Penelope Williamson
Herzen
schlugen lauter als die Trommeln der Abenaki. Seine Hand glitt über ihren
Körper, als wollte er sie überall gleichzeitig berühren.
»Großer Gott ...«
Er schwankte, und sie klammerte sich an ihn.
Er zog ihren Kopf zu sich, um sie wieder zu küssen, aber sie wand sich aus
seinen Armen.
Ihre Lippen waren wund und geschwollen. Sie fuhr mit der Zungenspitze
darüber, und sie schmeckten nach ihm.
»Offenbar soll ich dir etwas zu essen vorsetzen«, flüsterte sie.
»Dann tu es«, sagte er heiser und kam einen Schritt näher. »Setz dich«,
erwiderte sie schnell und wich weiter zurück, so daß das Feuer zwischen ihnen war.
Tyl lachte rauh. »Delia, trotz deiner Leidenschaft ist es immer
wieder schwer, dich zu verführen.« Er setzte sich nach Indianerart mit
gekreuzten Beinen vor das Feuer.
Es gab Teller und Schalen aus Rinde, und Delia füllte sie mit
Essen. Wie ihr die Frauen gesagt hatten, reichte sie ihm die Gerichte
nacheinander. So etwas Neumodisches wie »Gabeln« kannte man hier nicht. Er aß
mit den Fingern und leckte sie zwischendurch immer
wieder ab. Aber er ließ Delia beim Essen nicht aus den Augen. Sie spürte seine
wartenden Blicke; ihre Haut wurde heiß, und irgendwo tief in ihrem Leib begann
etwas zu brennen. Sie atmete bewußt langsam und tief, dann setzte sie sich ihm
gegenüber und sah ihn an.
Er trug ebenfalls einen kostbar mit Perlen bestickten Umhang,
darunter eine Art kurze Weste und einen Lendenschurz. Der Muschelperlengürtel
um die Hüften war der gleiche, wie sie ihn trug. Mit den dunklen Haaren, dem
kantigen Gesicht, und den im Schatten nicht erkennbaren blauen Augen wirkte er
ganz wie ein Indianer. Sie dachte unwillkürlich an Bedagi auf der Plattform:
Sein nackter Körper war bemalt gewesen, er hatte die Keule geschwungen und
wildes Kriegsgeschrei ausgestoßen.
Ich kenne diesen Mann nicht, dachte Delia, ich kenne ihn überhaupt
nicht. Und ich habe Angst.
Er lächelte sie an. Bei diesem schiefen Lächeln wurde sie immer
schwach. Sie wandte schnell den Kopf ab, damit er nicht sah, welche Wirkung es
hatte.
Plötzlich kam es Delia im Wigwam sehr warm vor. Sie schob sich ein
paar feuchte Löckchen aus der Stirn und machte sich an der Spange zu schaffen,
die den Fellumhang zusammenhielt. Er war sehr schön, aber auch schwer und viel
zu warm – vor allem, wenn Tyl sie mit diesen Blicken ansah. Sie legte den
Umhang beiseite und strich mit der Hand über den glatten, weichen Pelz.
»Lusifee ...«, sagte Tyl.
Sie blickte überrascht auf. »So hat er mich
genannt.«
»Wer?«
»Traumbringer.«
Tyls Lächeln wurde hart. »So, so, wie interessant. Und wie hast du
ihn genannt?«
Delia verzog abfällig das Gesicht. »Er hat gesagt, ich müsse ihn 'Herr'
nennen, weil ich seine 'Sklavin' sei!«
Tyl lachte, aber es klang etwas unsicher.
»Was bedeutet das eigentlich – Lusifee?«
Er starrte sie an und sagte achselzuckend: »Es
ist ein Ausdruck großer Ehrerbietung. Ich habe noch nie gehört, daß er in Zusammenhang
mit einer Frau gebraucht wird.« Seine Augen funkelten spöttisch. »Obwohl ...
wenn er je auf eine Frau passen würde, dann auf dich. Lusifee bedeutet
Wildkatze.«
Delia lachte laut. »Und ich hatte schon gedacht, es sei ein Abenaki-Wort
für Dickkopf!« Tyl stimmte in ihr Lachen ein.
Das Wasser in dem kleinen, mit Hemlocksprossen
gefüllten Eisentopf begann zu kochen. Sie nahm eine Schöpfkelle, füllte sie und
warf ein Stück Ahornzucker in das duftende Gebräu. Doch als sie ihm die
Schöpfkelle über das Feuer hinweg reichen wollte, schüttelte er den Kopf.
»Bring es herüber.«
»Aber ...«
»Komm her. Es ist zu heiß!«
Sie ging gehorsam um das Feuer zu ihm. Er nahm
ihr die Kelle ab und legte sie vorsichtig auf den Boden, um nichts zu verschütten.
Dann schloß sich seine Hand blitzschnell um ihren Arm, und ehe sie wußte, wie
ihr geschah, saß sie auf seinem Schoß, und er hatte beide Arme um ihre Hüfte
gelegt.
Sie wand sich, aber dann spürte sie ihn. Ihr stockte der Atem. »Du
hast mich überlistet!« protestierte sie schwach.
Er gab ihr keine Antwort, sondern zog ihren Kopf nach unten und
küßte sie zart und sanft. Sie spürte seine weiche Zunge, und es war köstlich.
Er hob den Kopf, drückte den offenen Mund erst an ihren Hals und
flüsterte ihr dann ins Ohr: »Delia, ich kann nicht mehr warten. Ich will dich
... jetzt.«
Sie schmiegte sich an ihn und gab jeden Widerstand auf. Sie wollte
ihn nicht weniger und glaubte in seinen Armen zu
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