Pendragon - Der Anfang
sie sich plötzlich
in fanatische Fußballfans verwandelt, die ihre Mannschaft anfeuerten. Noch nie hatte ich diese Leute so lebhaft gesehen. Wahrscheinlich war der Anblick, wie wir aus der Arena liefen, der erste Hoffnungsschimmer, den sie je erlebt hatten. In diesen Sekunden kam es mir vor, als wären sie alle in der Arena und liefen mit uns um ihr Leben.
Doch was vor uns lag, war nicht weniger gefährlich und tödlich als das, was wir hinter uns hatten. Während wir rannten, blies ich immer wieder in die Pfeife, und das Quig wand sich vor Qual. Plötzlich legte mir jemand die Hand auf die Schulter und hielt mich zurück. Es war Onkel Press. Gut, dass er mich festhielt, denn noch einen Schritt weiter, und ich wäre in einen Speer gelaufen, den einer der Ritter vom obersten Rang geworfen hatte. Er landete genau dort, wo ich gestanden hätte. Ich hatte mich so auf das Quig konzentriert, dass ich gar nicht mehr an die Ritter dachte. Schnell schaute ich auf und sah, dass sie die Stufen herabstürmten. Schlimmer noch: Etliche Speere segelten auf uns zu.
»Verlier nicht den Kopf, lauf weiter!«, befahl Onkel Press. Geistesgegenwärtig nahm er den Speer an sich, der mich beinahe getroffen hätte. Auch Loor hob eine Waffe vom Boden auf. Ich nicht. Die kleine Hundepfeife war eine ebenso gefährliche Waffe wie die Speere, und ich hatte nicht vor, sie zu verlieren, wie es mir während der Schlittenfahrt passiert war. Die scharfen Waffen überließ ich den Leuten, die damit umgehen konnten.
Während die Milago uns anfeuerten und die Speere uns um die Ohren flogen, gelangten wir in den dunklen Tunnel hinter dem Tor. Ehe ich im Gang verschwand, blickte ich noch einmal zu Mallos hinauf. Was ich sah, gefiel mir gar nicht. Ich hatte erwartet, er würde sich über das Geländer beugen und den Rittern Kommandos zurufen. Schließlich hatte er die Show organisiert, um die Milago abzuschrecken, und nun ging das Ganze vor seinen Augen baden. Doch ich sah etwas ganz anderes. Er stand neben
dem Thron, hatte die Arme verschränkt und wirkte völlig entspannt. Ich hätte schwören können, dass er zufrieden lächelte. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich war sicher, dass ihn die Ereignisse nicht überraschten. Nein, das Ganze machte ihm Spaß! Hatte er unsere Flucht vorausgesehen? Spielte sich alles so ab, wie er gehofft hatte? Ich dachte an seine Worte in der Festung. Obwohl er uns in den Tod schickte, redete er mit mir, als wäre es nicht der letzte Kampf zwischen uns. Nun, wenn das so war … wann fand dann der letzte Kampf statt?
Ich hatte keine Zeit, noch länger nachzudenken, denn wir steckten nach wie vor in einer brenzligen Situation, und ich musste gut aufpassen. Ich war der Letzte, der in den Gang lief. Doch noch ehe ich weit gekommen war, hörte ich ein Kommando hinter mir: »Halt!«
Ich schaute über die Schulter und sah zwei Ritter, die in dem offenen Tor standen. Beide hielten die Speere zum Wurf erhoben, und ich war ihnen zu nahe, um noch ausweichen zu können. Die anderen waren bereits im Dunkel der Stallungen verschwunden, und so war ich mit den zwei Kriegern allein. Offenbar würde ich nach allem, was wir erreicht hatten, doch noch von den Bedoowan abgeschlachtet werden.
Als ich so dastand und die Männer anstarrte, hielt ich die Luft an und … blies nicht mehr in die Pfeife. Ich hielt sie noch zwischen den Lippen, aber ich hörte einfach auf. Ich hatte zu viel Angst. So ist es wohl, wenn man dem Tod ins Auge sieht.
Die Ritter hoben die Arme, um die Speere nach mir zu werfen. Ich hielt nur noch die Luft an und wartete auf den Todesstoß. Mein einziger Gedanke war: »Hoffentlich tut es nicht so weh.«
In diesem Augenblick kam mein Retter. Mit einem durchdringenden Kreischen tauchte das Quig aus der Arena auf. Es raste von hinten auf die Ritter zu und schlug die beiden mit seinen gewaltigen Pranken zu Boden. Als die Hundepfeife verstummt war,
hatte das Quig sich erholt und war nun auf Rache aus. Ehrlich gesagt, mir taten die beiden Männer leid, denn ihnen stand ein schrecklicher Tod bevor. Das Monstrum stieß einen Schrei aus, dass die Erde bebte. Obwohl mich die beiden hatten töten wollen, konnte ich nicht mit ansehen, was jetzt kam. Schnell holte ich Luft, um wieder zu pfeifen. Doch ehe ich ausatmen konnte, hielt Onkel Press meine Hand fest.
»Rette sie, und sie bringen dich um«, sagte er nüchtern.
Er hatte recht. Wenn die Ritter entkamen, würden sie nicht dankbar sein, sondern sofort versuchen,
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