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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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außerdem die größte erdenkliche Schande über
ihn gebracht, weil ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, ihn zu
töten. Ich habe ihn zu einem schlimmeren Schicksal als dem Tod verurteilt, weil
mich die verlogene Moral der Weißen vergiftet hat.
    Assacumbuit nahm einen Zug aus der Pfeife,
und seine Lider schlossen sich zuckend. »Mein Sohn hat eine Schwäche, und du
hast sie klug genutzt. Aber du hast eine ähnliche Schwäche. Ihr müßt beide noch
lernen, eure Stärke und euren Stolz nur aus euch selbst zu ziehen. Ihr seid
abhängig von Lob und Tadel. Ihr seid Gefangene euerer Wünsche. Befreit euch von
Schuld und dem tödlichen Netz der inneren Anklagen. Werdet endlich erwachsen.«
    Tyl versuchte, seinen Kopf vom Rauchloch herunterzuholen, wo er
schwebte. »Warum hast du das Kriegsbeil gegen mein Volk ausgegraben?« fragte
er schließlich. Seine Stimme klang undeutlich, und er hatte das Gefühl, durch
eine Nebelwand zu sprechen.
    »Du gibst also wenigstens zu, daß die Yengi dein Volk
sind«, antwortete der Sachem. Das war natürlich keine Antwort.
    »Ich lebe jetzt bei ihnen. Das habe ich dir
zu verdanken.«
    »Du hast einmal bei den Abenaki gelebt.«
    Tyl biß die Zähne zusammen und bemühte sich,
seine zerfließenden Gedanken zu ordnen. Eine Unterhaltung mit Assacumbuit
glich selbst unter den günstigsten Umständen meist dem Ringen mit einem Geist,
den man nicht fassen konnte. Tyl suchte nach einem anderen Weg und fragte: »Was
macht der Priester hier?«
    »Die Yengi sind so zahlreich wie Sandkörner. Uns bleibt
kaum noch Platz, unsere Decken auszubreiten.«
    »Und? Was hat das mit dem Priester zu tun, der, wenn ich dich
darauf hinweisen darf, ebenfalls ein Yengi ist?«
    »Dein Bruder und alle, die ihm folgen, haben den französischen
Gott als ihren Gott angenommen.«
    »Ah!« sagte Tyl. Denn trotz Assacumbuits vager Art, auf seine
Fragen zu antworten, und dem Nebel in seinem Kopf ging ihm allmählich auf, wer
hinter dem Überfall auf Merrymeeting steckte. Ein Sachem wurde von den
Frauen des Stammes gewählt, denn bei den Abenaki ging die Erbfolge über die
weibliche Linie. Seine Herrschaft war keineswegs uneingeschränkt. Die
Entscheidung für einen Kriegszug zum Beispiel wurde von dem Rat der Alten
getroffen. Allerdings stand es einem Krieger, der Lust dazu hatte, frei,
jederzeit selbst einen Raubzug zu organisieren.
    Der Überfall auf Merrymeeting war bestimmt die
Idee Traumbringers gewesen. Zweifellos hatte ihn der französische Priester
darin bestärkt. Traumbringer bereitete seine Wahl zum Sachem nicht viel
anders vor als ein Weißer in den Kolonien, der sich um ein hohes Amt bewarb. Er
wollte mit einem sichtbaren Erfolg Stimmen gewinnen. Aber Traumbringer spielte
ein gefährliches Spiel, das mit einem offenen Krieg zwischen den Abenaki und
den englischen Siedlern enden konnte.
    »Du willst diese Yengi-Frau heiraten?« fragte Assacumbuit in einem
geschickten Versuch, Tyl von dem Überfall abzulenken.
    Beim Gedanken an Delia mußte Tyl lächeln. »Ja, ich will sie heiraten.
Ich will mich nachts in ihr verlieren. Ich will beim Aufwachen als erstes ihr
Gesicht sehen. Ich will alle meine Tage und Nächte damit zubringen, sie zu
lieben.«
    Dann dachte er daran, wie es dazu gekommen
war, daß sie ihm gehörte. Er hatte sein Glück Nats Tod und den schändlichen
Angriffen Traumbringers zu verdanken. Seine Schuld war ihm deshalb nicht
genommen. Er hatte Delia verstoßen, er verdiente sie nicht, keinesfalls um
diesen Preis. Trotzdem war er erleichtert, weil das Schicksal sie ihm
zurückgegeben hatte.
    Sein Vater nickte langsam, als lese er Tyls Gedanken. »Es ist eine
Freude für die Augen, sie anzusehen.«
    »Für das Herz auch«, sagte Tyl. Es fiel ihm immer leichter, seine
Liebe zu Delia zu gestehen.
    »Ich habe die Yengi-Frau ebenfalls geliebt, die deine Mutter war.«
    Die klare Feststellung überraschte Tyl, und sie rührte ihn tief.
Das gab ihm den Mut zu fragen: »Warum hast du mich gezwungen zurückzugehen? Sie
wußten nicht einmal, daß ich noch am Leben war, bevor du es ihnen gesagt hast.«
    Er rechnete nicht damit, daß Assacumbuit antworten würde. Der Sachem bewegte sich nicht, und seine Augen starrten blicklos aus einem Gesicht,
das nichts verriet, ins Leere.
    Doch dann hob er langsam den Kopf, und die schwarzen Augen, die
sich auf Tyl richteten, waren klar und auf unangenehme Weise durchdringend.
    »Ich habe dich gezwungen zurückzugehen, weil ich wußte, daß du im
Herzen immer ein

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