Pendragon - Der Anfang
unserem Ziel, aus der Burg zu fliehen, einen Schritt näher gekommen. Onkel Press nickte mir zu und folgte Alder. Ich blieb ihnen dicht auf den Fersen. Wir liefen so leise wie möglich durch die düsteren Gänge, um keine der Bestien aufzuscheuchen. Nach ein paar Abzweigungen wurde es heller. Wir erreichten einen Teil des Stalles, in dem auch die Luft ein wenig besser war. Als wir um eine Felsnase bogen, sah ich den Grund dafür.
In der Decke der Höhle befand sich ein großes rundes Loch. Über mir sah ich den blauen Himmel. Ich hörte sogar das Rauschen der Wellen. Wir waren nicht weit von den Klippen entfernt. Das Loch hatte genau die richtige Größe für ein Quig. Jetzt begriff ich, wie die Bedoowan die Biester hereinschafften. Sie mussten sie nur in die Nähe des Lochs treiben, und wenn sie hineinfielen, saßen
sie in der Falle. Der einzige Ausgang war die Tür zur Arena. Ich vermute, ein Quig, das einmal hier unten war, kam nie mehr hinaus; das Loch lag viel zu weit oben, als dass sie hätten hinausklettern können. Natürlich war es auch für uns viel zu hoch. Es lag dreißig Meter über uns und somit außer Reichweite. Ich hatte keine Ahnung, wie wir das schaffen sollten.
Loor dagegen schon. Als Alder, Onkel Press und ich ankamen, war sie gerade dabei, eine lange Ranke an das Ende des erbeuteten Speers zu binden.
»Oben hängt ein Seil«, erklärte sie. »Ich hole es herab, damit wir hinaufklettern können.«
Ich starrte in die Höhe und entdeckte ein dickes Seil, das über dem Loch hing und am Ende eine Schlaufe aufwies. Wahrscheinlich war es für Notfälle vorgesehen, wenn irgendein Bedoowan das Pech hatte, in das Loch zu fallen. Einer seiner Freunde konnte den Strick von oben in die Tiefe werfen, damit er die Möglichkeit zur Flucht hatte.
»Beeile dich«, drängte Onkel Press. »Wir müssen hier weg, ehe uns die Ritter einholen.«
Er hatte recht. Auch wenn wir hier herauskamen, konnten uns Bedoowan dort oben erwarten. Sie waren grausam, jedoch nicht dumm. Wenn das Loch der einzige Ausgang war, eilten sie garantiert dorthin. Je schneller wir oben waren, umso größer war die Chance zu entkommen. Plötzlich machte ich mir weniger Sorgen um die Quigs als um das, was uns an der Oberfläche erwartete.
Gekonnt knotete Loor die Ranke fest und stand auf. Sie wog die Waffe prüfend in der Hand, da die Ranke das Gewicht veränderte. Dann sah sie nach oben. Ich hegte keinen Zweifel, dass sie ihr Ziel beim ersten Versuch treffen würde. So gut war sie. Mit einem leisen Grunzen schleuderte sie den Speer nach dem baumelnden Seil. Er flog durch Luft und zog die lange Ranke wie einen Schweif hinter sich her. Die Waffe beschrieb einen perfekten
Bogen durch die Schlaufe des Seils und kam wieder zurück. Die Liane führte jetzt durch die Schlaufe des Seils, und beide Enden berührten den Boden. Schnell packte Alder sie und zerrte daran. Das Seil fiel herab. Unser Fluchtweg war gesichert. Loor hatte es geschafft. Ich sagte euch ja, dass sie gut ist.
Doch als ich nach oben schaute, dachte ich sofort an das verhasste Seilklettern im Sportunterricht. Ich kann zwar klettern, aber nicht sehr schnell. Und jetzt kam es auf Schnelligkeit an. Hatte ich eine andere Wahl? Nein. Ich hoffte bloß, dass mir der Adrenalinschub zu etwas mehr Tempo verhelfen würde.
Loor war die Erste. Ich glaube, sie nahm nicht einmal die Beine zu Hilfe. Sie zog sich am Seil hinauf, als gäbe es überhaupt keine Schwerkraft. Nach wenigen Sekunden war sie oben und schwang sich durch das Loch. Sie sah sich aufmerksam nach allen Seiten um und rief: »Beeilt euch, noch sind wir allein.«
Das war gut. Die Ritter waren uns noch nicht auf der Spur. Loor warf etwas zu uns herunter. Ich musste beiseitespringen, sonst hätte es mich getroffen. Als ich genau hinsah, grinste ich vor Erleichterung. Es war eine Strickleiter.
Ich vermute, dass nicht alle Bedoowan so stark sind wie Loor. Sie brauchten die Leiter, um nach oben zu gelangen, genau wie ich. Egal, es machte mir nichts aus.
Onkel Press hielt das Ende der Leiter fest und befahl: »Rauf mit dir, Alder!«
Ohne zu zögern kletterte unser Bedoowan-Freund empor. Er war nicht so schnell wie Loor, kam aber gut voran. Während er kletterte, sah Onkel Press mich an und lächelte zum ersten Mal.
»Du warst sehr tapfer, Bobby«, sagte er. »Bist einfach in die Arena gesprungen.«
Ich fühlte mich ziemlich gut. Klar, ich war davon ausgegangen, dass der Trick mit der Pfeife funktionierte, aber trotzdem war es
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