Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
Vom Netzwerk:
Dann piepste sie: »Gretchen muß auch eine Angel
haben, Delia!«
    »Ach Unsinn!« rief Meg, die hinter ihr auf einem Felsen saß.
»Gretchen ist doch nur eine Puppe. Sie kann nicht angeln.«
    »Kann sie doch!«
    »Ruhe, Ruhe, Kinder!« ermahnte Delia die
beiden, suchte einen dünnen Zweig und wickelte einen langen Faden darum. »Ich finde,
Gretchen kann angeln.«
    Meg streckte ihrer kleinen Schwester die Zunge
heraus. Tildy äffte sie nach. Ihre Zunge war noch ganz blau von den vielen Heidelbeeren,
die sie vorher gepflückt und genascht hatten.
    »Wenn ihr brav seid ...«, Delia steckte Gretchen die winzige Angel
in den Stoharm und setzte die Puppe damit ans Wasser, »zeige ich euch, wie man
Fische mit bloßen Händen fangen kann.«
    Meg runzelte ungläubig die Stirn.
    Delia lachte. »Warte nur, du wirst schon sehen. Ein alter Indianer
hat mir gezeigt, wie man das macht.«
    Als die Mittagssonne über den Baumwipfeln
stand, hob sich der Dunst aus dem hohen grünen Gras am Ufer, das vom Regen am
Vortag noch immer naß war. Nat war mit dem gedroschenen Weizen zur Mühle
gefahren. Delia hatte Gewissensbisse, weil sie sich mit den Kindern hier am
Flußufer vergnügte. Im Haus gab es soviel zu tun. Aber als Meg vorgeschlagen
hatte, zur Abwechslung einmal angeln zu gehen, war Delia begeistert gewesen.
Seit die Hühner durch den Schornstein geflattert waren, schwand Megs Feindseligkeit
von Tag zu Tag mehr, und Delia nutzte jede Gelegenheit, sich besser mit den
beiden Mädchen anzufreunden.
    Tildys Angel zuckte. »Ich hab einen!« piepste sie. »Delia, Delia,
ich hab einen Fisch!«
    Tildy stand auf und wurde ins Wasser gezerrt. Meg war sofort neben
ihr und hielt sie an der Taille fest. »Nicht loslassen, Tildy. Ich hol ihn
rein!« rief sie und wollte nach der Angel greifen.
    Tildy wehrte sich. »Kann ich selbst! Laß mich
los!«
    Als Delia sich einmischte, streifte ihr Rock die Strohpuppe, die
umfiel und im Wasser landete. Kurz darauf trieb sie in der schnellen Strömung
davon.
    Tildy sah es zuerst und schrie aus Leibeskräften: »Gretchen ist in
den Fluß gefallen! Grechten ertrinkt!«
    Delia drückte die Kleine ihrer Schwester in die Arme, damit Tildy
nicht ins Wasser sprang. Dann hob sie den Rock und ging daran, die Puppe zu
retten.
    Schon dicht am Ufer war die Strömung stärker,
als Delia vermutet hatte. Außerdem war das Wasser sehr kalt, und ihre Beine
wurden schnell gefühllos. Glücklicherweise blieb die Puppe an einem Stein
hängen, sonst hätte Delia keine Chance gehabt, sie zu fassen. Aber der Fluß wurde
immer tiefer. Das Wasser reichte ihr bis zur Hüfte und beim nächsten Schritt
bereits bis zur Brust.
    Der Fluß rauschte laut in ihren Ohren, aber sie hörte darüber die
schrillen Schreie von Tildy. Die Strömung riß an ihrem Rock, als sie sich
langsam vorbeugte und die Hand nach der Puppe ausstreckte. Es fehlten noch ein
paar Fingerbreit.
    Sie wagte noch einen Schritt ... und das Wasser schlug ihr über
dem Kopf zusammen.
    Der Hengst war sich selbst überlassen, um den Weg nach Hause zu
finden, und trottete gemächlich die ausgetretenen Spuren am Ufer entlang. Die
Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Ein Fischreiher kreiste langsam über
dem Sumpfgras und dem wilden Reis, der sich in dem schwachen Wind kaum bewegte.
Zwei Hörnchen jagten einen Baumstamm hinauf und hinunter und schimpften dabei
laut. Tyl fluchte leise. Als Folge seiner »offenen Worte« mit Caleb hatte der
Arzt von Merrymeeting einen schweren Kopf.
    Er wußte natürlich, es lag zum Teil an dem
starken Brandy in seinem Blut, den er so früh am Tag getrunken hatte. Aber der
andere, sehr viel größere Teil seines Unbehagens spannte seine Hose auf höchst
unangenehme Weise. Das lag an den intimen Ratschlägen, die er dem unschuldigen
Caleb in die roten und aufmerksam lauschenden Ohren geflüstert hatte. Tyl
wußte nicht, welche Wirkung sein Rat auf den armen Caleb haben mochte, aber er
selbst hatte sich jedenfalls mehr als wünschenswert stimuliert.
    »Verflucht!« Tyl richtete sich in den Steigbügeln auf. »Savitch,
du brauchst dringend eine Frau ...«
    Der warme, harte Druck in seiner Hose erinnerte ihn schmerzlich
daran, daß er seit einem gewissen Nachmittag im Wald von Falmouth keine Frau
mehr in den Armen gehalten hatte. Leider war sein Problem, daß er nicht einfach
jede x-beliebige Frau wollte.
    »Delia ...«, stieß er mit zusammengepreßten Zähnen hervor, »ich
rate dir, lauf mir nicht mehr über den Weg ...«
    In seiner

Weitere Kostenlose Bücher