Penelope Williamson
rief sie jubelnd. »Papa ist der Sieger! «
rief Tildy überglücklich.
»Ja, das stimmt! « rief Delia glücklich und gab ihm seine kleine
Tochter auf den Arm.
»Also so was ...«, sagte Meg voller Stolz. »Papa hat noch nie
gewonnen. «
»Bist du still!« erwiderte Nat in gespieltem Ernst. »Du darfst
doch nicht meine Niederlagen verraten.«
Nat wurde von allen zu seinem Sieg beglückwünscht, während immer
noch Nachzügler eintrafen. Als Sam Randolf aus dem Sattel sprang und Tyl sah,
rief er so laut, daß alle es hören konnten: »Doc, Sie können den Preis genau in
neun Monaten einlösen! Also seien Sie zur Stelle.«
Allgemeines Gelächter und anzügliche Witze über die bevorstehende
Hochzeitsnacht machten die Runde. Nat wurde bis über beide Ohren rot, aber
dann sah er tapfer Delia an und lächelte. Er legte ihr den Arm um die Taille
und drückte sie an sich.
»Papa, wirst du wirklich heute nacht das Stalltor einrennen?«
fragte Tildy laut, die unschuldig eine der anzüglichen Bemerkungen gehört
hatte.
Nat legte ihr schnell den Finger auf den Mund. »Still, Tildy!«
sagte er und lachte Delia an. »Kleine Mädchen sieht man, hört man aber nicht.«
Tyl sah das Erröten, das schamhafte Lächeln und die angedeuteten
Zärtlichkeiten, und zum ersten Mal in seinem Leben wurde er eifersüchtig. Die
Eifersucht packte ihn so sehr, daß er unwillkürlich daran denken mußte, wie sie
ihren Kopf zurücksinken ließ und sich ihm leidenschaftlich hingab.
Du hast es so gewollt, Savitch, haderte er mit sich. Du bist ein
unverbesserlicher Idiot. Du wolltest sie verheiratet sehen, und jetzt verlierst
du den Verstand, weil du deine Gefühle nicht beherrschen kannst.
Was zählte da noch, daß Nat seine Braut nicht liebte und die beiden
nur aus einer Notlage heraus geheiratet hatten. Die Ehe war geschlossen, und
Delia würde in dieser Nacht in Nats Bett liegen.
Die Trägheit
nach dem reichlichen Essen war durch die Aufregungen des Pferderennens
verflogen. Eine allgemeine Ausgelassenheit erfaßte die Leute. Ein paar Siedler
erschienen mit ihren Instrumenten und begannen, zum Tanz aufzuspielen.
Selbst ohne Holzfuß hätte Nat als überzeugter Kongregationalist
niemals im Leben getanzt. Und so stand Delia mit verlorenem Lächeln neben ihrem
Bräutigam und sah zu, wie sich die anderen Paare fröhlich im Kreise drehten.
Tyl wußte, es war ein Fehler, aber schließlich trat er zu dem
Brautpaar, verbeugte sich höflich und fragte: »Willst du mit mir tanzen,
Delia?«
Sie sah zögernd Nat an. »Also, ich ...«,
stammelte sie.
»Sie wissen, Doc, daß ich nichts vom Tanzen halte«, erklärte Nat.
»Tanzen ist ein Werk des Teufels.«
Tyl lächelte harmlos und wies auf die
fröhlichen Paare, unter denen sich sogar Elizabeth und Caleb befanden. »Wenn
der Reverend keine Bedenken gegen das Tanzen hat, dann ist auch die Seele
Ihrer jungen Frau nicht in Gefahr.« Noch ehe Nat etwas einwenden konnte, legte
Tyl schnell Delia die Hand um die Hüfte und zog sie mit sich. Zuerst bewegte
sie sich steif und ungeschickt, aber bald überließ sie sich der Musik.
Er versuchte, alle seine Sinne auszuschalten. Aber er hätte ebensogut
versuchen können, das Aufgehen der Sonne zu verhindern. Ihre Locken berührten
bei jeder Drehung seinen Nacken, und sein Körper erschauerte. Er sah die
winzigen Schweißtropfen an ihrem Brustansatz. Der Duft von Rosenwasser hüllte
ihn ein. Er wußte, wie sie ohne Kleider aussah und daß sie sich ihm nicht nur
einmal hatte hingeben wollen.
Sie löste sich von ihm, und ihre großen lachenden Augen verzauberten
ihn. Unwillkürlich dachte er an das Fellager in seiner Blockhütte. Dort konnten
sie allein sein. Wie in einem Fieberwahn sah er vor sich, wie er Delia in
dieser Nacht in seine Hütte trug, um sie auf seinem Lager zu haben, um sie in
die Arme zu schließen, um sie zu küssen ...
In seiner Verzweiflung dachte er daran, sie
in der Art der Abenaki zu entführen und mit ihr in die Wildnis zu reiten. An
einem einsamen See weiter oben im Norden würde er einen Wigwam bauen und ihr
Lager mit Farnwedeln polstern. Dort in der Stille und weit weg von allen
Menschen konnten sie sich Tage und Nächte lieben, bis ...
Delias Fuß verfing sich in einem Grasbüschel; sie stolperte und
schwankte. Er fing sie schnell auf. Sein Gesicht kam ihrer Wange so nah, daß
sein heißer Atem sie streifte. Er drückte sie an sich und fühlte ihr heftig
schlagendes Herz.
Sie rang schluchzend nach Luft.
Er hob ihren Kopf und sah
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