Pendragon - Der Anfang
Höhle starrte. Er musste gespürt haben, dass ich ihn beobachtete, denn ohne den Kopf zu heben, rief er: »Beeil dich!«
Aus der Höhle drang ein Brüllen. Diesmal klang es lauter und näher. Das Quig hatte unsere Witterung aufgenommen und war auf dem Weg.
»Komm schon!«, brüllte ich Onkel Press zu.
»Nein!«, schrie Loor von oben. »Die Leiter hält keine zwei Personen aus!«
»Da ist es!«, stöhnte Alder und deutete nach unten.
Ich kletterte weiter und schaute noch einmal hinunter … und sah es. Ein Quig tauchte aus den Schatten auf. Es schlich sich geduckt wie eine sprungbereite Raubkatze an; der Bauch streifte den Boden. Es war zum Angriff bereit. Onkel Press hatte nichts außer dem Speer, um sich zu verteidigen. Warum hatte er die Pfeife weggeworfen? Wäre sie noch da, hätte er jetzt nichts zu befürchten. Nun befand er sich in der gleichen Lage wie vorhin in der Arena,
aber diesmal konnte ich ihm nicht helfen. Vorsichtig schob Onkel Press einen flachen, schweren Stein zum Fuß der Strickleiter. Was sollte das nun wieder? Ich kletterte zwei Sprossen höher und hatte den rettenden Ausgang fast erreicht. Loor und Alder packten meine Handgelenke und zerrten mich ins Freie.
»Ich bin oben!«, rief ich zu Onkel Press hinunter. Wir beugten uns vor und sahen in die Tiefe. Das Quig befand sich nur wenige Meter von ihm entfernt und schlich langsam näher. Die abscheulichen gelben Augen ließen ihn nicht los.
Sobald er zu klettern versuchte, würde es sich auf ihn stürzen. Seine einzige Chance war ein Kampf, aber der Kampf gegen ein Quig endete unweigerlich mit dem Tod. Nicht für das Monster, sondern für meinen Onkel. Die Geschichte wiederholte sich. Jemand, den ich sehr mochte, war dabei, für mich zu sterben.
Plötzlich blieb das Quig stehen, als spürte es, dass Onkel Press gefährlicher war als ein gewöhnlicher Milago-Bergmann. Es beobachtete ihn, während er den Speer in der erhobenen Hand hielt.
Zu meiner Überraschung bewegte sich Onkel Press als Erster. Allerdings tat er etwas sehr Eigenartiges. Er entspannte sich sichtlich, senkte die Waffe und hielt sie nach unten. Es war, als würde er aufgeben. Warum tat er das? Langsam kletterte er über den flachen Stein, der unter der Leiter lag, und hielt die Hände in einer Geste des Sich-Ergebens vor sich. Für das Quig musste es so aussehen, als böte er sich zum Fraß an. Es rührte sich nicht. Gewiss war es genauso verwirrt wie wir. Doch die Verwirrung währte nicht lange. Schließlich war Essenszeit. Das Quig spannte die Muskeln an, bewegte das Hinterteil und warf sich mit lautem Fauchen auf seine Beute.
Onkel Press bewegte sich kaum merklich. Als das Tier sprang, rammte er den Speerschaft gegen den hinter ihm liegenden Stein. Gleichzeitig fiel er auf die Knie und richtete die Speerspitze auf das Monster. Viel zu spät begriff das Quig, dass ihm eine Falle
gestellt worden war und es auf einen zwei Meter langen Speer zuflog!
Die Bestie landete auf dem Speer. Er bohrte sich durch ihre Brust und kam am Rücken wieder zum Vorschein. Die Waffe bewegte sich nicht, da der Stein festen Halt bot. Onkel Press rollte sich zur Seite, ehe das verwundete Tier zu Boden fiel. Doch noch war der Kampf nicht vorbei. Der Speer schien keine lebenswichtigen Organe durchbohrt zu haben. Das wütende Tier schrie und wälzte sich wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber es lebte noch und war verwundet gefährlicher als vorher. Onkel Press musste schnellstens fliehen.
Er hechtete zur Strickleiter hinüber. Das Quig sah ihn und schlug nach ihm, aber die Klauen trafen ins Leere. Mein Onkel konnte bedeutend besser klettern als ich. Er flog die Leiter hinauf, als wäre sie stabil. Leider war das Quig noch nicht erledigt. Den furchtbaren Schreien nach zu urteilen, litt es Höllenqualen, gab aber nicht auf. Es kroch zur Leiter, hieb mit der Pranke danach und riss aus Leibeskräften daran. Das Biest wog mindestens achthundert Pfund. Die einfache Strickleiter konnte diesem Gewicht nicht standhalten. Ich bemerkte, dass sie über der Erde an einem Baum festgeknotet war. Allerdings wirkten die Stricke dort ziemlich morsch, als hätten sie zu lange im Regen gelegen.
»Achtung!«, schrie ich.
Loor und Alder schauten auf und erkannten die Schwachstelle. Loor dachte nicht lange nach. Sie sprang über mich hinweg und ergriff das Seil. Völlig verrückt. Die Leiter würde reißen, und wenn Loor sie festhielt, würde sie mit in die Tiefe gezogen. Alder begriff das auch, setzte sich hinter
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