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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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die Verlegenheit zu
nehmen. »Lassen Sie mich den Tee machen«, sagte er. »Setzen Sie sich.«
    Elizabeth gehorchte. Sie faltete krampfhaft die Hände im Schoß.
»Mir ist in letzter Zeit morgens immer übel ...«, gestand sie leise. »Und ...
seit zwei Monaten habe ich nicht mehr das ... hm, wovon Sie gesprochen haben.
Glauben Sie, ich bin schwanger?«
    Er lachte
leise. »Höchstwahrscheinlich ...«
    »Oh!«
    Ich bekomme ein Kind, dachte Elizabeth. Sie wußte nicht genau, was
sie davon halten sollte. Caleb wird sich über diese Nachricht bestimmt freuen.
Aber ich ... ich glaube, ich habe Angst.
    Tyl kauerte sich neben sie und nahm ihre Hände. »Darf ich Sie
untersuchen?«
    »Bedeutet das ... ich meine,
müssen Sie mich dazu anfassen?«
    »Nur ein wenig. Sie müssen sich
nicht ausziehen.«
    Er sah ihr direkt in die Augen, und Elizabeth stellte fest, wie
blau seine Augen waren, blauer als das Meer. Seine Augen verwirrten sie. Sie
fürchtete, daß er mehr sah, als ihr lieb war.
    Er erhob sich, nahm Salz und Zucker vom Tisch und schob auch die
Schere beiseite. Dann forderte er sie auf, sich auf den Tisch zu legen. Er
griff ihr unter den Rock und das Unterhemd. Als er ihren Leib berührte, zuckte
sie zusammen.
    Er lächelte sie beruhigend an. »Tut mir leid, ich hätte mir zuerst
die Hände am Feuer wärmen sollen.«
    Sie schüttelte den Kopf und biß die Lippen
aufeinander. Ihre Muskeln spannten sich so sehr, daß sie schmerzten. Aber als
sich seine Hände langsam tastend bewegten, ließ die Spannung sofort nach. Er
schien ihr alle Schmerzen, von denen sie noch nicht einmal etwas gewußt hatte,
auf wunderbare Weise zu nehmen. Das Blut, die Haut, die Muskeln – alles wurde
weich und verschmolz zu einem Summen, das fast noch schöner war als das Surren
des Spinnrads. Sie schien plötzlich das Rad zu sein und sich zu drehen, zu
drehen, zu drehen ...
    Erst als sie die Augen aufschlug, wurde ihr bewußt, daß er sie
nicht mehr berührte. Er sah sie fröhlich an. »Unsere Vermutung hat sich
bestätigt, Mrs. Hooker, Sie sind schwanger.« Er reichte ihr die Hand und half
ihr, sich aufzusetzen. »Das Wasser kocht. Wollen wir jetzt eine Tasse Tee
trinken? Haben Sie vielleicht Sassafras im Haus? Der Sassafras-Tee ist gut
gegen die morgendliche Übelkeit.«
    Sie nickte stumm. Nachdem die Untersuchung
vorüber war, schämte sie sich. Außer Caleb hatte sie kein Mann jemals auf diese
Weise berührt. Trotzdem war es für sie so schön gewesen, seine Hände zu spüren.
Sie geriet in Panik, weil sie beinahe glaubte, sie habe sich in den Arzt
verliebt. Aber als er sich umdrehte, die Teekanne mit dem kochenden Wasser
füllte und Elizabeth ihn mit großen Augen ansah, wußte sie, daß diese Vermutung
falsch war. Sie mochte Tyl, denn er war freundlich und liebenswürdig, aber sein
Anblick ließ ihr Herz nicht schneller schlagen.
    Sie hätte beinahe gekichert. Bestimmt kam das alles nur von ihrem
Zustand. Die Schwangerschaft brachte sie auf die unmöglichsten Gedanken.
    Der Doktor füllte zwei der hübschen
blauweißen Porzellantassen, brach ein Stück von der Zuckerstange ab und süßte
damit ihren Tee. Sie hatte gerade den ersten Schluck getrunken, als die Tür aufgerissen
wurde und Caleb in die Küche stürmte. Er war so außer Atem, daß er erst
stehenbleiben mußte, um Luft zu holen, ehe er etwas sagen konnte.
    »Sara Kemble ...«, stieß er hervor. »Sie sagt, der Doktor ist
hier. Lizzie, was ist los? Bist du wieder ohnmächtig geworden?«
    Elizabeth überraschte sowohl Tyl als auch ihren Mann mit einem
übermütigen, mädchenhaften hellen Lachen. »Oh, Caleb, was für ein Unsinn! Ich
bin nicht in Ohnmacht gefallen. Es geht mir ausgezeichnet. Ich bekomme ein
Kind!«
    Caleb wurde totenblaß und blieb stumm und wie angewurzelt stehen.
    »Sie werden Vater, Reverend«, bestätigte Tyl.
    Caleb fuhr sich zittrig durch die hellbraunen
Haare. »O mein Gott ...«
    Als er hereingestürmt war, hatte sich Elizabeth erhoben. Jetzt eilte
er an ihre Seite, zog den Stuhl zurück und drückte sie auf den Sitz. »Um
Himmels willen, setz dich, mein Schatz. Sie sollte nicht stehen, nicht wahr?«
fragte er Tyl. »Sollte sie vielleicht ins Bett? Du meine Güte, Tyl, stehen Sie
doch nicht so herum. Tun Sie etwas!«
    Tyl schmunzelte und sah Elizabeth an, die seinen Blick verschwörerisch
erwiderte. »Sie können mich rufen, wenn die Wehen anfangen. Dann werde ich
etwas tun.« Lachend griff Tyl nach seiner Tasche. »Bis dahin werden Sie mich
vielleicht ent

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