen.«
»Aber es handelt sich um seine Familie«, gab Courtney zu bedenken.
»Ich weiß. Und Onkel Press gehört auch dazu. Keine Ahnung, was Bobby vorhat, aber er will versuchen, Onkel Press zu retten. Ich weiß nicht, ob er hier irgendetwas tun könnte, um uns zu helfen, seine Familie zu finden.«
Das stimmte. Zuerst musste Bobby seine Aufgabe in Denduron erfüllen. Danach war noch Zeit genug, um die Pendragons zu suchen. Außerdem befasste sich die Polizei mit dem Fall.
»Wir sagen es ihm, wenn er wieder da ist«, entschied Mark.
»Und was ist, wenn er nicht wiederkommt?«, erkundigte sich Courtney. »Mark, ich finde, wir sollten mit unseren Eltern darüber reden.«
»N…n…nein, das geht nicht!«, rief Mark.
»Warum nicht? Vielleicht können sie uns helfen. Es wäre viel sicherer, wenn wir alle zum Bahnhof gingen. Stimmt’s?«
Mark hätte gern zugestimmt. Er hätte gern an einen Erwachsenen, der mehr Autorität besaß als er, die Verantwortung abgetreten. Doch er wusste, was geschehen würde, wenn sie das taten.
»Courtney«, sagte er behutsam, »liebend gerne würde ich es unseren Eltern erzählen und mit ihnen und Captain Hirsch und bewaffneten Polizisten da runtergehen. Aber weißt du, was sie tun, wenn wir mit ihnen reden? Sie werden uns daran hindern. Uns vielleicht einsperren. Danach würden sie sich zusammensetzen, lange darüber reden, was wirklich los ist, und nach einer logischen Erklärung suchen. Bis sie zu irgendeinem Entschluss kommen, ist es wahrscheinlich längst zu spät für Bobby … und für Press.«
Courtney dachte über seine Worte nach. Mark war manchmal ein bisschen seltsam, aber zwischendurch hatte er echte Geistesblitze. Wenn sie es den Eltern erzählten, wäre es sofort vorbei. Sie mussten es allein schaffen. Hastig legte Mark die Blätter aufeinander und rollte sie zusammen.
»Wir können die Sachen in ein paar Stunden besorgen«, sagte er. »Dann müssen wir nur noch abhauen, ohne dass es unsere Eltern merken.«
»Stopp! Immer langsam!«, warf Courtney ein. »Du willst das doch nicht etwa heute Nacht machen, oder?«
»Warum denn nicht?«, fragte Mark unschuldig.
Jetzt sprach Courtney so langsam und deutlich,
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