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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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sie an. Die goldgrünen Augen schwammen
in Tränen, die feuchten Lippen öffneten sich halb. Er beugte sich über sie und wollte sie küssen, ohne an ihren Bräutigam und
an die Leute von Merrymeeting zu denken, die alle zusahen.
    »Laß mich los, Tyl ... Bitte«, flüsterte sie atemlos.
    Die Musik brach plötzlich ab, und sie löste sich heftig aus seinen
Armen. Er sah sich benommen um. Die anderen stellten sich bereits zum nächsten
Tanz auf. Niemand schien etwas bemerkt zu haben.
    Es ist nichts geschehen, sagte er sich. Ich darf nur nicht die
Selbstbeherrschung verlieren, aber er wußte im selben Augenblick, daß er sich
selbst belog.
    In Wirklichkeit war der Damm gebrochen.

16
    Als sich die
Tür öffnete, zuckte Delia zusammen.
    »Ich wollte Sie ... dich nicht erschrecken«,
sagte Nat.
    »Ich habe ... dich nicht so schnell erwartet.«
Delia sah ihn an.
    Nat wich ihrem Blick aus. »Die Mädchen wollten
zwar keine Ruhe geben, aber als sie im Bett lagen, sind sie sofort eingeschlafen.«
    »Es war ein langer Tag für sie.«
    Nat sah sich unsicher im Zimmer um. Sein
Blick fiel zuerst auf den Schrank und dann auf die Frisierkommode mit dem
Steingutkrug und der Waschschüssel. Die zugezogenen Vorhänge bewegten sich im
Wind, denn das Fenster stand offen. Aber er vermied es, auf das Bett an der
Wand zu blicken. »Es war auch für ... dich ein langer Tag.«
    »Ja ...«
    Das verfluchte Bett, dachte Delia, ist das wichtigste in diesem
Zimmer.
    Es war ein gutes, mit Schnüren bespanntes Bettgestell aus
Eschenholz, einer Daunendecke und einer mit Federn gefüllten Matratze. Es sah
weich und einladend aus. Sie hätte sich am liebsten dort ausgestreckt und wäre
bestimmt wie die Kinder auf der Stelle eingeschlafen.
    Aber zuerst ...
    Bei dem Gedanken wurde ihr gleichzeitig heiß und kalt. Sie trat
ans Fenster, schlug die Vorhänge zurück und atmete tief die kühle frische Luft.
Draußen war es so still, daß man das leise Rascheln der Maisstauden hörte und
den Wind, der durch die Kiefernzweige strich. In der Ferne schrie eine Eule.
Sie lehnte sich sehnsüchtig hinaus und blickte in die samtige Schwärze der
Nacht. Die dünne Mondsichel verschwand hinter den Baumwipfeln, und die Dunkelheit
schien noch greifbarer zu werden. Dort draußen spürte sie die Sinnlichkeit der
Natur, die keine Verstellung und keine Lügen kannte ...
    Im Zimmer brannte eine Öllampe. Nat zog den
Docht etwas heraus, und in ihrem Rücken verbreitete sich ein etwas hellerer
Lichtschein. Dann hinkte er langsam durch den Raum. Die hohen Schäfte seiner
Stiefel schlugen ihm gegen die Schienbeine. Delia vermutete, daß ihm der
Beinstumpf am Ende eines Tages Schmerzen bereitete. An der Wand lehnte eine
Krücke. Wahrscheinlich nahm er den Holzfuß ab, wenn er von der Arbeit auf dem
Feld ins Haus kam.
    Sie räusperte sich und sagte: »Nat, warum nimmst du nicht den
Holzfuß ab? Du hast doch bestimmt Schmerzen.«
    Er drehte sich um und sah sie mit
zusammengekniffenen Lippen an. »Niemand außer meiner Frau hat das amputierte
Bein gesehen!«
    Aber ich bin doch jetzt deine Frau, dachte Delia. Dann sagte sie:
»Ich wollte dir nur sagen, daß es mir nichts ausmacht, dich ohne den Holzfuß zu
sehen.«
    Kaum hatte sie das ausgesprochen, wurde sie verlegen, denn damit
hatte sie ihn bestimmt beleidigt. Zu ihrer Verblüffung lachte er jedoch. Er
wurde zwar schnell wieder ernst, aber etwas von der Spannung hatte sich gelegt.
    Nat warf zum ersten Mal einen Blick auf das Bett. »Ein Fest ist
immer eine schöne Abwechslung von der Arbeit, aber am nächsten Tag warten dafür
noch mehr unerledigte Pflichten. Wir sollten jetzt schlafen.«
    »Ja ...«, Delia nickte beklommen.
    Er kam zu ihr und blieb vor ihr stehen. Er sah sie an, dann umfaßte
er mit beiden Händen ihre Arme, beugte sich vor und drückte seine Lippen auf
ihren Mund.
    Sie spürte nichts. Er bewegte sich nicht. Delia glaubte zu
ersticken. Sie blieb so lange stehen, wie sie die Luft anhalten konnte, dann
drehte sie den Kopf zur Seite. Sie konnte Nat nicht ansehen, aber sie hörte
ihn seufzen. Es klang erleichtert. Auch er hatte nur darauf gewartet, daß
dieser Kuß zu Ende sein würde.
    Er hinkte zum Fenster, verriegelte die Läden und zog die Vorhänge
wieder zu. Stumm drehte er ihr den Rücken zu und begann, sich auszuziehen.
    Delia wußte, auch sie sollte sich ausziehen, aber sie bewegte sich
nicht. Beim Nachhausekommen hatte Nat sofort den Rock und die Weste abgelegt.
Jetzt zog er das Hemd aus der Hose, löste

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