Pendragon - Der Anfang
über die Spion-Comics lachen. Er wollte mit dem Yo-Yo
spielen, das er als Sechsjähriger auf dem Jahrmarkt bekommen hatte. Stattdessen suchte er einen alten Pappkarton und schüttete den ganzen Inhalt des Schubfaches hinein. Sorgfältig schloss er den Karton wieder und schob ihn unter den Tisch, zu anderen staubigen Schachteln mit längst vergessenen Dingen. Es war, als würde er sein altes Leben ablegen, um Raum für das neue zu schaffen.
Die Schreibtischschublade blieb der Platz, an dem er seine kostbarsten Besitztümer aufbewahrte, aber jetzt waren dies keine Überbleibsel aus der Kindheit mehr. Hier wollte er Bobbys Tagebücher unterbringen. Sorgfältig verstaute er die Pergamentrollen in dem Schubfach. Sie passten perfekt hinein. Mark notierte im Geiste, dass dort noch viel Platz für weitere Berichte war. Normalerweise verbarg er den Schlüssel in seinem Zimmer, aber das erschien ihm jetzt zu unsicher. Seine Mutter hatte ihm einmal eine Silberkette geschenkt, die sie in seinem Alter dauernd getragen hatte. Daran hing ein rundes »Peace«-Symbol, und Mark hatte sie an den Spiegel in seinem Zimmer gehängt. Jetzt entfernte er den Anhänger und ersetzte ihn durch den Schlüssel. Dann legte er sich die Kette um den Hals. Nun hatte er das Gefühl, dass sich Bobbys Tagebücher in Sicherheit befanden. Jedenfalls so sicher, wie es ihm möglich war.
Pünktlich um sieben Uhr morgens klingelte es an Courtneys Tür. Als sie öffnete, stand Mark mit einem großen Rucksack vor ihr.
»Hast du geschlafen?«, erkundigte er sich.
»Nein«, antwortete sie. »Hast du noch mehr Seiten bekommen?«
»Nein. Also los, die Reise kann beginnen.«
Sie gingen in den Hobbykeller von Courtneys Vater hinunter, wo Courtney bereits sämtliche Gegenstände ausgebreitet hatte, die auf ihrer Liste standen.
»Wo sind deine Eltern?«, fragte Mark.
»Sie sind zur Arbeit gegangen.«
»Ist dir klar, dass wir die Schule schwänzen müssen?«
»Na und? Macht es dir was aus?«
Mark sparte sich die Antwort. Sie standen schweigend vor dem Tisch und musterten die verschiedenen Gegenstände, um die Bobby gebeten hatte. Keiner wusste, wie es weitergehen sollte. Schließlich unterbrach Courtney das angespannte Schweigen.
»Versuch’s mit dem Ring«, sagte sie.
»Denduron«, flüsterte Mark. Nichts geschah. »Denduron«, wiederholte er etwas lauter. Wieder keine Reaktion.
»Lass mich mal.« Courtney kniete nieder, berührte den Ring und rief: »Denduron!«
Beide starrten auf das Schmuckstück, aber es rührte sich nicht.
»I...i...ich denke, wir müssen zur U-Bahn gehen«, meinte Mark betrübt.
Courtney sprang auf und verstaute alles, was sie Bobby besorgt hatten, in Marks Rucksack. Sie bewegte sich so schnell, als hätte sie Angst, es sich noch anders zu überlegen, wenn sie zu intensiv über das nachdachte, was vor ihnen lag.
»Ich habe einen Fahrplan«, erklärte sie. »Wir können den Vorortzug zur 125. Straße nehmen und von da aus mit der U-Bahn fahren.« Sie schloss die Schnallen des Rucksacks und sah Mark an. Sie mussten aufbrechen.
»Courtney«, sagte Mark verschämt, »ich habe Angst.«
Seine Worte hingen wie Blei in der Luft. Dann richtete Courtney sich auf und sagte: »Weißt du was? Ich nicht. Wir ziehen die Sache jetzt durch.«
Vielleicht war das nur ein Bluff, aber es erfüllte Mark mit Zuversicht, Courtney so selbstsicher zu sehen. Vielleicht schafften sie es. Er schulterte den Rucksack, und sie machten sich auf den Weg zum Bahnhof.
Der Bahnhof von Stony Brook lag am Ende der Hauptstraße. Es war noch früh, und auf dem Bahnsteig wimmelte es von Menschen, die zu ihren Arbeitsplätzen in New York wollten. Courtney und Mark hielten nach Eltern Ausschau, die sie unter Umständen erkannt und gefragt hätten, warum sie nicht in der Schule waren. Sie sahen einen Jungen, den Mark von den Pfadfindern kannte, entdeckten ihn aber rechtzeitig genug, um in einen anderen Wagen zu steigen, als die Bahn einfuhr. Ihre Vorsicht war unnötig. Die Fahrgäste verschanzten sich hinter Zeitungen und schenkten ihren Mitreisenden keinerlei Beachtung.
Die Fahrt nach New York verlief sehr ruhig. Die Leute lasen oder schliefen. Mark und Courtney konnten ihr Vorhaben nicht besprechen, da es sehr still im Zug war. Mark musterte die anderen Reisenden, die ihre Morgenzeitungen lasen, und hätte am liebsten gelacht. Sie beschäftigten sich mit Börsennachrichten oder einer Rede, die der Präsident während einer Veranstaltung gehalten hatte. Doch
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