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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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mehr von der Aufregung, die durch die Explosion entstanden war. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und setzte mich in einer ruhigen Ecke auf den Boden, um nachzudenken. Zu sagen, dass in meinem Kopf ein Durcheinander von widersprüchlichen Gedanken herrschte, wäre die Untertreibung des Jahres. Ich drehte den Ring hin und her. Vielleicht handelte es sich bei diesem seltsamen Schmuckstück um meine Fahrkarte nach Hause. So gerne ich das ausprobiert hätte, der Gedanke an Flucht verursachte in mir ein schreckliches Schuldgefühl. Aus einem Grund, den ich immer noch nicht verstand, erwartete hier jeder, dass ich den armen Milago zu ihrer Freiheit verhalf. Noch eigenartiger: Eine wahrhaft erstaunliche Frau hatte gerade ihr Leben gegeben, damit ich meinen Auftrag erfüllen konnte.
    Ich wünschte, ich wüsste, was zu tun wäre. Falls ich den Leuten hier irgendwie behilflich sein konnte, würde ich es gerne tun.
Aber als Anführer einer Revolution? Das war verrückt! Ich saß lange Zeit da und schlief irgendwann ein. Schließlich tauchte Loor auf und hielt einen Korb in der Hand.
    »Komm mit«, sagte sie barsch. Ich stand auf und folgte ihr. Sie führte mich einen Gang entlang, der anscheinend nicht mehr benutzt wurde. Nach wenigen Metern standen wir vor einer Tür, hinter der ein kleiner Raum lag, der aus dem Felsen gehauen worden war. Die Einrichtung glich der in den Hütten – ein Bett aus Tierfellen, ein Tisch und ein paar Kerzen.
    »Hier halten wir uns auf, wenn Kagan uns sucht«, erklärte sie. »Hier bist du in Sicherheit.« Dann reichte sie mir den Korb, der mit Brot und Früchten gefüllt war. Ich musste essen, hatte aber keinen großen Appetit.
    Meinen Mut zusammennehmend fragte ich: »Was geschieht mit Osa?«
    »Man brachte sie ins Dorf«, antwortete Loor ausdruckslos. »Morgen bringe ich sie nach Zadaa.«
    Zadaa. Das Territorium, aus dem Loor und Osa stammten. Also wusste Loor, wie man mit den Flumes umging. Und wenn sie den Leichnam ihrer Mutter nach Zadaa bringen wollte, würde sie sicher nicht auf die Spitze des Berges klettern. Es musste noch eine Möglichkeit geben.
    Die Stimmung in diesem kleinen Raum war mehr als angespannt. Loor war wütend, aber ich wusste nicht, wie groß ihre Wut auf mich war. Ich war traurig, verwirrt, und ich fürchtete mich vor ihr. Sie hatte ein explosives Temperament, und wenn sie beschloss, ihren Zorn an mir auszulassen, würde bis auf einen Fleck an der Wand nichts von Bobby Pendragon übrig bleiben. Ich wollte sie nicht reizen. Also setzte ich mich auf die Felle und versuchte, mich so unsichtbar wie möglich zu machen.
    Loor lief wie eine eingesperrte Raubkatze auf und ab. Ich hatte Angst, dass sie vor Wut explodieren und mich in Stücke reißen
würde. Auf etwas ungewöhnliche Art und Weise passierte genau das. Sie schlug mich nicht. Sie beleidigte mich auch nicht. Sie brüllte mich nicht einmal an. Das alles hätte ich verstanden. Doch was sie tat, schmerzte mich bedeutend mehr.
    »Morgen bringe ich dich nach Hause«, erklärte sie ruhig. »Du gehörst nicht hierher.«
    Wow! Das war das Letzte, was ich erwartet hatte.
    »Aber … was ist mit der Revolution?«, fragte ich lahm.
    »Du denkst, du kannst den Milago nicht helfen, weil du kein Krieger bist«, sagte sie. »Doch die Milago brauchen keinen Krieger. Sie brauchen jemanden, dem sie vertrauen. Du eignest dich nicht dafür.«
    Das überraschte mich ziemlich. Natürlich bin ich kein Kämpfer wie Loor und Osa und auch nicht der Typ des tapferen Helden. Aber vertrauenswürdig? Also bitte! Man kann mir vertrauen! Ich gehöre zu den Guten. Warum fand dieses Mädchen mich ungeeignet?
    »Warum sagst du das?«
    Sie sah mir in die Augen und antwortete: »Wie kann man jemandem vertrauen, der nur an sich denkt? Von dem Augenblick deiner Ankunft an hast du nur daran gedacht zu fliehen. Dir ist es egal, ob die Milago Hilfe brauchen. Du dachtest nur an zu Hause.«
    Ich fühlte mich in die Enge getrieben. Außerdem fand ich das unfair und erwiderte: »Okay, vielleicht hast du recht. Leider wurde ich ohne die kleinste Vorwarnung in dieses Chaos katapultiert. Du kannst nicht erwarten, dass ich mein ganzes Leben innerhalb eines Tages auf den Kopf stelle.«
    »Ich weiß, Pendragon. Das Gleiche ist mir passiert. Aber zwischen uns beiden gibt es einen Unterschied, und der hat nichts mit Kampfbereitschaft zu tun.«
    »Und was für ein Unterschied ist das?«

    »Du hast gesehen, wie meine Mutter starb«, sagte sie und bemühte sich, ruhig

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