Pendragon - Der Anfang
egal, um welche Neuigkeiten es sich handelte, nichts ließ sich mit der Geschichte vergleichen, die er und Courtney gerade erlebten. Mark stellte sich die Schlagzeile vor: »Vierzehnjähriger Schüler wird durchs Universum geflumt, um eine Revolution anzuführen.«
Das wäre wirklich eine Sensation.
Courtney nutzte die Zeit, um sich zu entspannen. Sobald sie den Zug verließen, begann das Abenteuer, und sie wollte die nötige Ruhe bewahren, um mit allem fertig zu werden, was auf sie zukam. Also lehnte sie sich in den Sitz zurück, schloss die Augen und versuchte ihr Herz dazu zu bringen, wieder ruhig zu schlagen.
Kurz darauf erreichten sie die 125. Straße in Manhattan. Von hier aus fuhr der Zug weiter zum Grand Central, wo die meisten Geschäftsleute ausstiegen. Die 125. Straße lag jedoch näher an der Bronx, und die beiden stiegen schweigend aus.
Sie hatten immer wieder gehört, dass es sich um ein gefährliches
Stadtviertel handelte, und waren ziemlich nervös. Eines war sicher: Es war anders als die Vororte in Connecticut. Sie standen mitten in New York, umgeben von dem Verkehr, den Menschenmassen und dem Lärm, für den New York berühmt ist. Courtney hatte eine Karte des U-Bahn-Netzes mitgebracht und den schnellsten Weg zu Bobbys stillgelegtem Bahnhof ausgearbeitet. Sie legten die kurze Entfernung von der 125. Straße bis zum nächsten U-Bahnhof zu Fuß zurück. Dann eilten sie die Treppen hinab, lösten die Fahrscheine und stiegen in den ersten Zug.
Auch diese Fahrt verlief ereignislos. Sie hatten mit schrecklichen Zwischenfällen gerechnet, denn man sah ihnen an, dass sie aus »ordentlichen« Vorstadtfamilien stammten, und sie fühlten sich völlig fehl am Platz. Doch nichts geschah. Die New Yorker Viertel, die sie durchquerten, wurden von Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten bevölkert und nicht von Monstern. Es waren schlicht und einfach Leute, die zur Arbeit oder zur Schule fuhren und ihrem Alltag nachgingen. Unter anderen Umständen hätte ihnen der Ausflug Spaß gemacht. Leider waren die Umstände nicht anders. Sie hatten eine Aufgabe vor sich und durften sich nicht ablenken lassen.
Nachdem sie zweimal umgestiegen waren, erreichten sie die Station, die dem stillgelegten Bahnhof am nächsten lag. Sie standen im Sonnenlicht und schauten sich die Bronx an, in der es ebenso geschäftig und interessant zuging wie auf der 125. Straße. Laut Karte lag Bobbys Bahnhof drei Blocks weiter östlich, und sie machten sich auf den Weg.
Während sie gingen, sprachen sie kein Wort, wünschten sich beide aber insgeheim, dass der Bahnhof, an dem Bobby und Onkel Press verschwunden waren, gar nicht existierte. Noch hegten sie die winzige Hoffnung, dass die ganze Geschichte nur Bobbys Erfindung war. Diese Hoffnung löste sich in Luft auf, als sie an einer verkehrsreichen Kreuzung standen und zur anderen Straßenseite hinüberblickten.
»D…d…da ist es, nicht wahr?«, stotterte Mark.
Courtney musste nicht antworten. Die Station sah genauso aus, wie Bobby sie beschrieben hatte. Ein kleiner Kiosk mit abblätternder grüner Farbe stand vor dem Eingang. Mark warf Courtney einen unsicheren Blick zu, aber sie starrte zum U-Bahnhof hinüber. Sie wollte verhindern, dass er ihre Nervosität bemerkte. Stattdessen steuerte sie auf den Kiosk zu. Mark blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Als sie neben dem Kiosk standen, schauten sie die Treppe hinunter, die mit Abfall und Schutt bedeckt war. Tatsächlich, ein stillgelegter Bahnhof! Sie vergewisserten sich, dass sie nicht beobachtet wurden, und liefen nach unten. Am Fuß der Treppe wandten sie sich nach rechts und standen nach wenigen Schritten vor der Bretterwand, die Bobby beschrieben hatte.
Courtney griff nach einem der Bretter und riss es mit ähnlicher Leichtigkeit los, wie Onkel Press es getan hatte. Ein dunkles Loch tat sich vor ihnen auf. Ohne zu zögern, sprang Courtney durch die Öffnung und verschwand in der Dunkelheit. Mark holte tief Luft und folgte ihr. Mit dem Rucksack musste er sich hindurchquetschen, aber er schaffte es und brachte das Brett behelfsmäßig wieder an. Alles lief so ab, wie es in Bobbys Journal stand. Allerdings hofften Mark und Courtney, dass die Übereinstimmungen hier endeten. Keiner von ihnen wollte Saint Dane oder den Quigs begegnen. Sie gingen die Treppe zum Bahnsteig hinunter und blieben Schulter an Schulter stehen, die Nerven bis zum Zerreißen gespannt.
»Es kommt mir vor, als wäre ich schon einmal hier
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