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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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augenblicklichen Verfassung würde er sich sofort auf sie
werfen – verheiratet oder nicht.
    Er war so mit sich und seinem bedauernswerten Zustand beschäftigt,
daß es eine Weile dauerte, bis die Schreie in sein Bewußtsein drangen. Er
wollte seinen Hengst gerade in Trab setzen, denn der Lärm kam von
flußaufwärts, als er aus dem Augenwinkel etwas im Wasser treiben sah. Er riß
den Kopf herum und zog die Zügel an. In der Strömung trieb jemand ...
    In diesem Augenblick erschien Meg Parker mit der schreienden Tildy
an der Hand um die Flußbiegung. Sie schluchzte laut und rief etwas, von dem Tyl
jedoch nur ein Wort verstand. Aber das reichte, damit sein Herz einen Schlag
lang aussetzte.
    Delia!
    »Bleibt, wo ihr seid!« rief er den beiden
Kindern zu und wendete das Pferd. Dann galoppierte er am Ufer zurück. Er
konnte Delia nur vor den tödlichen Wasserfällen retten, wenn er sie vorher
erreichte. Er legte die Zügel um den Sattelknopf, riß sich den Rock vom Leib
und warf den Hut ins Gras. Mit dem Druck seiner Schenkel lenkte er den Hengst
zum flachen Ufer. Er hatte Delia bereits überholt, aber nun mußte er noch sehr
viel schneller sein. Er löste die Füße aus den Steigbügeln und sprang vom
Pferd. Auf dem weichen Grund konnte er den Aufprall geschickt mit den Knien
abfedern. Er watete ins Wasser. Als es ihm bis zur Brust reichte, begann er zu
schwimmen.
    Er würde Delia nur retten können, wenn er sie zu fassen bekam,
während die Strömung sie an ihm vorbeitrug. Er glaubte, es nicht zu schaffen.
Seine Panik wuchs, als es soweit war und seine Finger immer wieder ins Leere
griffen. Plötzlich spürte er zu seiner Erleichterung jedoch ihre Haare. Sie
entglitt ihm noch zweimal, während sie Seite an Seite nebeneinander trieben.
Endlich gelang es ihm, den Arm um ihren Oberkörper zu schlingen und sie festzuhalten.
Sie schien tot zu sein. Ihr zierlicher Körper lag schlaff in seinen Armen. Das
Gesicht wirkte bleich und leblos.
    Er schob sie auf das nasse Ufergras und
kletterte aus dem Wasser. Seine Finger suchten ihren Puls, aber er fühlte
nichts!
    »NEIN!« rief
er verzweifelt. Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie heftig, als
könnte er sie so ins Leben zurückbringen. Dann umklammerte er ihr Gesicht,
preßte seinen Mund auf die blauen, kalten Lippen und rang dann nach Luft.
    »NEIN!« schrie er noch einmal.
    Dr. Tyler Savitch hatte an der Universität in
Edinburgh nicht gelernt, wie man einen Ertrunkenen wiederbelebt. Das hatte er
einmal bei
seinem indianischen Vater Assacumbuit gesehen, der ein Kind ins Leben zurückholte, das in einen See gefallen war. Tyl tat
jetzt genau das, was Assacumbuit mit dem Kind getan hatte. Er hob und senkte wie beim Rudern Delias Arme und
drückte ihr dadurch den Brustkorb rhythmisch zusammen. Es half allem Anschein
nach nichts, aber er gab nicht auf, denn er wollte nicht glauben, daß er sie
für immer verloren hatte. Er würde es einfach nicht ertragen können.
    Tyl hatte auch gesehen, wie die Medizinmänner
der Abenaki Tote wieder zum Leben erweckten. Das versuchte er jetzt ebenfalls.
Er preßte seinen Mund auf ihre Lippen und beatmete sie ohne Unterlaß fest und
gleichmäßig.
    Plötzlich fiel ihr Kopf zur Seite. Sie hustete
einmal und dann noch einmal. Wasser lief ihr aus Mund und Nase. Dann übergab
sie sich.
    Er hielt ihr den Kopf, damit sie sich nicht verschluckte und es
ihr leichter fiel, Luft in die Lungen zu atmen. Als das Würgen schließlich nachließ und ihr Atem langsamer ging, nahm er
sie in seinen Schoß, drückte ihr den Kopf an die Brust und wiegte sich mit ihr
hin und her. Er schloß die Augen und drückte sein Gesicht in ihre nassen Haare.
    »O Gott,
Delia ... du hast mich zu Tode erschreckt.«
    Sie klammerte sich an sein tropfendes Hemd, drückte sich an ihn
und legte den Kopf an seine Schulter, während sie noch immer keuchte, hustete
und nach Luft rang.
    Sie lag beinahe gewichtslos in seinen Armen. Sie war wirklich fast
gestorben.
    Plötzlich zuckte sie zusammen und wollte aufstehen. »Tyl! Die
Mädchen! Wo sind die Mädchen?«
    Er hielt sie fest. »Keine Angst, es ist alles
in Ordnung.«
    Noch hatten sich ihre Lungen nicht beruhigt, noch kämpfte sie mit
jedem Atemzug. »A ... aber Tyl ...«
    »Sie sind etwas weiter flußaufwärts. Ich habe
ihnen gesagt, sie sollen dortbleiben. Meg war wenigstens klug genug, Hilfe zu
holen, und ist dir nicht nachgesprungen.« Er strich ihr beruhigend über das
Gesicht. Dann fragte er liebevoll: »Delia, wie

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